Helloween - Giants & monsters

Reigning Phoenix / Warner
VÖ: 29.08.2025
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Total normal

Irgendwann muss diese Euphoriewelle ja mal aufhören. Denn normal ist das nicht, was Helloween seit 2016 so treiben. Eine in ihren Einzelheiten mittlerweile komplett auserzählte Reunion, zwei Welttourneen, bei denen die Fans den größten Locations die Bude einrannten, ein überragendes Comeback-Album – man könnte meinen, den Metal-Urgesteinen gelingt seit einigen Jahren so ziemlich alles, was sie anpacken. Und zwar dermaßen gut, dass den ersten Menschen der Hype dezent auf den Keks geht. Trotzdem beschwört die zum Septett gewachsene Band immer noch ihre Einigkeit, bei der sich selbst die größten Streithähne aus früheren Zeiten immer noch lieb haben. Wenn die krawallige Daily Soap zur gefühligen Rom-Com wird, ist doch alles gut. Manchmal dürfen Dinge auch mal ohne Hintergedanken positiv sein.

Und doch sind die feinen Genüsse dieser Phase irgendwann einmal verköstigt, und es kommt wieder Schwarzbrot auf den Tisch. Will sagen: "Giants & monsters" muss noch mehr als 2021 "Helloween" unter Beweis stellen, dass die Band auch ohne die Euphorie, ohne den Rückenwind des Hypes funktioniert. Denn natürlich ist die Fallhöhe exorbitant, verlangen Fans wie Kritiker*innen doch immer noch Außergewöhnliches. Und sie bekommen es. Natürlich spielt den Musikern der gewaltige Erfahrungsschatz aus über 40 Jahren Karriere dabei in die Karten, der dafür sorgt, dass der bisweilen sehr schmale Grat zwischen Konzentration auf die Kernkompetenzen und Kalkül mit geradezu traumwandlerischer Sicherheit absolviert wird.

Da ist der rasante Opener "Giants on the run", bei dem sich Andi Deris und Kai Hansen den Gesang teilen, gefolgt vom hymnischen "Savior of the world". Da ist mit "This is Tokyo" aber auch – wie weiland "Dr. Stein" – die Single für den Massenmarkt. Wer demgegenüber der Meinung ist, "A little is a little too much" sei, nun ja, a little too much, nämlich etwas arg in den Pathos-Topf gegriffen, dem sein in Erinnerung gerufen, dass genau das in guter Tradition zu "A tale that wasn't right" oder "We got the right" steht – Songs, die dem Legendenstatus der ersten beiden "Keeper of the seven keys"-Alben nun wahrlich nicht entgegenstehen. Und just als man denken könnte, die Band würde in Selbstreferenzen verharren, brettert "We can be gods" derart selbstbewusst und ungestüm aus den Boxen, als hätte es all die Jahre des Streits und der künstlerischen Mittelklasse nie gegeben.

Wie mühelos und elegant Helloween mittlerweile agieren, zeigt allerdings vor allem die zweite Albumhälfte. Insbesondere zeigt der Siebener hier eindrucksvoll, was eine Band zu schaffen imstande ist, wenn sie nur ihre Kreativität ohne Rücksicht auf Egos in die richtigen Bahnen zu lenken vermag. Das über acht Minuten lange "Universe (Gravity for hearts)" zum Beispiel stammt nicht etwa aus der Feder des Longtrack-Spezialisten Kai Hansen, sondern von Sascha Gerstner, der damit nicht nur seine Kollegen an den sechs Saiten, also Hansen und Michael Weikath, sondern auch die beiden Vokalisten Andi Deris und Michael Kiske zu Höchstleistungen treibt. Und der kleine Wink in Richtung Gamma Ray beim abschließenden "Majestic" ist sicherlich genau so ein Zufall wie der Umstand, dass es nachts dunkel wird. "We are majestic", heißt es dort. Und das ist nicht das kleinste Bisschen übertrieben. "Großartig" scheint bei Helloween die neue Normalität zu sein.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Saviour of the world
  • Universe (Gravity for hearts)
  • Majestic

Tracklist

  1. Giants on the run
  2. Savior of the world
  3. A little is a little too much
  4. We can be gods
  5. Into the sun
  6. This is Tokyo
  7. Universe (Gravity for hearts)
  8. Hand of God
  9. Under the moonlight
  10. Majestic
Gesamtspielzeit: 50:35 min

Im Forum kommentieren

JanSpe

2025-09-03 08:10:50

08/15 Power Metal werden hier inzwischen als "Meisterwerke" abgefeiert. Ist weit gekommen.

Sneedlewoods

2025-09-02 22:31:02

Walls of Jericho, Keeper of the seven keys. Referenzwerke von Helloween. Ansonsten eher durchwachsenes Qualitätsniveau. Vom 2021 Album hatte ich nicht viel erwartet und so war es auch. Ähnlich ist es auch mit dem aktuellen Album. Was schon mit der eher halbgaren Produktion anfängt. Mein Superlux HD681 ist gnadenlos. Dumpfes Geboller mit mächtig viel Bass, da sind nicht nur "Giants on the run". Musikalisch eher zerfahren als kollektiv. Warum Hammerfall auf der 2023 Tour Helloween an die Wand genagelt haben? Da war eine Band auf der Bühne und kein Septett von Egomanen. Was sich am Happy Go Lucky Trallala fast jeder Titel niederschlägt. Im Bemühen zumindest im Ansatz an Alben wie "The dark ride" oder "Master of rings", von den erwähnten frühen Alben schreibe ich jetzt nichts, heranzureichen, bleibt der Wille auf der Strecke. Wenn die Band bei "We can be Gods" doch noch die Kurve kriegt, sind drei verschwendete Titel bis dahin zu verzeichnen. Eine Ballade wie "Into the sun" ertrinkt im Pathos und Schmalz. Ein Titel über acht Minuten ist immer eine Herausforderung, dass haben Gamma Ray besser hinbekommen. "Majestic"? Sind andere Bands eindeutig mehr.
Fazit? Ich mag keine Kürbissuppe und dieses Album habe ich mit ebenso wenig Genuss brav ertragen.

Armin

2025-09-01 21:09:57- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

joseon

2025-06-23 22:23:18

Verhaltene Vorfreude. Die Single ist leider erschreckend lahm. Muss man sich aber auch erst mal trauen, nach vier Jahren ohne neues Material mit so einer Scorpions Nummer anzukommen. Ein bisschen Angst macht mir auch die Einschätzung im aktuellen Deaf Forever. War zwar nur ein Pre-Listening, aber der Autor benennt "This Is Tokyo" gar als eines der Highlight des Albums.

MickHead

2025-06-23 20:46:26

Die deutsche Power-Metal Band "Helloween" aus Hamburg, kündigt für den 29.08. das 17. Studioalbum "Giants & Monsters" an. Es folgt auf "Helloween" von 2021.

Erster Song "This Is Tokyo"

https://youtu.be/88Nn7CIpmWQ?si=buNt4hFsPDAivlp_

Tracklist:

1. Giants On The Run
2. Savior Of The World
3. A Little Is A Little Too Much
4. We Can Be Gods
5. Into The Sun
6. This Is Tokyo
7. Universe (Gravity For Hearts)
8. Hand Of God
9. Under The Moonlight
10. Majestic

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