
Dead Pioneers - Po$t American
Hassle / CargoVÖ: 11.04.2025
Wut und Worte
Nur etwas mehr als 20 Minuten benötigten Dead Pioneers auf ihrem starken, selbstbetitelten Debütalbum, um ihre vielen Qualitäten in maximal verdichteter Weise auf den Punkt zu bringen. Die raue und intensive Mischung aus Punk, Rock und Hardcore bot das instrumentale Fundament für die Inhalte, die bei Sänger Gregg Deal dezidiert im Mittelpunkt stehen. Der Künstler und Musiker mit indigenen Wurzeln ist ein feiner Beobachter US-amerikanischer Realitäten, und angesichts der politischen Entwicklungen in seiner Heimat geht ihm der Stoff so schnell nicht aus – ganz im Gegenteil. Der Nachfolger "Po$t American" setzt im Kern auf dieselben Grundideen wie "Dead Pioneers". Stilistisch gibt der bewährte Mix den Ton vor, inhaltlich richtet sich der Blick in die Historie und die Gegenwart. Nur in Sachen Spielzeit hat die Band deutlich justiert: Fast 40 Minuten lang arbeiten sich Deal und seine Kollegen durch ihr Material, das erneut krachenden Momenten gleichermaßen Raum bietet wie Spoken-Word-Passagen.
Nach dem kurzen Intro "A.I.M." ballt der Frontmann am Mikro erstmals die verbale Faust: "A country built on genocide / Wrestle with the facts, don't run and hide / Sets a tone for us countrywide / Blind nationalism, American pride." Und weiter: "Fuck you and your patriot circle / Fuck your capitalist infomercial / You're multi-level marketing at best / Imperialist cult, hand on your breast." Es wird nicht der einzige Wutbrocken bleiben, der hier herausgerotzt wird. "My spirit animal ate your spirit animal" kratzt dann als erster Song an der Drei-Minuten-Grenze, aber wie schon beim Debüt gilt: Qualität kommt nicht von Länge. Der Bass gibt die Richtung vor, die Gitarre darf sich vortrefflich austoben. Ganze 68 Sekunden währt in der Folge "Pit song", ein mitreißender Kurzsong mit punkiger Attitüde. Um sich im nächsten Moment einen jungen Mann vorzuknüpfen, der ihn bei einem Vortrag unterbrochen hat. Dem liefert er eine pointierte Replik, in der es unter anderem heißt: "In reality, we were people in the way of so-called progression; we were being murdered and enslaved / Your idea of us is a sports mascots / The antagonists in a John Wayne or Kevin Costner film / We are D-list characters / Eliminatable characters."
Nein, auch "Po$t American" ist keine leichte Kost. Gregg Deal und seine Bandkollegen, darunter Lee Tasche von Algiers, haben viel zu erzählen. Sie nutzen die Möglichkeiten der Musik, um voller Wut über die US-amerikanische Geschichte zu berichten; um ihre Sicht auf die Dinge darzulegen in einem Land, das politisch, kulturell und wirtschaftlich im Aufruhr ist. Und in dem momentan kaum noch jemand einzuschätzen vermag, in welche Richtung das alles gehen mag. Dead Pioneers sind Zeitzeugen, die den Blick auch und vor allem in die Vergangenheit richten, um die Gegenwart zu verstehen. Und die mit ihrer Musik einen Gegenpol bilden zu jenen, die heute am Ruder sind und sich um die Belange von Minderheiten und Andersdenkenden – also im Grunde allen, die nicht auf ihrer Seite stehen – offenkundig einen Teufel scheren.
Highlights & Tracklist
Highlights
- My spirit animal ate your spirit animal
- Juicy fruit (ode to Chief Bromden)
- Love language (feat. Ren Aldridge)
Tracklist
- A.I.M
- Po$t American
- My spirit animal ate your spirit animal
- Pit song
- The caucasity
- Mythical cowboys
- Dead pioneers
- White whine
- Juicy fruit (ode to Chief Bromden)
- STFU
- Bloodletting carnival
- Love language (feat. Ren Aldridge)
- Fire and ash
- Working class warfare
- Untitled spoken word no. 2
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Glufke
2025-04-14 16:18:50
Ja okay, ich weiß, was du meinst. Unvorhergesehene Wendungen wie bei Propagandhi gibt es nicht. Aber stört mich irgendwie nicht, passt stilistisch auch irgendwie gut zur Message.
fakeboy
2025-04-14 16:10:36
Vor allem der Gesang bewirkt eine gewisse Monotonie - musikalisch gibt's durchaus Abwechslung, aber eher zwischen den Songs als innerhalb. Die einzelnen Tracks sind recht einfach gestrickt.
Glufke
2025-04-14 14:56:43
Meinst du musikalisch oder thematisch eintönig? Musikalisch finde ich das fürs Genre eigentlich sogar recht abwechslungsreich durch die ruhigeren Spoken-Word-Passagen gemischt mit klassischeren Punk-Nummern und so kleinen Epen wie dem grandiosen "The Caucasity". Inhaltlich sicherlich ziemlich monothematisch, aber auch zurecht.
fakeboy
2025-04-11 16:13:43
Tolle Band, aber halt sehr eintönig. Hör ich zwischendurch gerne, aber zu oft kann ich es mir nicht anhören.
Armin
2025-04-09 20:25:11- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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Referenzen
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