The Cure - Mixes of a lost world (Deluxe Edition)

Fiction / Polydor / Universal
VÖ: 13.06.2025
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Völlig aufgelöst

An Robert Smith ist nicht nur ein Goth-, sondern auch ein Dance-Bär verlorengegangen. Siehe seine Gast-Vocals in "Not in love" von Crystal Castles oder Junior Jacks "Da hype". Dann wiederum stellt sich die Frage, ob eine Remix-Aufarbeitung von "Songs of a lost world" das geeignete Mittel ist, um diesem so wunderbaren wie wundersamen Album über Vergänglichkeit und letzte Dinge beizukommen, doch immerhin sorgt Smith wie beim Live-Pendant dafür, dass sämtliche Einnahmen an die Organisation War Child gehen. Auch basisdemokratisch gesehen ist "Mixes of a lost world" mit drei Tonträgern und 24 gleichmäßig auf alle Originale verteilten Versionen blitzsauber aufgestellt – zwar kann man auch eine bloß 16 Tracks umfassende Edition kaufen, auf der jedoch illustre Smith-Lieblinge wie The Twilight Sad, 65daysofstatic oder Mogwai fehlen. Und will man so etwas?

Nehmen wir's als relativ leicht durchschaubaren Trick für einen guten Zweck – und sehen geflissentlich über die maue Vorabauskopplung "Alone" hinweg, für die Kieran Hebden von Four Tet lediglich schon mal gegessene UK-Dubstep-Schlaufen eingefallen sind. Umso besser: der Auftakt "I can never say goodbye", dem DJ-Legende Paul Oakenfold perkussive Power und staatstragendes Piano einpflanzt. Da ziehen selbst der filigrane Midtempo-Mix des Norwegers Per Martinsson alias Mental Overdrive und der abstrakte Dark Ambient von Craven Faults aus Yorkshire den Kürzeren. Ebenso Hochwertiges stellen Orbital direkt danach mit dem finalen Brocken "Endsong" an: ein paar Schichten Hall raus, schleppender Synth-Groove und elektronischer Wurmfortsatz rein, delikat geriffte Gitarre und rhythmisches Gerüttel dürfen bleiben. Ein Volltreffer im Tanzclub Verzweiflung.

Mit "Drone:Nodrone" steht auch das kratzbürstigste Stück von "Songs of a lost world" ziemlich weit oben – bearbeitet von Daniel Avery, der den ungemütlichen Basslauf knorrig herausstreicht. Noch rabiater bohrt der "Anti-gravitational"-Remix von den Post-Rock-Italienern JoyCut dasselbe Stück auf: mit reinsensenden Hubschrauber-Sounds und industriellen Keyboard-Hieben. Zusammen mit Mura Masas im Underworld-Stil zerhackter "All I ever am"-Fassung eine stachelige Wohltat nach einem recht schwachen Mittelteil. In diesem verstehen sich Anja Schneider, Âme, Gregor Tresher und viele andere zwar auf meist funktionierende Club-Tracks von Minimal über Balearic House bis Nu Disco, lassen Smiths Stimme aber oft ziellos im Stereo-Panorama umherschwirren. Und auf einmal stoßen auch The Cure an Grenzen, für die sie im Grunde nichts können.

Und die erwähnten Favoriten des Frontmanns? Machen ihre Sache zum Schluss ordentlich. 65daysofstatic mit einer quasi-orchestralen Interpretation von "All I ever am", The Twilight Sad im bassig runtergehungerten "A fragile thing" und Mogwai mit einer, nun ja, Variation von "Endsong". Ausfälle leistet sich dieser voluminöse Dreierpack kaum – aber auch wenig so Stilvolles wie das shoegazige "And nothing is forever" aus dem Mischpult des erklärten Fans Anders Trentemøller. Fun Fact: In ausgewählten Indie-Plattenläden weltweit konnte man für begrenzte Zeit ein Dubplate mit Snippets dieses Albums hören, das sich bei jedem Abspielen mehr auflöst – womöglich ein Verweis auf "Disintegration" oder gar auf William Basinskis "The disintegration loops". Passt doch: In der The-Cure-Diskografie dürfte auch die Halbwertszeit von "Mixes of a lost world" nicht die längste sein.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • I can never say goodbye (Paul Oakenfold "Cinematic" remix)
  • Endsong (Orbital remix)
  • All I ever am (Mura Masa remix)
  • Drone:Nodrone (JoyCut "Anti-gravitational" remix)
  • And nothing is forever (Trentemøller rework)

Tracklist

  • CD 1
    1. I can never say goodbye (Paul Oakenfold "Cinematic" remix)
    2. Endsong (Orbital remix)
    3. Drone:Nodrone (Daniel Avery remix)
    4. All I ever am (Meera remix)
    5. A fragile thing (Âme remix)
    6. And nothing is forever (Danny Briottet & Rico Conning remix)
    7. Warsong (Daybreakers remix)
    8. Alone (Four Tet remix)
  • CD 2
    1. I can never say goodbye (Mental Overdrive remix)
    2. And nothing is forever (Cosmodelica Electric Eden remix)
    3. A fragile thing (Sally C remix)
    4. Endsong (Gregor Tresher remix)
    5. Warsong (Omid 16B remix)
    6. Drone:Nodrone (Anja Schneider remix)
    7. Alone (Shanti Celeste "February blues" remix)
    8. All I ever am (Mura Masa remix)
  • CD 3
    1. I can never say goodbye (Craven Faults rework)
    2. Drone:Nodrone (JoyCut "Anti-gravitational" remix)
    3. And nothing is forever (Trentemøller rework)
    4. Warsong (Chino Moreno remix)
    5. Alone (Ex-Easter Island Head remix)
    6. All I ever am (65daysofstatic remix)
    7. A fragile thing (The Twilight Sad remix)
    8. Endsong (Mogwai remix)
Gesamtspielzeit: 147:40 min

Im Forum kommentieren

The MACHINA of God

2025-06-23 15:21:41

Für mich das größte Problem bei Remix-Alben ist, dass oft die ursprünglichen Bestandteile und das neu hinzugefügte nicht harmonisch (und ab und zu auch rhythmisch) passen. Oft merkt man dort auch den Unterschied zwischen remixenden Musikern und remixenden "Elektroartists" (womit ich solche meine, die kein Instrument spielen bzw. nicht viel mit Harmonielehre haben). Fiel mir damals schon bei Becks "Guerolito" auf.

oldschool

2025-06-23 13:30:23

mit Remixes ist es immer so eine Sache. Selbst wenn der Remix gut ist, kann es durchaus sein, dass das Ergebnis die eigentlichen Fans nicht mehr anspricht. Spannend finde ich das auch nicht, eher öde und langweilig. Die Stimmung geht oft völlig verloren. Da bleib ich lieber beim Orginal

MM13

2025-06-19 09:48:28

für mich eine 8/10
klar die stimmung vom original kann man so nie erreichen,aber ich find es einfach spannend was auch daraus entstehen kann.

Armin

2025-06-19 09:32:57- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?


Hierkannmanparken

2025-06-17 09:57:49

Ach geil, von Craven Faults gibt's auch einen Remix! Auch ohne Gesang, was noch ein bisschen besser zu seinem Klangkosmos passt.

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