
Easy Easy - Easy Easy
Odd4VÖ: 06.06.2025
Ehrenfelder Nächte
Easy Easy könnte man auch in Köln verorten, wenn man nicht sicher wüsste, dass sie aus der Domstadt kommen. Will heißen: schon irgendwie Hipster, aber bodenständig – in etwa so wie Ehrenfeld oder Nippes eben. Im Gegensatz zu manchem Berliner Ego zeigen sich die Newcomer nämlich äußerst selbstreflektiert: "Ich glaub', ich trinke zu viel / Und was ich trinke, ist Gift." Andererseits gilt: "Wenn wir jetzt nicht leben, dann erleben wir nichts!" Angetrieben durch jugendlichen Lebenshunger und abgesichert durch ein abgeklärtes Verständnis gängiger Indie-Regeln legt das Septett das selbstbetitelte Debüt vor. Septett? Ja, die Band besteht tatsächlich aus sieben Mitgliedern, wobei nur fünf die derzeit recht angesagten Konzerte bestreiten. So viel zur Eigenart. Richtig eigen ist bei Easy Easy ansonsten nicht ganz so viel – was aber kein Dealbreaker ist, solange es so hochsympathisch daherkommt wie der Großteil der vorliegenden zwölf Songs.
Die zumeist gelungene Mischung aus Indie-Party und immer fühlbarer Melancholie kommt besonders in der Single "Junge Hunde" zur Geltung, wenn Easy Easy eine flirrende Gitarre gekonnt auf der Neuen Neuen Deutschen Welle reiten lassen. Überhaupt hantiert die Band hier derart souverän mit Achtziger-Synthies und tanzbarem Bass, als sei sie schon ewig dabei. Nicht nur musikalisch treffen die Kölner somit mitten ins Herz der Gen Z, sondern finden auch den emotionalen Zugang zu ihrem Publikum. Zum Beispiel hier: "So spät mag sie niemanden mehr", weil das nachts immer schwierig ist. Ob nun wegen finsteren Gedanken oder schlechtem Rausch? Die Antwort bleiben die Musiker ihren Hörer*innen schuldig, lassen stattdessen die Synthesizer hüpfen und den Song zum Schluss auf Akustikakkorden wegdämmern wie seine Protagonistin. Auch "Nicht leicht" ist ein verkaterter Wave-Chanson um vier Uhr früh, singt vom berühmten Messer im Herz und kann sich nur ganz am Ende einmal kurz aufraffen. Vermutlich bloß, um Zigaretten im Späti zu holen. Und der Bandname liest sich plötzlich gar nicht mehr so unironisch.
Insgesamt bewegen sich Easy Easy aber schließlich doch auf der Sonnenseite. In Sachen Stimmung unterscheiden sich die vier englischsprachigen Stücke nicht sonderlich vom Rest – sie klingen nur leider auch so, wie es eben oft klingt, wenn deutsche Bands auf Englisch singen. "Chase me" tut sich damit absolut keinen Gefallen, da das Alleinstellungsmerkmal flötengeht und gute NNDW auf einmal zu zwar glitzerndem, aber auch eher generischem Wave-Pop wird. Schade drum! Witzigerweise glänzen gerade "You (find love)" und "Leave" dennoch mit schönen Melodien, während "Viva allein" ein wenig gesichtslos bleibt. Unerwartet kommt auch, dass "Alles leid außer Dir" das Album als Liedermacher-Blaupause beschließt. Klang so Olli Schulz mit 22? Easy Easy haben ihren Indie im Griff und die NNDW auf ihrer Seite, noch dazu stellen sie die richtigen Fragen: "Kannst Du mir sagen, dass es echt ist?" Die Beliebtheit der Band ist es durchaus. Den musikalischen Beweis auf Albumlänge werden die sieben bestimmt auch noch liefern.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Junge Hunde
- So spät mag sie niemanden mehr
- Gift
Tracklist
- PS.
- Junge Hunde
- You (find love)
- So spät mag sie niemanden mehr
- Chase me
- Das Leben ist fair
- Nicht leicht
- Gift
- Viva allein
- Leave
- Need
- Alles leid außer Dir
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Armin
2025-06-11 20:40:17- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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- Easy Easy - Easy Easy (1 Beiträge / Letzter am 11.06.2025 - 20:40 Uhr)