Esoterica - Ether metal
Year Of The RatVÖ: 19.09.2025
Kein Witz
Wie der Schein manchmal trügt. Bandname, Albumtitel und Cover-Artwork schreien nach Totalausfall und Verriss. Fast könnte man eine KI am Werk vermuten, so abgeschmackt und abgehoben, zugleich generisch und nichtssagend wirkt all das im flüchtigen Ersteindruck. Doch der hat selten so getäuscht. Die Bezeichnungen "Esoterica" und "Ether metal" werfen zwar durchaus berechtigt die Frage nach der Ernsthaftigkeit dieses Projekts auf. Doch wenn es zur Sache geht, könnte die Antwort kaum deutlicher ausfallen. Denn das inzwischen auch schon fünfte Album dieser bislang eher unterrepräsentierten Truppe aus London ist weder ätherisch noch esoterisch, sondern bietet schwermetallische Klangkunst mit leicht progressivem Einschlag sowie starken Elektronik- und Gothic-Anleihen, die im Verbund eine dichte Sci-Fi-Atmosphäre erschaffen. In diesem Punkt vermittelt zumindest das Cover dann doch einen wahrheitsgemäßen Eindruck.
Mit "Ether metal" findet man sich nämlich inmitten einer düsteren, aber nicht hoffnungslosen Cyberpunk-Welt wieder, in der ein strammer Wind aus einem cineastisch-orchestralen Sound weht. Dieser ist immer wieder mit mitreißenden Böen aus griffigen Melodien und eindringlichen Vocals durchzogen, die aus einem schon auf der instrumentalen Ebene empfehlenswerten Album ein sehr gutes machen. Doch zunächst kommt das eröffnende "Into the ether" trotz bereits sehr solider Qualität in Sachen Gesangsführung und Atmosphäreaufbau eher unauffällig daher und bestärkt noch am ehesten jene Befürchtungen, die Bandname und Albumtitel heraufbeschwören. Die werden spätestens beim episch auftrumpfenden Refrain des folgenden "I am just one" aber schnell zerstreut, und mit "Alive", bei dem Sänger Tobias Keast sein Talent auf besonders beeindruckende Art unter Beweis stellt, endgültig hinweggefegt.
Spannung und Langzeitwirkung bezieht das Werk daraus, dass die Band sein narratives Szenario stilistisch konsequent anreichert, dabei aber eine durchaus überraschende Vielseitigkeit an den Tag legt. So würde das eingängige "Firefly" auch auf einem Muse-Album einen prominenten Platz einnehmen, während "Oriana" dem A-Perfect-Circle-Universum entsprungen sein könnte. Das steht wiederum in klarem Kontrast zu dem anschließenden "Heathen" und dem späteren "Dysutopia", die beide an Industrial-Bands erster Wahl denken lassen.
Fast macht es den Anschein, als wären Esoterica von der Angst getrieben, eintönig wirken zu können – was innerhalb der hier praktizierten Stilistik eine durchaus rationale Sorge ist. Da ist es fast schon befriedigend, einem Song wie "Enjoy" zu begegnen, der sich tadellos dem Schema klassischen Gothic-Rocks beziehungsweise Metals bedient, bevor das abschließende Duo aus dem hymnenhaften "Paper skull" und dem finsteren "Burn" erneut eine ausgeprägte audiovisuelle Gestaltungskraft unter Beweis stellt. Zumindest teilweise ist diese bei der Produktion der zugehörigen Videos vermutlich wirklich dem Einsatz von KI zu verdanken. Was aber im Ergebnis überzeugt und im Kontext Sinn ergibt, kann in der Sache nicht schlecht sein.
Highlights & Tracklist
Highlights
- I am just one
- Alive
- Firefly
- Heathen
- Paper skull
Tracklist
- Into the ether
- I am just one
- Alive
- Firefly
- Oriana
- Heathen
- Tokyo
- Dysutopia
- Enjoy
- Paper skull
- Burn
Im Forum kommentieren
Euroboy
2025-10-08 19:42:38
Der Bandname ist aber auch doof gewählt. Dachte im ersten Moment die Funeral Doom Götter Esoteric haben was neues am Start, stattdessen ist das nur so lahmer Pop-Metal.
ToRNOuTLaW
2025-10-08 16:17:06
Aufgrund der Rezi reingehört.
Meine unmittelbaren Assoziationen: Riverside, Katatonia, Lacuna Coil, Leprous. Deshalb stehen die auch alle in den Referenzen.
Halt Alternative Metal mit progressiven Einschlägen.
Ist gut gemacht, die 7/10 kann ich nachvollziehen, trifft aber nicht ganz meinen Geschmack.
Armin
2025-10-01 20:38:53- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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- Esoterica - Ether metal (3 Beiträge / Letzter am 08.10.2025 - 19:42 Uhr)
