Rico Nasty - Lethal
Fueled By Ramen / Atlantic / WarnerVÖ: 16.05.2025
Wo fangen wir an?
Es ist gar nicht so einfach zu erklären, warum man sich das dritte Album "Lethal" der US-amerikanischen Künstlerin Rico Nasty anhören sollte. Und zwar deswegen, weil man nicht genau weiß, wo man anfangen soll. Hervorzuheben gibt es nämlich eine ganze Menge. Vielleicht fängt man erst mal so an: Die Rapperin bringt ihre Musik neuerdings auf dem Pop-Punk-Label Fueled By Ramen raus. Schon allein das mag erst mal eine Überraschung sein. Aber auch nur, wenn man bis jetzt nicht wusste, dass sie schon seit gut zehn Jahren mit verschiedenen Stilen experimentiert und in der Vergangenheit Alter Egos für Trap (Tacobella) und Gitarrenausflüge (Trap Lavigne) hatte. Mittlerweile sind diese aber größtenteils in einer Figur aufgegangen: Rico Nasty eben. Und die ist wenig überraschend extrem facettenreich.
"Who want it" macht erst mal eine dominante Ansage und tritt mit einem Chant auf Trap-Beat die Tür auf. Rico Nasty ist nicht hier, um besonders viele Ficks zu geben. Das macht auch die anschließende Single "Teethsucker (Yea3x)" zu E-Gitarren und Rap-Drums klar: "I'm tryna pop out like a titty / I'm tryna pop that bitch like wheelies." Kurz danach wechselt sie schon wieder die Stimmung und zeigt zu Hyperpop-Synthies honigsüßen Pop in "On the low" und sich selbst sexy: "Your lips so edible / This sex incredible." Im basslastigen Trap-Sexsong "Eat me!" mäandert die Künstlerin erst etwas gleichgültig, explodiert dann als "Bad bitch" aber komplett und rappt Doubletime. Und das ist nur die erste Albumhälfte.
In der zweiten wechselt Rico Nasty erneut spielerisch leicht die Fahrbahn. "Son of a gun" ist Screamo-Rap at its best und hält den Hörer*innen einen messerscharfen Flow an die Kehle, während der Gitarrenkrach an New Metal wie Korn erinnert. "Smoke break" ist reiner Punk-Rock à la Amyl & The Sniffers und behauptet entnervt: "I don't think any one uses their brain anymore nowadays." Am Ende schreit und grunzt Nasty dazu passend alles raus. Und "Crash" lässt sich mühelos in ein Pop-Punk-Bett fallen, wie es auch schon Nothing, Nowhere bei Fueled By Ramen gemacht hat. Von so elegantem Crossover kann Machine Gun Kelly nur träumen. Was bei den Songs, die größtenteils um die Zwei-Minuten-Marke herumtänzeln und teilweise ineinanderfließen, auffällt: Trotz ellenlanger Liste an namhaften Kollaborationen in der Vergangenheit – von Doechii über Megan Thee Stallion bis Lil Yachty oder Flo Milli – gibt es auf "Lethal" keine Features. Merkt man aber auch erst bei genauerem Hinsehen und vor allem, weil momentan viele Rap-Alben eher Compilation-Samplern ähneln.
Ein Vorwurf, den Rico Nasty sich gefallen lassen muss: In ihren Texten geht es schon viel darum, dass sie ziemlich cool ist. Klar, stimmt halt auch, aber textlich und inhaltlich spielt sie damit nicht in der ersten Liga. Eine krass talentierte Rapperin ist sie trotzdem. Und hinten raus zeigt sie noch mal etwas mehr Profil. "Can't win em all" ist eher eine gesungene Elektroballade und fährt im Outro sogar mit Akustikgitarre auf. "Soften me up / Scared of the fall / Is it ever enough? / Can't win 'em all", zeigt sich Nasty überraschend entkräftet und nahbar. Diese Nahbarkeit verdoppelt sie im letzten Song. "Smile" ist ein sweeter Popsong über ihren Sohn Cameron, den sie wahrscheinlich ähnlich freigeistig erzieht, wie sie sich in ihrer Kunst gibt: "Scrape your knee, I'll be there / Tuck you in with your favorite bear / At the park in your costume / I don't care what other parents do." Es ist gar nicht so einfach zu erklären, was für Musik Rico Nasty eigentlich genau macht, weil sie sich kaum einfangen lässt. Anhören sollte man sich das aber auf jeden Fall.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Teethsucker (Yea3x)
- On the low
- Smoke break
- Can't win em all
Tracklist
- Who want it
- Teethsucker (Yea3x)
- On the low
- Pink
- Butterfly kisses
- Eat me!
- Soulsnatcher
- Grave
- Son of a gun
- Smoke break
- Crash
- Can't win em all
- Say we did
- You could never
- Smile
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Armin
2025-05-28 20:28:41- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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- Rico Nasty - Lethal (1 Beiträge / Letzter am 28.05.2025 - 20:28 Uhr)
