
D4vd - Withered
Interscope / UniversalVÖ: 25.04.2025
Bubblegum-Düsternis
Schön ist ja immer, wenn man zum Debütalbum eines aufstrebenden Künstlers auch die packende Entstehungsgeschichte mitliefern kann. Schon im Kindergarten "The king of limbs" rauf und runter gehört, mit fünf Jahren bereits die erste Leonard-Cohen-Platte kennen und lieben gelernt. Oder so. Im Falle des amerikanischen Künstlers David Anthony Burke alias D4vd (lies: David) alles Pustekuchen. Der 20-Jährige startete gegen Anfang der 2020er-Jahre seine Karriere aus einem eher pragmatischen Grund: Er brauchte lizenzfreie Tracks zur Untermalung von Fortnite-Streams und nahm das Ganze selbst in die Hand. So einfach, so effizient. Kann man natürlich erst mal belächeln, weil "die jungen Leute heutzutage" und so. Allerdings trug die zunehmende Leidenschaft immer mehr Früchte: Bereits 2022 waren mit "Romantic homicide" und vor allem der Ballade "Here with me" nicht zu verachtende Hits in der Pipeline, die viral durch den Musik-Äther trieben. "Withered" ist nun das erste offizielle Studioalbum eines Künstlers, der aus der Not eine Leidenschaft machte.
Schon die früheren Singles ließen verlauten, warum das musikalische Konzept von D4vd durchaus gut funktioniert und seine Daseinsberechtigung hat. Irgendwo zwischen Soundcloud-Rap, schmonzigem R'n'B und eher düsteren Indie-Anleihen findet sich auch auf "Withered" ein erfrischender Klang, der sich seine eigene kleine Nische herausgearbeitet hat. "Say it back" etwa baut sich auf einer sanften Klaviermelodie und knackigen Gitarrenmelodien auf, zu denen Burke etwas entrückt irgendwo aus dem Off seinen Gesang beisteuert – und mit dieser leichten Dissonanz den Schmonz mit guten Arrangements kontert. Auch "Somewhere in the middle" profitiert von einem geschmackvollen, atmosphärischen Arrangement, das den gemütlichen Akustik-Pop der Neunziger zitiert. Da sieht man gerne darüber hinweg, dass Lyrics wie "I don't love you / I don't hate you / I'm somewhere in the middle" vielleicht nicht der ganz große Wurf sind. Überhaupt sind es einzig die teils doch sehr banalen Texte, die "Withered" hier und da signifikant runterziehen. "Why do you lie / When there's no point in lying?" beispielsweise soll im eher kitschigen "You left me first" zwar emotionsgeladen wirken und kommt auch durchaus aufrichtig rüber, verfängt sich dann aber doch in hanebüchener Tagebuch-Poesie.
Dankenswerterweise gleicht die Hitdichte diese Schwächen aber – zumindest größtenteils – wieder aus. "Atomic land" steht als Opener sinnbildlich für den Sound-Kosmos von D4vd und setzt auf funkelnde Gitarrenlicks sowie sachte Drum-Machine-Beats als Grundlage für eine äußerst atmosphärische Landschaft, in der sich Burke so richtig ausleben kann. Hier wird auch deutlich, was "Withered" von einigen anderen Erzeugnissen im Genre-Konsortium unterscheidet: Es wirkt alles eine Spur ehrlicher, authentischer – selbst wenn längst nicht alles perfekt ist. Auch die verspielte Heartland-Americana-Ode "Sky" fügt sich hier formidabel ein und gibt sich als gänzlich schmerzbefreiter, beschwingter Pop-Song. Obwohl an keiner Stelle die große musikalische Revolution stattfindet und auch das eine oder andere Füllmaterial mit an Bord ist, zeigt sich "Withered" durchweg als ordentlicher Erstaufschlag. Nicht nur als Nebenbeschallung auf Twitch.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Atomic land
- Sky
- Say it back
Tracklist
- Atomic land
- Sky
- You left me first
- Say it back
- Friend again
- Somewhere in the middle
- Crashing (feat. Kali Uchis)
- Invisible string theory
- Is this really love?
- Where'd it go wrong?
- Feel it
- What are you waiting for?
- One more dance
- Ghost
- Afterlife
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Armin
2025-04-23 20:45:13- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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