The Reds, Pinks And Purples - The past is a garden I never fed
Fire / CargoVÖ: 04.07.2025
Bring on the dancing horses and other revelations
Ja gut, die Überschrift ist ganz schön lang. Wissen wir. Wir machen das aber jetzt mal so, denn es passt bestens zur Tracklist – auch hier wurde sich ja offenbar bemüht, möglichst viel Platz zu schinden. Es passt aber auch zu den zwei Bands, an die man zwangsweise immer wieder denken muss, wenn man dieses fantastische Album hört. Bei den ersten Tracks vermuteten wir sogar erst eine Verwechslung beim Promoter, der uns mit Bemusterungen versorgt: Denn was The Reds, Pinks And Purples hier abliefern, klingt so dermaßen verführerisch nach einem sehnlichst und leider auch vergeblich erwarteten guten Spätwerk von Echo & The Bunnymen, dass es einiger rückversichernden Blicke in das Promo-Begleitmaterial bedarf, um festzustellen: Hier handelt es sich wirklich um The Reds, Pinks And Purples. Und um den zweiten Teil der Überschrift zu erklären: Was ebenfalls in nahezu jedem Stück durchscheint, ist ein genialisch-irrlichterndes Songwriting, wie man es eigentlich nur von einem kennt: Mark Oliver Everett. Wer sonst kann mit einfachen Mitteln so viele Emotionen abrufen? Nun birgt ein solches Namedropping natürlich erhebliche Gefahren, denn es rückt das Werk gefährlich in die Nähe des Plagiatvorwurfs; ebendies soll aber an dieser Stelle heftig verneint werden. Denn "The past is a garden I never fed" ist trotz alledem eigenständig und eigenbrötlerisch genug, dass hier guten Gewissens von enormer Schöpfungshöhe geredet werden kann.
Was einen allerdings fuchst: Wie soll man bei diesem herrlichen Album nur einigermaßen sinnvoll die sogenannten "herausragenden Tracks" benennen? Denn hier ist wirklich kaum einer dabei, der in irgendeiner Form abstinkt. Glenn Donaldson schafft es, dem Genre Gitarrenpop auf 14 Stücken immer wieder ganz unterschiedliche Facetten abzuringen. Da gibt es klassischen Jangle-Sound wie im Opener, aber auch eine gutgelaunte Poppigkeit, wie man sie von den späten New Order kennt: In "Slow torture of an hourly wage" findet sich sogar eine Harmonica, die ja auch die Manchesteraner gerne einmal zur stilistischen Abgrenzung einsetzten. Es gibt aber auch angenehm rumpelige und shoegazige Tracks wie "You're never safe from yourself" oder auch "My toxic friend". In anderen Stücken klingt das Slackertum eines Nikki Sudden (†) an – oder auch die blankgewienerte und perlende Gitarrenarbeit von Grant McLennan.
Vor rund zwei Jahren hieß es an dieser Stelle zum Album "The town that cursed your name": "Da kann man erfahrungsgemäß einfach aufschreiben, dass es wie immer klingt. Danke für die Aufmerksamkeit und eine schöne Woche noch." Das war seinerzeit sicherlich richtig, angesichts der aktuellen Veröffentlichung darf aber festgestellt werden: Es ist schon ziemlich bemerkenswert, wie es The Reds, Pinks And Purples gelingt, nach einer Vielzahl von Alben in einem eigentlich ganz gut abgezirkelten Genre noch so viel neue Details zu entdecken und freizulegen, dass echte Innovation stattfindet. Ja, hier wird unglaublich geschickt und raffiniert immer wieder das eine oder andere Füßchen auf Neuland gesetzt, ohne dabei die bisherige musikalische Ausdrucksform zu verlassen; Evolution im allerbesten Sinne also. Und nicht zuletzt schaffen The Reds, Pinks And Purples auch noch den Spagat, dass das Album einerseits schon beim ersten Reinhören sensationell gut reinläuft, andererseits aber auch nach dem zehnten Durchgang noch Spaß macht und ohne Abstriche in den Bann zieht.
Highlights & Tracklist
Highlights
- I only ever wanted to see you fail
- A figure on the stairs
- Slow torture of an hourly wage
- My toxic friend
Tracklist
- The world doesn't need another band
- I only ever wanted to see you fail
- A figure on the stairs
- Slow torture of an hourly wage
- Trouble don't last
- You're never safe from yourself
- Your cult is on fire
- My toxic friend
- Your taste makes you strange
- Marty as a youth
- What's the worst thing you heard?
- No one absolves us in the end
- Richard in the age of the corporation
- There must be a pill for this
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Lucas mit K
2025-10-07 08:44:54
Geht mir ganz genauso. Schöner Jangle-Pop, aber es fehlen ein bisschen die Überraschungen. Über die Lyrics musste ich an manchen Stellen schmunzeln, dieser leicht bissige Zynismus ist schon ganz cool.
7th Seeker
2025-10-06 20:05:43
Zwei Monate und einige Hördurchgänge später hat das Album dann doch stark abgebaut. Sound und Stimmung gefallen mir nach wie vor sehr, aber darüber hinaus ist mir das auf Dauer doch ein wenig zu eintönig, gefühlt sind es immer die gleichen Songstrukturen, sodass es am Ende nicht so viel mehr als eine wohlig warme Sounddecke ist.
Bin am Ende bei ~6,5/10.
Immermusik
2025-08-26 20:06:39
2 coversongs auf Bandcamp. U.a. von den wunderbaren Cindy (Tough love records)
https://theredspinksandpurples.bandcamp.com/album/different-currencies
Hierkannmanparken
2025-08-01 14:22:51
Das Coole an Slow Torture... ist, dass er da ein bisschen klingt wie Jon Benjamin, der Sprecher aus Bob's Burgers und Archer, vor allem im Refrain. Zu ersterem passt der Song ja auch inhaltlich ganz gut. :D
7th Seeker
2025-07-20 15:53:01
Sehr schönes Album, auf das ich ohne plattentests nie gestoßen wäre.
Ob sich die 8/10-Wertung auch bei mir etabliert, muss ich noch sehen, aber Sound und Stimmung holen mich richtig ab.
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