
Sarah Connor - Freigeistin
Polydor / UniversalVÖ: 23.05.2025
Wir waren mal Papst
So richtig hassen kann man Sarah Connor nicht. Woran das liegt? Vielleicht an ihrer wirklich beeindruckenden Stimme. Vielleicht auch an der erfreulich unaufgeregten Art, mit der sie durch ihre wechselhafte Karriere navigiert. Ja, es gab tatsächlich mal eine Zeit, in der sie so etwas wie die teutonische Version von Christina Aguilera war. Lang, lang ist's her. Mittlerweile singt Connor auf Deutsch, was die Wahrscheinlichkeit für internationale Beachtung natürlich immens reduziert. Aber mal ehrlich: Seit "Muttersprache" hat die Sängerin die Weltherrschafts-Ansprüche ad acta gelegt, was letzten Endes einfach nur eine vernünftige Entscheidung war. Deutsche Musikhörer*innen sind treu, unzählige auf Telamo erscheinende Künstler singen immer wieder das gleiche Lied davon. Von derlei Auswüchsen ist Connor auf ihrem neuen Album "Freigeistin" glücklicherweise weit entfernt. Ja, das heißt wirklich so.
Ganze 17 Songs beinhaltet das Werk, denn weniger wären irgendwie auch ein Zeichen von Schwäche gewesen. Die Musik ist durchweg gefällig, wobei der Sound zwischen Retro-Vibe und Waschmittelwerbung oszilliert. Im Zentrum steht selbstverständlich Connor, die mal mehr, mal weniger kluge Zeilen von sich gibt. Schon die erste Single "Ficka" stellt die Hörer vor eine Entscheidung: Entweder man schreit laut "cringe" und verkriecht sich in den begehbaren Plattenschrank, oder man freut sich ob des feinen Gitarrensolos, das sich ans Ende des Songs verirrt hat. Inhaltlich ist "Ficka" allerdings nicht viel mehr als Musik gewordener Streisand-Effekt. Muss man aushalten wollen. Deutlich besser macht es da "Geiles Leben", ein erstaunlich luftiger Song, in dem Connor beweist, dass sie noch immer mühelos durch die Oktaven springen kann.
Auf vergleichbar hohem Niveau sind vor allem die Synthpop-Songs, die gleichmäßig über das Album verteilt sind. Vor allem der Opener "Heut' ist alles gut" und "For life" ragen musikalisch heraus, man kann den Feinstaub der Rauchmaschine durch die Lautsprecher riechen. Textlich hat Connor freilich nicht viel mehr als Motivationsmeme-Verse in petto, aber wer braucht schon Texte, wenn er Feinstaub hat. In Sachen lyrischer Breitseite darf "Herzen in Aufruhr" nicht unerwähnt bleiben. "Ich träum' von einer Welt / In der wir alle friedlich zusammen sind", singt Connor da und der Kirchentag nickt wohlwollend. Apropos: In "Hölle" verbindet die Chanteuse biblische Metaphern mit Trennungsschmerz. Die Chance für ein Wolfgang-Petry-Feature wurde hier leider verschenkt, aber man kann nicht alles haben. Nein, auch keinen Rabatt auf Tiernahrung.
Das, was "Freigeistin" zur Geduldsprobe werden lässt, sind die teils wüsten Fehltritte, die sich Connor leistet. So ist "Schlechte Idee" tatsächlich eine, egal wie viel Ironie man der Interpretin zugesteht. Zudem ist das Album tatsächlich viel zu lang, die Songs gleichen einander einfach zu sehr. Dass manche dann doch ins, Achtung Unwort, Schlagerhafte abdriften, macht die Sache nicht besser. "Warum sind wir so?" helenefischert beispielsweise gnadenlos. Der erstaunlich ehrliche Mama-Song "Warum hat mir keiner gesagt?" berührt hingegen durchaus. Hier dürften sich Eltern mittleren Alters sicher wiederfinden. Nein, so richtig hassen kann man Sarah Connor nicht. Klar, den Vorwurf der Beliebigkeit muss sie sich gefallen lassen. Das Risikoaverse ist aber wahrscheinlich auch einfach so ein deutsches Ding. Das wusste schon der olle Adenauer, und der war immerhin Bundeskanzler.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Geiles Leben
- Warum hat mir keiner gesagt?
Tracklist
- Heut' ist alles gut
- Wilde Nächte
- Souvenir
- Ficka
- Geiles Leben
- Schlechte Idee
- My french girlfriend
- Ich liebe Dich
- Warum sind wir so?
- Warum hat mir keiner gesagt?
- Herzen in Aufruhr
- Hölle
- For life
- Die Fremde
- Du bist da draußen
- Für immer bei Dir
- Tief wie das Meer
Im Forum kommentieren
AliBlaBla
2025-06-08 21:16:11
Schrott trifft es ganz gut.
Irgendjemand könnte daraus eventuell noch was machen, aber in der Form ist es unbrauchbar, ungenießbar. Bzw durch das gedeepfakete stößt es einem sauer auf, kaum ist es mal gehört.
Gesmashter Pumpkin
2025-06-08 21:00:00
Das ist wirklich ganz schlimme Rote-Haarsträhne-Wangenpiercing-Hausfrauen-Musik mit entsprechend deepfaken Lyrics. Und Ronny ballert erstmal Onkelz im Auto, wenn er abends endlich zum Fußball ochsen kann, weil selbst ihm das Gedudel zu simpel ist - oder wahlweise zu intellektuell.
Vennart
2025-06-06 19:06:18
Daran sieht man mal wieder, dass handgemachte authentische freigeistliche echte Musik von Kritikern nicht geschätzt wird, weil die des gar nicht verstehen tuen!
Sarah spricht allen aus dem Herzen, die erfolgreich sind und die skalierende Business Startups aufbauen und dabei trotzdem noch auf Umwelt, Nature, Follower und Menschen schauen und die sich auch noch Sorgen um die Allgemeinheit machen trotz gen infinity skalierendem Cashflow.
Shakesh die Neider und die Haterz off!
Vennart
2025-06-04 21:15:12
„Ich habe lange gebraucht, um loszulassen und einige tränenreiche Nächte in den verlassenen Betten meiner Kinder verbracht. Aber dann kamen mit diesem neuen Raum neue Ideen und alte Sehnsüchte zum Vorschein.
Und dann hat sie sich aufgerappelt und den Song FICKA geschrieben.“
LOOOL :D
So ein Schrott haha :D
Armin
2025-06-04 21:12:16- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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