
Architects - The sky, the Earth & all between
Epitaph / IndigoVÖ: 28.02.2025
Der Heldentod
"Entweder du stirbst als Held oder du lebst lang genug, um der Böse zu werden." So heißt es in einer der erfolgreichsten Comic-Adaption aller Zeiten. Nach zehn Alben scheint es ein wenig, als hätten die einstigen Metalcore-Helden Architects sich überlebt und seien für manche gar ein Abziehbild von dem, was im Genre so schiefläuft. Zu viel glatter Glanz und gleichmäßiger Glamour, gepaart mit einem stetigen Abstieg in Sachen Kreativität. Das elfte Album der Briten "The sky, the Earth & all between" leistet relativ wenig Unterstützung bei der Entscheidungsfindung, wie man denn 2025 zur Band stehen will.
Mit Hilfe des ehemaligen Mitglieds von Bring Me The Horizon Jordan Fish als Produzent verwundert es kaum, dass Architects auf ihrer neuen Platte wie ein uninteressanterer Bruder von Oli Sykes und Konsorten klingen. Aber während die noch mal eine ganz andere Art Ärger auf sich ziehen, weil sie beim Experimentieren manchmal komplett über die Stränge schlagen, bleiben Architects seltsam berechenbar. Was im ersten Moment extrem negativ klingt, ist in der Praxis gar nicht so schlimm. Da gibt es "Elegy", das mit seinem schönen Intro mit Emo-Einflüssen und dem Wechsel aus sakralem, harmonischen Gesang und Geschrei als Highlight durchgeht. Oder die Single "Whiplash", die mit elektronischem Break und Mitsingrefrain am ehesten den Vergleich zu Bring Me The Horizon nahelegt: "Is the world done fucking around?" Und "Blackhole" zieht mit Gewalt und Prügeldrums in einen Song rein, der dann im Stadion-Refrain aufgeht und ein bisschen episches Gitarren-Solo anbietet. Das sind eben die Locations, in denen Architects mittlerweile spielen.
Ein ziemlicher Spalter dürfte "Everything ends" mit Goth-Piano und Stampfbeat sein, das im Formatradio vermutlich nicht mal die Großeltern ernsthaft stören dürfte. Und das anschließende "Brain dead" mit House Of Protection, also ehemaligen Mitgliedern von Fever 333, schmeißt sogar eine ordentliche Runde Hardcore, die Breakdowns bleiben aber immer an den erwartbaren Stellen und das lyrische Niveau überschaubar: "Higher than a kite, yeah, I'm lighter than a feather." Überhaupt erscheint vieles überraschend banal, die Harmonien im Refrain von "Evil eyes" sind die denkbar langweiligsten, die man schreiben könnte, und "Landmines" ist eifrig damit beschäftigt, die paar Kanten aus dem Gesang von Sam Carter zu bügeln, schiebt aber immerhin heimlich die Synthesizer ein paar Zentimeter weiter nach vorne. Ärgerlich wird's in "Judgement day", wo die talentierte Newcomerin Amira Elfeky zu hören ist und man interessiert den Kopf nach oben reckt. Leider geht sie in einem Song unter, der keinen Höhepunkt findet, in dem sich der Refrain wie eine Bridge anhört und der auf ganzer Linie Potenzial verschenkt.
Die emotionale Fallhöhe bei den balladenartigen Songs wie "Broken mirror" ist ebenfalls nicht mal hoch genug, dass man beim Sturz ernsthaft was fühlen würde. "Chandelier" versucht es ganz am Schluss noch mal, lässt letzte Stromschläge durch die elektronischen Instrumente zucken und schleppt große Gitarren durch einen pathetischen Song: "Was I dead or was I dreaming? / I stopped breathing / When all I really needed was this feeling." Das fühlt sich dann auch wirklich ein wenig wie ein Fiebertraum an, weil's eine in sich verschwimmende Masse ist, die keine scharfen Umrisse hat. Und obwohl das alles ganz schön mäkelig klingt, ist "The sky, the Earth & all between" weit davon entfernt, ein rundum ärgerlicher Release zu sein. Es fehlt einfach nur etwas Originelles, das den Funken überspringen lassen könnte. So fühlen sich die gerade knapp 42 Minuten trotzdem etwas langatmig an. Ein bisschen fairer formuliert könnte man sagen: Entweder Du stirbst als Held oder Du lebst lang genug, um langweilig zu werden.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Whiplash
Tracklist
- Elegy
- Whiplash
- Blackhole
- Everything ends
- Brain dead (feat. House Of Protection)
- Evil eyes
- Landmines
- Judgement day (feat. Amira Elfeky)
- Broken mirror
- Curse
- Seeing red
- Chandelier
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The MACHINA of God
2025-03-27 00:21:29
Ein ziemlicher Spalter dürfte "Everything ends" mit Goth-Piano und Stampfbeat sein, das im Formatradio vermutlich nicht mal die Großeltern ernsthaft stören dürfte
Oh ja. Bei dem Müllsong brech ich dann meist ab.
Armin
2025-03-26 20:34:22
Huch! Ist auch eine 5/10, siehe Newsletter. Vielen Dank für den Hinweis, ist korrigiert.
Euroboy
2025-03-26 20:31:15
Stimmt die 8/10?
Rezension liest sich eher wie eine 5/10.
Armin
2025-03-26 20:22:44- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
Oceantoolhead
2025-03-26 20:12:29
Rezension liest sich nicht wie eine 8. Platte hat ihre Momente bleibt aber weitestgehend schwach. Warum beschreibt der Rezensent eigentlich ziemlich passend. Die Produktion ist fürchterlich gerade die Vocals klingen unglaublich künstlich, aber zum Glück nicht mehr so über komprimiert wie auf den letzten beiden Alben.
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