Bonnie 'Prince' Billy - Greatest Palace Music

Domino / Rough Trade
VÖ: 22.03.2004
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Ich bau Dir ein Schloß

Er hat es tatsächlich getan. Wie oft hatten sich diverse Auskenner gefragt, wie wohl die frühen Kauzigkeiten des Will Oldham klingen mögen, wenn er sie als Bonnie 'Prince' Billy im Americana-Gewand spielen würde. Im Licht. In Farbe. Mit Anti-Depressiva. Sie alle können das Spekulieren aufhören. Denn "Greatest Palace Music" ist nichts weniger als die Antwort auf diese Fragen: Will Oldham in Technicolor, wie man uns weismachen will.

Während Oldham früher die inhärente Schönheit seiner Lieder lieber versteckte, verwackelte oder gar mutwillig zerstörte, wirken die beherzt durcharrangierten Remakes auf "Great Palace Music" wie mit Klarlack überzogen. Es glänzt an vielen richtigen Stellen. Die twangende Telecaster, die säuselnde Pedalsteel, die juchzenden Streicher - alles ist dabei, aber von Produzent Mark Nevers (Lambchop) stets mit Maß gesetzt. Üppig, aber nie überladen. Die alten Schlager werden sanft gekitzelt. Und keineswegs gemeuchelt, wie mancher Purist sich entsetzt festzustellen genötigt sieht.

Tatsächlich wirken die Songs, die sich Oldham aus dem Fundus aus verkratzten Schallplatten, Minialben und fürchterlich raren Singles seiner Palace-Phase herausgesucht hat, mitunter völlig anders. Fülliger in den Hüften, rosiger im Teint. "I am a cinematographer" hüpft als fröhlicher Boogie durch die Gegend, während "Pushkin" zu Fiddle und Damenchor schunkelt. "Agnes, Queen of sorrow" vergeht längst nicht mehr vor lauter Leiden, und das fast runderneuerte "I send my love to you" entpuppt sich gar als überdrehte Glückseligkeit. Der Mann singt diesmal sogar richtig. Bei soviel Politur ist der Gedanke, sich beizeiten in Oldhams Halbglatze spiegeln zu können, gar nicht mal mehr so abwegig.

Doch es ist egal, daß Signatur gewordene Zeilen wie "When you have no one, no one can hurt you" oder "Is there justice? / Is there something which resembles pleasure?" in ihrer ganzen Nashville-Breite nicht mehr wirken, wie aus dem letzten Loch gepfiffen. Es spielt keine Rolle, ob "You will miss me when I burn" den Geigenschmelz wirklich braucht, daß "Horses" auch ohne das hoppelnde Banjo großartig ist oder daß "Viva ultra" und "More brother rides" schon in den Originalfassungen zu Herzen gehen wie sonst nichts Gutes. "Greatest Palace Music" öffnet völlig neue Perspektiven und setzt tollen Songs mitunter gar noch das Tüpfelchen aufs I. Und vor allem: Es versammelt fünfzehn der großartigsten Songs eines großartigen Songschmieds. Der Gentleman genießt und schwelgt.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The brute choir
  • More brother rides
  • Viva ultra
  • Horses

Tracklist

  1. New partner
  2. Ohio river boat song
  3. Gulfshores
  4. You will miss me when I burn
  5. The brute choir
  6. I send my love to you
  7. More brother rides
  8. Agnes, Queen of sorrow
  9. Viva ultra
  10. Pushkin
  11. Horses
  12. Riding
  13. West Palm Beach
  14. No more workhorse blues
  15. I am a cinematographer
Gesamtspielzeit: 58:03 min

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