Cardi B - Am I the drama?
Atlantic / WarnerVÖ: 19.09.2025
Im eigenen Tempo
Sich sieben Jahre Zeit für eine zweite Platte zu lassen, muss man überhaupt erstmal bringen. In der Zwischenzeit aber an Relevanz zu gewinnen statt zu verlieren, immerhin das hat Cardi B mit Bravour geschafft. Es versteht sich von selbst, dass die Ereignisse der letzten Jahre das Material für "Am I the drama?" darstellen. Der Albumtitel führt automatisch zu Folgefragen, etwa wie viel Chaos, Rechtsstreitigkeiten, Beefs gegen Nicki Minaj oder JT (City Girls) und Scheidungsdrama mit Offset auf satte 23 Tracks passen. Andererseits kann sich Belcalis Marlenis Almanzar auch mal selbst feiern, nach mehreren starken Nummer-1-Songs wie "Bodak yellow" oder "I like it", reihenweise Awards und nicht zuletzt drei geborenen Kindern, während sie mit dem vierten zur Veröffentlichung der Platte schwanger ist.
Nach "Invasion of privacy" gab und gibt es durchaus Stimmen, die sie für eine gerade mal durchschnittliche Rapperin halten, auch in der damaligen Plattentests.de-Rezension. Hier wurde mit Nachdruck daran gearbeitet, dass Cardi B darüber hinauswächst – und das durchaus ernstzunehmend. Da ist zum Beispiel der bittersüße Disstrack "Pretty & petty", welcher auf "Sue me?" der Bostoner Rapperin Bia reagiert und diesen Beef fast schon nebenbei zu Cardi Bs Gunsten beendet. Während das noch eher nach 90s-Westcoast klingt, springt "ErrTime" ein Jahrzehnt weiter: Wer wie die Künstlerin die Ära des Dirty South liebt, sollte an den nach Jeezy klingenden Beats, ausufernden Claps und geschickt eingeworfenen Adlibs Freude haben. Doch am energischsten nach vorne stürmt "Hello", vorgestellt beim WWE SummerSlam 2025 und lyrisch zwar simpel, dafür mit einem erschlagenden Flow sowie viel Feuer im Mund.
Die letzten beiden Nummern der Tracklist nehmen hier eine Sonderstellung ein, beide haben schon ein paar Jahre auf dem Buckel und gehören wohl eher der Vollständigkeit halber dazu. So war "Up" Almanzars erster Solo-Track nach langer Zeit und gleichzeitig als Lead-Single für diese Platte angekündigt, allerdings liegt die Durchschnittsqualität der anderen Songs höher. Und dann ist da noch "WAP" mit Megan Thee Stallion, der kommerziell größte Erfolg beider Künstlerinnen und zur Veröffentlichung Auslöser für eine der vielen Debatten über weibliche Sexualität in der US-Musikindustrie. Hätte es nicht gebraucht – die Platte ist auch so spannend genug und vielleicht sogar manchmal eher zu lang als zu kurz, auch wenn "WAP" retrospektiv bewertet immer noch ein mindestens passabler Track ist, hier jedoch unpassend wirkt.
Angenehmerweise bekommen die als Elefanten im Raum stehenden Themen genug Platz, um angemessen verarbeitet zu werden. So muss Offset unter anderem das an ihn gerichtete "Man of your word" ertragen, während "Magnet" sich relativ nüchtern auf JT und Lil Uzi Vert bezieht. Und selbst wenn die Zahl der Gastbeiträge auf den ersten Blick erschlagen mag, die Picks wurden richtig gut gewählt. Jeder Beitrag erfüllt seinen Zweck, selbst diese Neuinterpretation von "What's goin' on" mit Lizzo klingt nicht so schlecht, wie sie könnte. Summer Walker im Intro "Dead" und in "Shower tears" performt am elegantesten; nur Selena Gomez ("Pick it up") kann da mit zärtlicher Gesangsstimme als Feature und Ergänzung zu den Rap-Parts stimmungsmäßig mithalten. Props auch dafür, dass mit Kehlani ("Safe") und Janet Jackson ("Principal") zwei so große R'n'B-Namen der Vergangenheit und Gegenwart vertreten sind. Abgesehen von nicht mal einer Handvoll akzeptabler, doch deplatzierter Solo-Tracks wie "Outside" oder "Trophies" und eben den beiden erwähnten offensichtlichen Fillern geht das als rundes Sophomore-Album absolut in Ordnung – ungeachtet der Wartezeit.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Hello
- Pick it up (feat. Selena Gomez)
- Shower tears (feat. Summer Walker)
- Pretty & petty
Tracklist
- Dead (feat. Summer Walker)
- Hello
- Magnet
- Pick it up (feat. Selena Gomez)
- Imaginary playerz
- Bodega baddie
- Slute
- Safe (feat. Kehlani)
- Man of your word
- What's goin' on (feat. Lizzo)
- Shower tears (feat. Summer Walker)
- Outside
- Pretty & petty
- Better than you (feat. Cash Cobain)
- On my back (feat. Lourdiz)
- Errtime
- Check please
- Principal (feat. Janet Jackson)
- Trophies
- Nice guy (feat. Tyla)
- Killin' you hoes
- Up
- WAP (feat. Megan Thee Stallion)
Im Forum kommentieren
Armin
2025-10-01 20:38:06- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- Cardi B - Am I the drama? (1 Beiträge / Letzter am 01.10.2025 - 20:38 Uhr)
- Cardi B - Invasion of privacy (10 Beiträge / Letzter am 22.05.2019 - 13:11 Uhr)
