The Telephones - Sing when you're ringing
First / PALVÖ: 05.04.2004
Elefantenhochzeit
Tjaja, die Sache mit der gerechten Welt und so. In einer solchen nämlich würde ein Album wie dieses hier nicht auf einem Winz-Label versauern und auf wackligen Vertriebsbeinen stehen. Denn die Telephones haben alles, was sich die namenlosen The-Bands dieser Welt nur wünschen könnten. Einen würdevollen Umgang mit der Vergangenheit. Nur das Nötigste aus der Gegenwart. Ganz ganz ganz ganz tolle Songs, die selbst die aktuellen Werke der Strokes und der White Stripes in den Schatten stellen. Einen lustigen Humor, wie die schelmische Robbie Williams-Referenz mit dem Albumtitel schon vorwegnimmt. Und mit Songschreiber/Gitarrist/Zweitstimme Cevin Moystorm, Bassistin/Erststimme Mia Smithereen und dem liebevollen Drumcomputer an ihrer Seite auch noch eine äußerst charismatische Besetzung. Ein Mann, eine Frau, beide seltsam sympathisch? Wer da endgültig an die White Stripes denkt, liegt nicht allzu verkehrt. Auch musikalisch nicht.
Wie sich das Londoner Duo kennengelernt hat? Eine schöne Story. Er hatte offenbar Langeweile und zu viel Geld. Und erlag der Versuchung, eine der 0909-Nummern (das UK-Pendant zu unserer 0190) zu wählen, die über die nächtlichen Fernsehschirme flimmern. "Ruf! Mich! An!" und so. Am anderen Ende der Leitung war Mia, die sich mit dem geschmacklosen Gestöhne ihr Studium finanzierte. Die sexuellen Absichten von Cevin Moystorm waren aber blitzschnell vergessen. Denn er verliebte sich auf Anhieb in ihre bezaubernde Stimme. Und suchte ohnehin schon seit längerem vergeblich eine solche, um seine zahlreichen, bislang nur auf dem Papier und in seinem Kopf existierenden Songideen endlich Wirklichkeit werden zu lassen. Also fragte er, ob sie denn auch singen könne. Sie kann. Und auch noch Baß spielen. Und sieht nebenbei auch noch unglaublich gut aus, wie er wenig später feststellen durfte. Nun teilen sich die beiden seit drei Jahren nicht nur das Studio, sondern auch das Bett. Im Laufe des Jahres ist die Hochzeit geplant, den ersten Trauzeugen gibt's in Form von "Sing when you're ringing" schon jetzt. Eine Geschichte, wie sie nur das Leben schreibt. Und eine, die eigentlich zu schön ist, um nicht erfunden zu sein.
Da waren sie wieder, die Parallelen zu den White Stripes. Nur, daß die Telephones ohne rot zu werden den Gassenhauer "It's true that we love one another" schmettern könnten. Haben sie wohl bislang noch nicht live. Sollten sie aber. Käme nämlich bestimmt gut. Wie auch bestimmt Mia Smithereen gut kommt, die laut Homepage bei den Telephones für "Vocals and excitement" zuständig ist. Ja, das ist anregend. Ja, das ist spannend. Ja, das ist sexy. "Rome wasn't burnt in one day" heißt der feisteste Song des Jahres, "A luck of strokes" eine standesgemäße Verarsche, "Watching the scars" die verblüffende Ballade und "Call me" das allererste Blondie-Cover ever, das nicht zum Haareraufen ist. Ganz im Gegenteil: Die Telephones lassen die Whites ziemlich schwarz aussehen. Kaum zu glauben.
[Hinweis: Man beachte bitte dringend diesen Thread nach dem Genuß dieser Rezension.]
Highlights & Tracklist
Highlights
- Fever to yell
- Dial 0909-L-O-V-E
- Rome wasn't burnt in one day
- Watching the scars
Tracklist
- Fever to yell
- At first I was afraid
- Fire
- Dial 0909-L-O-V-E
- Supreme
- Right guy for the wrong thing
- A luck of strokes
- Bill
- Rome wasn't burnt in one day
- Call me
- This ain't a song to hum to
- Watching the scars
Im Forum kommentieren
Nummer Neun
2017-04-01 11:46:21
Von denen hat man auch schon lange nichts mehr gehört. Reunion-Tour?
captain kidd
2012-07-15 10:32:16
groß. ganz groß.
bille
2012-03-17 15:13:08
schöne rezi.
Zwirn Regener
2012-02-16 20:32:42
Auch, ja. Ein pimmelhaftes Album.
stativision
2012-02-16 20:30:47
Genitales Album!
...
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