Hotel Rimini - Gefährdete Arten
K&F / Broken SilenceVÖ: 26.09.2025
Zwischen Hotel und Kante
Es ist stets ein enormes Vergnügen, wenn praktisch aus dem Nichts musikalische Erleuchtungen den gelegentlich trüben Alltag erhellen. Die Band Hotel Rimini war 2023 solch ein faszinierendes Beispiel. Mit ihrem grandiosen Album "Allein unter Möbeln" bewarb sich das Sextett voller Schaffenskunst und Spielfreude um den Titel als bester Newcomer und bester nationaler Act des Jahres. Irgendwo zwischen Element Of Crime und versierten Singer-Songwritern wie Niels Frevert oder Gisbert zu Knyphausen spielten sich Frontmann Julius Forster und seine fünf Mitstreiter*innen mit ihren fein austarierten Kompositionen und klugen bis verrätselten Texten tief in die Gehörgänge. In der Folge traten sie den Beweis an, dass ihre Kunst auch live bestens funktioniert. Die einzige Frage, die sich stellte: Verbleibt das Ganze im Stadium des Projekts oder betrachten wir die Geburt von etwas Festem? Zwei Jahre später ist mit Blick auf "Gefährdete Arten" klar: Das Hotel ist gekommen, um zu bleiben.
Beim Vorgänger mit Langzeitwirkung gab es zusätzlich zur großen musikalischen Kunst auch eine hübsche Entstehungsgeschichte: Die sechs kreativen Geister seien alle in einem heruntergekommenen Hotel angestellt gewesen und hätten sich auf diesem Wege künstlerisch zusammengefunden. Zu schön, um diesen Mythos nicht zu glauben. Für "Gefährdete Arten" lautet die neue Erzählung nun wie folgt: Mit letzter Kraft und leerem Tank hätten alle eine vereinsamte Autobahnraststätte erreicht und vor Ort kurzerhand ein Tonstudio zur Aufnahme der zwölf frischen Songs errichtet. Nicht nur eine solche Rahmenhandlung erinnert derweil an "Allein unter Möbeln", sondern auch der klangliche Auftakt. Erneut nimmt ein instrumentales Intro die Hörerschaft an die Hand, "Blick in die Weite der Landschaft" heißt es in diesem Fall und macht klar, dass wieder etwas Besonderes auf alle wartet, die Ohren und Geist dafür öffnen mögen. Im Vorbeigehen erschließt sich die Qualität auch auf dem Zweitwerk nicht.
Sänger und Schauspieler Forster wird, wie vom Debüt gewohnt, begleitet von Paul-Jakob Dinkelacker, Annegret Enderle, Paula Schieferecke, dem von der Band Trümmer bekannten Paul Pötsch und Valentin Link. Es gibt, ganz klassisch, Gitarre, Schlagzeug, (Kontra)bass, aber eben auch: Hörner, Violine, Piano und Cello. Und damit eine klangliche Bandbreite, die den Songs ihren unverwechselbaren Charakter verleiht. Der Titelsong oder später das überragende "Déjà vu" überzeugen unmittelbar beim ersten Durchgang und dürften Hotel Rimini auch unter jenen eine Chance eröffnen, die bei dieser Art von Musik vielleicht nicht zwingend mit offenen Ohren durch den Tag laufen. Spannend sind ebenso ausgebremst vorgetragene Kompositionen wie "Funkloch" oder die Instrumental-Titel wie "Mimikry". Dass die Band in einigen Momenten selige Erinnerungen an Kante hervorrufen, ist ein zusätzlicher, überaus willkommener Reiz. Egal, was auf Hotel und Raststätte beim nächsten Mal folgt: Unser Interesse an einer Fortsetzung ist enorm.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Gefährdete Arten
- Unterholz d'amour
- Déjà vu
- Karte und Gebiet
Tracklist
- Blick in die Weite der Landschaft
- Gefährdete Arten
- Bekannte von früher
- Unterholz d'amour
- Déjà vu
- Traurige Tropen
- Was sich nicht sagen lässt
- Karte und Gebiet
- Funkloch
- Mimikry
- Krokodil
- Silvester
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MickHead
2025-10-18 11:10:19
Platten vor Gericht
https://plattenvorgericht.blogspot.com/2025/10/hotel-rimini-gefahrdete-arten.html
maxlivno
2025-10-06 23:19:42
es ist nicht ganz der große Wurf geworden, der das Debüt war, aber Hotel Rimini bestätigen hier ihr Talent
Armin
2025-10-01 20:39:42- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
Wwwam
2025-10-01 08:53:53
Ich mag's auch sehr. Bin in Köln dabei.
MickHead
2025-09-30 13:18:41
Gern geschehen!
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