Knives - Glitter

Marshall
VÖ: 02.05.2025
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Über die Klinge

Eine gesunde Selbsteinschätzung ist nie zu verachten. Wie bei Knives aus Brighton, die nach eigener Aussage "Musik für Menschen mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne" produzieren. Und daher die Spielzeit ihres Debütalbums auf gehörfreundliche 25 Minuten eingedampft haben. Womöglich kommt es nicht auch nicht von ungefähr, dass die sechs Brit*innen bei Marshall Records veröffentlichen, der Label-Abteilung des Herstellers von Verstärkern und Lautsprecherboxen: Bei ihnen genügt eine sehr knappe halbe Stunde, um die Geräte bei entsprechendem Geräuschpegel zum Durchschmurgeln zu bringen, sodass neue her müssen. Und irgendwann fliegt bei diesen kurzen, aber heftigen Bömbchen aus Noise-Rock, verschärftem New Metal und ruppiger Elektronik auch der letzte "Glitter" von der Discokugel. Den Bandnamen verdanken Knives übrigens der rachsüchtigen Ex aus der Graphic-Novel-Verfilmung "Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt". Passt doch.

Mit "Glitter" fackelt das kunterbunte Sextett nämlich ein herrlich durchgeknalltes Comic-Schlachtfest ab, bei dem die ollen CDs mit dem "Judgment night"-Soundtrack reihenweise begeistert aus dem Player hüpfen. Kennen Sie nicht mehr? Halb so schlimm: Schon "The dagger" lärmt zu Anfang so muskulös und riffgewaltig durch die Bude, als wären metallische Holzfäller-Gitarren und schwer atmende Grooves schon immer untrennbar miteinander verbunden gewesen, während Jay Schottlander den Song mit gerappten Shouts über die Klinge springen lässt. Oder waren es geshoutete Raps? Ganz egal – auf "Glitter" gehört ohnehin alles zusammen. Auch der "Rhinestone cowboy" ist mit angespitzten Hufen im Schweinsgalopp durch heruntergekommene Wohnviertel unterwegs, und heißt ein bassig zutretender Brecher "Eat thy neighbour", bitte nicht an Die Kassierer und "Ich töte meinen Nachbarn und verprügel seine Leiche" denken, sondern an hinterm Rücken lästernde Zeitgenossen. Beides doof – aber kuscheliger wird's nicht.

Knives wüten nämlich gegen einiges: Migrationsgegner, verfehlte Politik und gegen alle in der Musikindustrie, die ihnen übel mitspielen wollen. Erin Cook scheint es im digital vergröberten "PHD" am Schlagzeug schier in der Luft zu zerreißen – eher ein Fall für den General Practitioner, die britische Kreuzung aus Allgemeinmediziner und Sozialarbeiter, solange er oder sie bei "Public juice" auch mit empört aufbegehrenden Bass-Synthies und Moshpit-Tempo fertigwird. Und irgendwo im Getöse sorgt Saxofonistin Izzi Allard gar für ansatzweise jazzige Vibes – am unverkennbarsten im sphärischen, angedüsterten Akustik-Closer "I see them fall", der laut Band auch als Fingerzeig Richtung zukünftiger Platten zu verstehen ist. Auf "Glitter" jedoch der einzige harmonische Ausreißer, den das rotglühende, hintenraus verstolperte "Post macho" oder der heißkalte Noiserocker "You think you know" mühelos plätten würden, wenn sie es darauf anlegten. Was kommt also als Nächstes? Unsere Aufmerksamkeit haben Knives nach diesem Album auf jeden Fall.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The dagger
  • Eat thy neighbour
  • Public juice
  • You think you know

Tracklist

  1. The dagger
  2. Rhinestone cowboy
  3. I hope you get it
  4. Eat thy neighbour
  5. PHD
  6. Public juice
  7. Chroma
  8. Post macho
  9. Ultraviolet
  10. You think you know
  11. I see them fall
Gesamtspielzeit: 25:41 min

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Armin

2025-05-28 20:28:20- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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