Anna B Savage - You & I are Earth

City Slang / Rough Trade
VÖ: 24.01.2025

Ausflug ins Grüne

Alle zwei Jahre zu Beginn des Jahres, so scheint es, ist es Anna B Savage ein Bedürfnis, sich mitzuteilen. 2021 gab es ein überraschendes Debüt namens "A common turn", welches 2023 mit "In flux" eine logische wie auch gleichwertige Fortsetzung fand. Alles auf hohem Niveau, spannend und eigen dabei insbesondere die Verbindung aus Folk und so einigen experimentellen Einflüssen, wozu definitiv auch die sehr markante Stimme Savages zählt. Im Januar 2025 kommt nun also die Fortsetzung, mit "You & I are Earth" lädt die Sängerin erneut ein, ihrem Seelenleben zu lauschen.

Sanfte erste Töne, gezupfte Saiten und eine Flüsterstimme im Sprechgesang initiieren "Talk to me". Nur zaghaft werden die Begleitinstrumente in Szene gesetzt, der Schwerpunkt liegt hier auf den ruhig vorgetragenen Worten Savages. Die dreieinhalb Minuten vergehen wie im Flug und zeigen die Sängerin von einer einladenden Seite, wenn auch sehr flüchtig und leichtfüßig. "Lighthouse" ändert wenig am großen Ganzen, natürlich sind zu Beginn zur Unterstützung der Atmosphäre kurz Vögel zu hören. Thematisch verbindet die Sängerin hier zwei zentrale Punkte des Albums: Irland samt See und die Liebe zu einem Menschen dort. Gerieten die beiden Vorgänger in gewisser Weise düster, ist "You & I are Earth" ein Werk, das die persönliche Heilung in den Vordergrund stellt und erlebbar macht.

Es strahlt durchweg eine Ruhe aus, die Savage gut zu tun scheint. Ihre besondere, exaltierte Stimme erhebt sich selten, die in der Vergangenheit oft um die Ecke lauernde Schwermut ist kaum greifbar, hier und da noch als Streiflicht aus der Vergangenheit sichtbar. Wem auch immer "You & I are Earth" gewidmet ist, diese Person scheint genauso wie die neue Heimat Donegal, die sich auch in einem gleichnamigen Titel wiederfindet, einen hörbar positiven Einfluss auf Savages Leben und Schaffen zu haben. Was jedoch "You & I are Earth" abgehen, sind nicht nur die Schwermut, sondern auch in gewisser Weise die Varianz und Spannung.

Im Großen und Ganzen hören wir hier der Sängerin dabei zu, wie sie in recht kurzen Abschnitten – das gesamte Album überschreitet gerade so die Marke von 30 Minuten – zu sanft gezupften Melodien ihr Leben in die subjektiv richtigen Bahnen leitet. Allein den oft flüsternd, gesprochen oder mit sanften Vokalen vorgetragenen Texten fehlt es massiv an Tiefgang und Spannung. Hier und da scheinen feine Melodien durch, etwa in "Agnes", dessen "There is magic here"-Refrain hängen bleibt. Über die ansonsten eben recht kurze Dauer ist "You & I are Earth" jedoch ein zu leichtfüßiges, zu – so hart es klingt – banales Album. Gelegentlich umschweifen es elegante Momente, die Savage mit ihrer Stimme jederzeit erzeugen könnte, die sich aber auch in dieser Gesamtatmosphäre verlieren. Es mag hörbar sein, wie sehr sie gerade ihren Platz gefunden hat, mitten in diesem Grün, der Natur, die auch das Cover zieren. An den vorherigen beiden Alben kann sich "You & I are Earth" aber leider nicht messen.

(Klaus Porst)

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Anna B Savage - In flux (2023)

Anna B Savage - A common turn (2021)