
Broncho - Natural pleasure
Broncho WorldwideVÖ: 25.04.2025
Pot statt Pit
Die Pfade so mancher Indie-Rocker sind keineswegs gerade. Stattdessen führen sie im Laufe einer Diskographie von viervierteltaktigem, auf Moshpits schielendem Geschrammel Schritt für Schritt in die Welt der nebelverhangenen Psychedelik. Als ewige Benchmark für diese vielbeschrittenen Wege gilt nicht zu Unrecht "Kid A", dieser Monolith eines Mittelfingers an die sich stets auf der Suche nach der nächsten verwertbaren Single befindliche Musikindustrie. So verwundert es nicht, dass der Promotext zu Bronchos fünftem Studioalbum "Natural pleasure" den Vergleich mit Radioheads Meilenstein bemüht, einen Vergleich also, an dem sich schon viele andere die Finger verbrannt haben. Aber er liegt allein deshalb auf der Hand, weil kaum eine Band so sehr für Veränderung und eine langsame, aber stetige Abkehr von ungestümem Indie-Rock steht wie das Quartett aus Oklahoma.
Zwei Dinge fallen gleich zu Beginn der ersten LP Bronchos seit sieben Jahren auf: An die Stelle schwerer Riffs, wie sie vor allem auf "Double vanity" kultiviert wurden, treten leichte, etwa im superben Opener "Imagination". Zudem rückt die Stimme Ryan Lindseys im Vergleich zum Vorgänger "Bad behavior" gefühlt noch mal eine Quinte nach oben. Das neue Timbre überzeugt, auch im folgenden shoegazigen Übersong "Funny". Lindsey nuschelt knapp vier Minuten lang verträumt über ein zartes Riff und sorgt zusammen mit Nathan Price an den Drums für einen hypnotischen Sog, dem man sich nicht entziehen kann. Der schönste Song in der Karriere der Oklahomaner? Um die Frage in Lindseys Worten unmissverständlich zu beantworten: "Jajajajaja! Jajajajaja!"
Viele Akkorde benötigen auch Songs wie "Think I pass" oder "Way into magic" nicht. Die Rezeptur aus locker-leichten Riffs, massig Reverb und psychedelischem Gesang funktioniert ein ums andere Mal – unabhängig davon, dass das Rad der Musikgeschichte auf "Natural pleasure" nicht neu erfunden wird. Nicht nur in instrumentaler Hinsicht setzt man mehr denn je auf Ostinati: Es ist eine Kunst für sich, die Worte "being special" und "I'm not careful" mantraartig zu wiederholen, ohne zu nerven. Bronchos Sänger beherrscht sie, wie "Way into magic" beweist, ihm gelingt es, seine Stimme stets unaufdringlich und songdienlich im Instrumentendickicht einzusetzen. Lediglich mit dem Rock-Dance-Track "Get gone" inklusive hyperaktiver Percussion gönnen sich Broncho einen gelungenen kleinen Ausbruch, ansonsten setzen sie voll und ganz auf eine bedächtig-verträumte Atmosphäre und legen einmal mehr eine in ihrer stilistischen Einheitlichkeit konsequente LP vor.
Die Berge auf dem Cover von "Kid A" bleiben auf Albumlänge unerreicht, der im Rahmen der Promotion getätigte Vergleich hinkt allerdings nicht nur in qualitativer Hinsicht. Allein Lindseys gekonnter, hoher Nuschelgesang erinnert mitunter an Thom Yorke. Anstatt aber hinsichtlich Songstrukturen und Instrumentierung zu experimentieren, begibt sich die Band in luftige, ostinatoreiche Psychedelic-Rock-Gefilde, tauscht den Pit endgültig gegen Pot ein – wenngleich keine mutige, so doch eine sehr gute Entscheidung. Auf diesem Pfad weltentrückt tänzelnd zu verweilen, wäre auch für das nimmermüde Wanderquartett eine Überlegung wert.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Imagine
- Funny
- Get gone
Tracklist
- Imagine
- Funny
- Cool
- Get gone
- I swear
- Original guilt
- Save time
- You got me
- Think I pass
- Surely
- Way into magic
- Dreamin
Im Forum kommentieren
Armin
2025-05-14 20:33:16- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
Vive
2025-05-14 20:05:04
i like it
MickHead
2025-04-25 09:58:31
Komplette Playlist bei YouTube:
https://www.youtube.com/playlist?list=OLAK5uy_mytAsNGCaOsGjF7yK9qaa98B0wEEpwpY0
MickHead
2025-04-15 23:37:26
5. Song "Get Gone"
https://youtu.be/RmCbSsBpj9M?si=qynjidUctZiXUIdk
MickHead
2025-04-15 23:35:27
4. Song "Think I Pass"
https://youtu.be/OjiAsVSSqu4?si=uRpeDwrd11x4Wmpc
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Referenzen
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