
Masha Qrella - Songbook
Staatsakt / Bertus / ZebralutionVÖ: 28.03.2025
Sarah & Whitney & Manfred & Freddie
Och nö, nicht schon wieder ein Album mit Coverversionen, das ist doch laaangweilig, mag sich manch Leser*in denken. Aber das sollte man nicht verallgemeinen, denn es gibt Künstler*innen, die wiederholt das Gegenteil bewiesen haben. Anja Plaschg alias Soap&Skin. Cat Power. Oder die wunderbaren Hundreds. Um nur wenige Beispiele zu nennen. Und Masha Qrella hat sowieso ihre eigene Art, so etwas anzugehen. Bereits 2009 nahm sie sich der Broadway-Phase der Herren Loewe und Weill an. Vor vier Jahren gab es dann auf dem starken "Woanders" eine ganz andere Version des Coverns. Da vertonte sie nämlich wundervolle Texte von Thomas Brasch mit eigenen Melodien – und das viel eingängiger, als es zu erwarten war.
Seit diesem Erfolg hat Qrella wie schon davor fleißig auf vielen Ebenen ihre Talente spielen lassen. Ein weiteres musikalisches Projekt – Halo mit Julia Kliemann und dem Album "In the company of no one", sehr zu empfehlen. Film, Theater, Literatur. Und nun führt sie auf "Songbook" viele dieser Fäden zusammen. Das kann eigentlich kein in sich geschlossenes Werk ergeben. Aber es funktioniert ganz ausgezeichnet. Dabei handelt es sich mitnichten um ein reines Coveralbum. Die Hälfte des Songdutzends stammt zumindest musikalisch größtenteils aus Qrellas Feder.
Darunter "Sometimes the rain just keeps falling for a long time", ein vertontes und ins Englische übersetztes Gedicht von Novalis. Das intensive "Nun lauft schon Ihr Kleinen", vorher Bestandteil des Singspiels "Etwas Besseres als den Tod finden wir überall", mit dem die Bremer Stadtmusikanten dystopisch am Theater ihr Comeback feierten. Mit "Countryside (again)" und "Crooked dreams, part 2" finden sich zwei Stücke, die in anderen Versionen schon auf Qrellas dritten Soloalbum "Analogies" erschienen. Und im trip-hoppig schwebenden "Wut und Glück", bei dem sie ein einst gemeinsam mit dem polnischen Musiker Kuba Galinsky geplantes Stück überarbeitet und mit einem Text von Alexander Osang verbunden hat, wird gar berlinert.
Bei den Coverversionen lohnt sich etwas Namedropping, um die Vielschichtigkeit zu verdeutlichen: Saint Etienne, Whitney Houston, Manfred Krug, Queen. Verrückt, oder? Der grandiose Indie-Ohrwurm "Heart failed (in the back of a taxi)" klingt auf einmal wie ein typischer Qrella-, Mina- oder Contriva-Song. Das durchs Dudelradio kaputtgespielte "I wanna dance with somebody" erwacht als reduzierte Gitarrenversion zu neuem Leben. Krugs typisch lakonisch-poetisches "Um die weite Welt zu sehen" wird zum aufwändig arrangierten Sechsminüter. Mit der minimalistischen Fassung von "I want to break free" überwindet die Musikerin schließlich ein Kindheitstrauma: Queen-Platte des Bruders versehentlich zerkratzt, dafür kopfüber aus dem 18. Stock des Berliner Plattenbaus gehängt worden, wer kennt das nicht. Ein flottes Cover von "Cool breeze", im Original von The Jeremy Spencer Band, und ein atmosphärischer Jazz-Klassiker bilden schließlich die vorderen und hinteren Buchstützen dieses rundum stimmigen Liederbuches für den mehrmaligen Hausgebrauch..
Highlights & Tracklist
Highlights
- Cool breeze
- Wut und Glück
- Heart failed (in the back of a taxi)
- Um die weite Welt zu sehen
Tracklist
- Cool breeze
- Wut und Glück
- Heart failed (in the back of a taxi)
- I wanna dance with somebody
- Countryside (again)
- Sometimes the rain just keeps falling for a long time
- Erinnerungen an gestern
- Um die weite Welt zu sehen
- I want to break free
- Crooked dreams, part 2
- Nun lauft schon ihr Kleinen
- September in the rain
Im Forum kommentieren
nörtz
2025-04-04 17:41:06
"Wut und Glück" ist so herrlich chillig.
Otto Lenk
2025-03-28 14:13:44
Nach mehrmaligem Hören tendiere ich zu einer 8/10
MickHead
2025-03-28 11:35:22
Jetzt komplett bei Bandcamp:
https://mashaqrella.bandcamp.com/album/songbook
Platten vor Gericht:
https://plattenvorgericht.blogspot.com/2025/03/masha-qrella-songbook.html
Armin
2025-03-19 19:37:10- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
Klaus
2024-11-15 11:46:01
Bin gespannt. Woanders war toll.
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