Mola - Liebe brutal
Eskapaden / Al!veVÖ: 26.09.2025
Aufgeräumt und durchgelüftet
Wirft man einen Blick in die deutschen Charts des laufenden Jahres, ergibt sich ein klares Bild: Deutschsprachige Musik boomt. Die Alben von Bands wie Feuerschwanz oder Mr. Hurley & Die Pulveraffen gehen weg wie geschnitten Brot. Apache 207, Nina Chuba oder Zartmann landen mit jeder neuen Single einen Hit. Selbst eine ernstzunehmende Indie-Künstlerin wie Dota belegte mit ihrem Album "Springbrunnen" in der Release-Woche einen respektablen sechsten Platz. Gute Chancen also für Mola, dass sie mit ihrem dritten Studioalbum "Liebe brutal" endlich die Früchte ihrer Arbeit ernten.
Die Köpfe hinter Mola sind Sängerin Isabella Streifeneder und Multiinstrumentalist Markus Harbauer. Auf "Liebe brutal" befassen sie sich, wie der Titel schon andeutet, mit den Irrungen und Wirrungen menschlicher Gefühle. Im Vergleich zum 2023 erschienenen "Das Leben ist schön" klingen die Songs aber weniger verzagt und hoffnungslos. Die bittere Trostlosigkeit des Vorgängers ist einer entspannten Abgeklärtheit gewichen. Zwischen all der Melancholie und dem Gefühlschaos erlaubt sich die 36-jährige Sängerin sogar die ein oder andere positive Note. Mola klingen 2025 immer noch nach der gleichen Zweizimmerwohnung. Nur wurde kräftig durchgelüftet, wurden die überquellenden Aschenbecher geleert, und ab und zu spitzelt die Morgensonne durch die Vorhänge. Wütend-frustrierte Punkausflüge sucht man auf "Liebe brutal" vergeblich. Stattdessen kreieren Mola traurig-schöne Balladen und zappeligen Indiepop. Unterstützt werden sie von Co-Produzent Korbinian Guggenmos, der offenbar das Shoegaze-Pedal seiner eigenen Band Stabat Kater für die Aufnahmen direkt mitgebracht hat.
Streifeneder setzt ihre besondere, rauchig-kratzige Stimme abwechslungsreicher ein als zuvor, was die kleinen musikalischen Kunstwerke der Münchner*innen noch heller scheinen lässt. Bei "Ich mach es kaputt" besingt sie voller Hingabe die eigene Beziehungsunfähigkeit und tanzt im Walzerschritt über den Scherbenboden. Der Titelsong ist ein schnodderiger Indierocker, "Warmes Bier" mit Gastsängerin Resi Reiner spätsommerlich leicht und poppig. Bei der Auswahl ihrer Gäste sind Mola stets geschmackssicher, was sich auch beim flinken "Vielleicht bin ich dumm" zeigt. Der Wiener Salò bereichert den Song mit einem kauzigen NDW-Auftritt und der eingängigen Textzeile "Sag mal weinst Du oder spuck ich beim Reden?" Beim flotten "Mama" bricht Streifeneder eine Lanze für alle kinderlosen Frauen, die es leid sind, regelmäßig ihre verbleibenden Eizellen durchzuzählen. Ein sehr spezielles Thema für einen so hartnäckigen Ohrwurm. "Immer wenn Du trinkst" wankt selig zu "Everybody's got to learn sometime"-Akkorden durch die Kneipe, bis der Tag anbricht und mit "Kleiner Stern" alle Träume zerplatzen: "Der nächste Morgen, keiner da / Gestern Nacht waren wir noch Stars."
Drehten sich auf "Das Leben ist schön" die Texte hauptsächlich um Verlust und Trennungsschmerz, träumt die Sängerin nun "Vom Ende der Einsamkeit" und formuliert mit "Wenn ich untergeh" ein waschechtes Liebesbekenntnis, voller Narben und blauer Flecken: "Liebe ist nicht immer höflich, manchmal ist sie auch brutal / Doch egal was auch passiert ist, ich weiß, wir war'n uns nie egal." Egal sind Mola hingegen Chart-Positionen. Die zwei haben es sich in ihrer Indie-Nische gemütlich gemacht und haben bisher nicht mal einen Wikipedia-Eintrag. Nicht nur den hätten sie verdient.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Vielleicht bin ich dumm (feat. Salò)
- Wenn ich untergeh
- Mama
- Keine Zeit
Tracklist
- Intro
- Liebe brutal
- Ich mach es kaputt
- Vielleicht bin ich dumm (feat. Salò)
- Warmes Bier (feat. Resi Reiner)
- Wenn ich untergeh
- Immer wenn Du trinkst
- Mama
- Was Liebe ist
- Schmetterling (feat. MC Windhund)
- Keine Zeit
- Kleiner Stern
- Menschen (feat. Fatoni)
- Vom Ende der Einsamkeit
Im Forum kommentieren
sizeofanocean
2025-09-25 11:25:27
es kann nur einen geben...
https://www.youtube.com/watch?v=oQR1JDDAOAg
Nummer Neun
2025-09-25 09:02:29
Hab sie dieses Jahr auf dem Tollwood als Support von Wanda gesehen. War ganz gefällig, mir ist vor allem ihr Song Warmes Bier im Kopf geblieben.
Armin
2025-09-24 21:05:39- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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