Idlewild - Idlewild
V2 / BertusVÖ: 03.10.2025
Einfach ich
Die Gitarren greifen, jaulen leicht auf, das Schlagzeug taktet im Midtmpo, aber mit Nachdruck. Bis Idlewild-Sänger Roddy Woomble nach 42 Sekunden den Prechorus einleitet. Und mitsamt des Verses "To prove yourself to the night" jene erste kleine Wendung des Songs mit der adoleszenten Gewissheit vorträgt, dass es so viele Orte , Szenen, Erfahrungen im Leben gegeben hat, die Dich in emotionale Achterbahnen geführt haben, Dich nachts wach hielten. Die aber wichtig waren für das, was danach kommen sollte. Die Reflexion, die Erfahrungen als Geschenk des Lebens. Und versehen mit einer umwerfenden Melodie: "If I'd ran away, it's o.k. / But It's important that we stayed / Out of place / I'm glad that we lived here for a while."
Das Quintett aus Edinburgh hat sich aus guten Gründen entschieden, dem neuen Album einen selbstreferenziellen Titel zu verleihen. Weil Idlewild, nachdem sie bereits mit "Interview music" wieder in die Nähe ihres früheren Zaubers fanden, wohl das erste Mal seit "Post electric blues" komplett bei sich angekommen sind. Meint konkret: zielsicheres, überraschend geradliniges Songwriting, etwas weg von den Folk- und Artrock-Versatzstücken der jüngeren Vergangenheit. Und, noch wichtiger: mit guten Songs zuhauf! Man nehme die umarmenden Melodien der gleichzeitig luftigen wie träumerischen "It's not the first time" und "(I can't help) Back that you found me".
Oder den zweiten Vorboten "Like I had before". Zunächst leiten Schlagzeug und Gitarrenriff zur Strophe, bevor ein typischer Idlewild-Refrain in das Intensität-Töpfchen langt und den in dieser Art nicht unbedingt mehr erwarteten, energiegeladenen Indie-Rocker über die Ziellinie drückt. Und so ein bisschen fällt dann die Kinnlade nach unten, wenn "Make it happen" nach seinem druckvollen Refrain tatsächlich mehrere Gitarrenspuren an die Wand spachtelt. Allerdings wären nicht Idlewild am Werk, ließen sie im frischen Mauerwerk kein Guckloch für eine tolle Harmonie, die das drängende Stück nebst Gitarrensolo gen Horizont trägt.
Das bereits neunte Studiowerk der Schotten zeigt, dass sich die Band in Bewegung befindet. Bewegung, die mit älteren Knochen bekanntermaßen etwas schwer fällt, die hier allerdings aus einem echten Pfund Kraft schöpft: indem man gefestigt zurückblickt auf all die Hits, auf die Bedeutung Idlewilds für die UK-Alternativ-Szene, – indem die Erinnerung als Ansporn dient. Woomble gibt zu Protokoll, er liebe es noch heute, immer an neue Orte zu gehen, um zu verstehen, wie die Band im Hier und Jetzt gelandet ist. Uns dagegen begeistert, wie Idlewild das Hier und Jetzt im besten Sinne ausfüllen. Wie der Fünfer ein bemerkenswert packendes Spätwerk abliefert, statt bloß eine – im guten Sinne – halbwegs freundliche Karikatur seiner selbst zu sein. Gerne mehr!
Highlights & Tracklist
Highlights
- Stay out of place
- Like I had before
- It's not the first time
- Make it happen
Tracklist
- Stay out of place
- Like I had before
- It's not the first time
- (I can't help) Back then you found me
- The mirror still
- Make it happen
- I wish I wrote it down
- Permanent colours
- Writers of the present time
Im Forum kommentieren
MickHead
2025-10-10 10:32:48
Platten vor Gericht
https://plattenvorgericht.blogspot.com/2025/10/idlewild-idlewild.html?m=1
jo
2025-10-07 16:11:46
Ich bin bisher auch ziemlich zufrieden. Mir macht's Spaß.
Francois
2025-10-07 16:09:32
The Mirror Still zündet schon beim ersten Hören,... richtig starker Song!
didz
2025-10-05 20:38:49
das album is leider wie befürchtet etwas langweilig geworden. die hooks, refrains und melodien packen einfach nich. auch irgendwie wirkt alles ein wenig zu textlastig auf mich. ja, keine ahnung...is ok. 5/10
jo
2025-10-04 19:42:02
Bestimmt mal reingehört in den letzten 25 Jahren, aber offenbar ist nix hängen geblieben. Nun weiß ich wieso :)
Gut möglich. Aber ich denke, "Altherrenrock" oder Ähnliches wäre eine Beschreibung, die du sicher mehreren deiner sonstigen favorisierten Bands geben würdest, würdest du sie heute zum ersten Mal hören :D...
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