Sondre Lerche - Two way monologue
Virgin / EMIVÖ: 22.03.2004
Sprachschatz
Bergen, Mitte der Achtziger: Sondre Lerche ist vier und A-Ha-Fan. Mit acht schrammelt er schon selbst eifrig auf der Gitarre herum, nimmt Unterricht. Gerade zwölf, trifft der Knirps nach einem Konzert seiner Lieblingsgruppe Morten Harket und raunzt ihn erstmal an, was die Band sich denn dabei denke, so spät erst Autogramme zu geben, er müsse ja schließlich zur Schule am nächsten Morgen! Mit dem Eintritt ins Teenie-Alter kommt der erste richtige eigene Song, und Sondre fällt das frühe Aufstehen noch schwerer: Seine Schwester arbeitet in einem Club und arrangiert dort Auftritte für ihn. Wahrscheinlich muß der schmächtige, blasse Kerl mit den ernsten Augen heute noch den Türsteher von der Legalität seines Aufenthalts in der Lokalität überzeugen. Dort wurde der talentierte Norweger von einem Produzenten entdeckt, bekam mit siebzehn einen Plattenvertrag bei Virgin und kann mittlerweile bereits vier ausverkaufte US-Tourneen in seine Vita kritzeln. Seine einstigen Helden A-Ha hat er auch schon supportet. Vor 25.000 Zuhörern.
"Two way monologue" ist in Norwegen, genau wie sein Vorgänger "Faces down" (laut "Rolling Stone" einer der Top 10-Erstlinge des Jahres 2002) von 0 auf 2 in die LP-Charts geprescht. Und das neue Werk von Sondre Lerche ist auch eine ideale Platte, um Wetten zu gewinnen. Behauptet einfach mal, Sondre Lerche sei erst einundzwanzig, habe alle Stücke komplett selbst geschrieben und zwei davon sogar eigens produziert. Da wird jeder Einspruch erheben und mindestens eine Flasche Aldi-Champagner einsetzen. Könnte man niemandem verübeln, schließlich findet der Guteste hier Melodien wie jahrelang trainierte Polizeihunde das Säckchen mit Drogen. Musikalisch zum Kopfschütteln reif und das völlig unangestrengt, herrlich zeitlos und stets mit einem jazzigen Federn in der Stimme. Wenn es eine Matratze gibt, auf der man liegt, wie Sondre Lerche singt, dann möge dies hier bitte als formlose Bestellung derselben aufgefaßt werden.
"Track you down" könnte auch ein verschollenes Werk von Jeff Buckley in seinen relaxteren Momenten sein, "Wet ground" ein vergessenes Kleinod aus der Songschmiede von Brian Wilson. Akustikgitarre, Streicher, Bläser, Glockenspiel, Akkordeon - die klassische Instrumentierung macht diverse Verbeugungen in Richtung Vorbilder. Und die äußerst gelungenen Songstrukturen warten trotz minimalistischen Ansatzes immer wieder mit erstaunlichen Wendungen auf. Ebenso überraschend: die Texte. Nicht bloß poetisch wertvolle Worthülsen, sondern Zeilen, die man benicken, beklatschen, behalten möchte. Zum Beispiel: "To play is easier than to set the groove." Daß er beides kann, hat Sondre Lerche hiermit bewiesen. Bravourös.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Track you down
- On the tower
- Wet ground
- It's over
Tracklist
- Love you
- Track you down
- On the tower
- Two way monologue
- Days that are over
- Wet ground
- Counter Spark
- It's over
- Stupid memory
- It's too late
- It’s our job
- Maybe you're gone
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