Ghost - Skeletá

Loma Vista / Concord / Universal
VÖ: 25.04.2025
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Kaplan Hook

Im Grunde kann man bei Ghost größere Veränderungen schon am Alter Ego des Frontgeistlichen ablesen. Denn während sich auf den ersten drei Alben die jeweiligen "Papa Emeritus"-Inkarnationen die Klinke in die Hand gaben, wurde die Story hinter der Story von Ghost vielschichtiger. Ganz davon abgesehen, dass der just zu dieser Zeit durch einen Rechtsstreit mit ehemaligen Bandkollegen als geistiger Schöpfer geoutete Tobias Forge mehr und mehr Gefallen an dieser Geschichte fand. Nun, statt eines Papa Emeritus IV trat beim vierten Album "Prequelle" passenderweise zunächst ein gewisser Cardinal Copia auf den Plan, mit dem der ganz große kommerzielle Durchbruch gelang, der folgerichtig später dann doch befördert wurde und sich im Zuge der Rahmenhandlung zum Konzertfilm "Rite here rite now" als Frater Imperator in den Hintergrund zurückzog. Nun ist also mit Papa V Perpetua erstmalig ein aktiver Amtsträger an der Spitze der Band, deren aus der Not geborene Maskerade irgendwann zur Folklore wurde.

Und der erste Eindruck bestätigt vermeintlich die Zäsur. Wo sind die hin, die Rock-Hymnen, wo die Ecken und Kanten? Versteckt. Sehr gut versteckt sogar. Doch da Forge das sechste Studiowerk "Skeletá" als sein AOR-Album angekündigt hatte, weiß man nach der ersten, nicht zwangsläufig positiven Überraschung, wo man suchen sollte. Zum Beispiel in der zuerst so gar nicht, später um so effektiver zündenden Ouvertüre "Peacefield", die nach zu langem Intro mit einem schönen Hardrock-Riff davonmarschiert. Viel mehr Spaß macht da schon "Lachryma", das zu Beginn mit stampfenden Gitarren ein klein wenig an das Grammy-dekorierte "Cirice" erinnern möchte, dann mit absurdem Pop-Appeal die Arme ausbreitet und genau damit sowohl verschreckt als auch anlockt.

Auch den Pop-Refrain der ersten Single "Satanized" möchte man aus tiefster Metal-Seele verabscheuen, ertappt sich dann aber doch schnell dabei, den Chorus insgeheim mitzusingen. Hooks konnte Forge schon immer, egal in welcher Inkarnation, auch wenn er es bei den arg kitschig produzierten Balladen "Guiding lights" und dem abschließenden "Excelsis" mit dem Pathos dann doch übertreibt. Viel besser macht es schon "De profundis borealis", das wie in alten Zeiten den düstere Text hinter straightem Hardrock versteckt. Doch die letzte kleine Bosheit in Sachen Eingängigkeit lauert mit "Umbra". Zuerst: Fragezeichen. Cowbells? Echt jetzt? Ist Forge jetzt komplett irre geworden? Doch dann ist da wieder so ein Hook-Monster von Refrain, und das Geklöppel gerät in Vergessenheit.

Die Falle, die Forge hier stellt, ist so offensichtlich wie unvermeidbar. Ghost sind mittlerweile viel zu groß, um Musik für eine kleine Klientel zu produzieren. Das dürfte diejenigen verstören, für die immer alles beim Alten zu bleiben hat und die den kommerziellen Durchbruch der Band nie wirklich gewollt haben. Auf der anderen Seite ist und bleibt Ghost eine One-Man-Show. Ob sich hinter den Nameless Ghouls nun wechselnde Mietmusiker oder eine konstante Begleitband verbirgt – völlig egal. Und wenn Tobias Forge der Sinn nach dem guten alten Achtziger-Hardrock steht, hat man das einfach mal zu akzeptieren. Und wenn sich dabei Fans der ersten Stunde abwenden, dann ist das nun einmal so. Am Ende ist beachtenswert, dass hier ein Künstler agiert, der die größten Arenen füllt, der sich aber trotzdem in nichts hereinreden lässt. Auch wenn "Skeletá" das Kunststück vollbringt, bei aller Eingängigkeit eines der am schwersten zugänglichen Alben des Schweden zu sein. Aber vermutlich hat er auch das genau so gewollt.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Lachryma
  • De profundis borealis
  • Umbra

Tracklist

  1. Peacefield
  2. Lachryma
  3. Satanized
  4. Guiding lights
  5. De profundis borealis
  6. Cenotaph
  7. Missilia amori
  8. Marks of the evil one
  9. Umbra
  10. Excelsis
Gesamtspielzeit: 46:49 min

Im Forum kommentieren

squand3r

2025-05-06 20:44:57

ein Ghost Album mit erstaunlich wenig Power aber schönen Melodien. Wirkt wie ein gewollter müder Lückenfüller

JanSpe

2025-04-30 13:11:14

Neue Platte wirkt auf mich wie Material, das es nicht ganz auf den Vorgänger geschafft hat. Den hab ich abgefeiert. Tu ich immer noch. Knapp aussortiertes Material von einem fantastischen Album bedeutet aber immer noch gute Musik, nur halt nichts mehr zum Abfeiern. Also passt schon. Muss ja nicht jede Platte der absolute Hammer sein.

Neytiri

2025-04-29 15:07:01

Nette völlig harmlose Band mit lieblichen Melodien ohne Nachhaltigkeit. Kann man hören.

Bonzo

2025-04-29 11:35:48

Crazy Frog ist auch ein Ohrwurm.

lars.fm

2025-04-29 08:32:34

Kann man finden wie man will aber auf der Platte folgt ein Ohrwurm auf den nächsten.

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