
Kompromat - Playing/Praying
Warriorecords / Al!veVÖ: 24.01.2025
Die Konsolen ins Gebet genommen
Pascal Arbez-Nicolas liebt Synthesizer. Und er hat Ideen, die für mehrere künstlerische Inkarnationen reichen. Meistens lebt er sie musikalisch als Vitalic aus. Er war aber zuvor –und vereinzelt zwischendurch schon als Dima und Hustler Pornstar unterwegs. Oder mit Vital Ferox. Vieles davon startete in den Neunzigern, als Vitalic erforschte er im neuen Jahrtausend die Weiten der elektronischen Musik. Und im Jahr 2019 dann erstmals gemeinsam mit Julia Lanoë alias Rebeka Warrior unter dem Bandnamen Kompromat.
Das erste Album der beiden trägt den schönen Namen "Traum und Existenz" und zog viele seiner Klanginspirationen aus dem Berlin der Vor- und Nachwendezeit. Technoid, retroselig und mit einem herrlichen ... ja, wie nennt man das eigentlich? Nicht Denglisch, sondern ... Danzösisch? Freutsch? Na, Ihr wisst schon, was wir meinen. Dieser putzige Deutsch-Französisch-Mix ist nun auf "Playing/Praying" leider nicht mehr da, dieses Mal wird das Französische mit dem Englischen vermengt. Qui cares? Macht alles nix, die Platte ist trotzdem wieder sehr unterhaltsam geworden. Wofür auch die Gäste sorgen.
Als bekanntester Name wäre da Rahim Redcar zu nennen, den meisten sicherlich besser als Christine And The Queens geläufig. Rahim singt auf "I did not forget you", das zu einem leichtfüßig-eingängigen Ohrwurm gerät, der auf den letzten Veröffentlichungen Redcars schmerzlich vermisst wurde. Grundsätzlich bevorzugt Vitalic, nachdem er in der eigenen Diskografie von Erfolg zu Erfolg eilte und irgendwann immer poppiger wurde, seit dem ersten Kompromat-Album jedoch wieder stärker die Sounds of the Underground. Auch hier, wo Rebeka Warrior häufig durch die Stimmen von Vimala Pons und Sonia Deville unterstützt wird und sich alle zumeist im reduzierten Sprechgesang des Cold und New Wave bewegen, gelegentlich auch andockend an den verzerrten Electroclash. Das passt zum kühlen Sound, der gern auch technoide Ausbrüche fördert und hier und da den guten alten EBM mitdenkt.
Die Tracklist geht dabei den gern genommenen Weg, die markantesten Stücke nach vorne zu stellen. Das eröffnende Songtrio würde fast eine höhere Wertung rechtfertigen. Vor bereits erwähntem Track mit Chris reitet "I let myself go blind" stoisch auf seinem maschinellen Beat auf die Tanzfläche und lässt in der zweiten Songhälfte die Synthies aufdrehen. Und "Lift me up" macht voller euphorischer Sounds seinen Namen zum Programm. An diese Klasse kommt der Rest des Albums nicht mehr ganz heran, ohne jedoch zu stark abzufallen. Das sechseinhalbminütige "God is on my side" entwickelt mit jedem Hören stärkere Hypnosewirkung, während "No stranger no heartbreak" einen scheppernd-kurzen Electropunk dagegen setzt. "Surrender" bleibt dank eines Wechsels von verschlepptem Tempo zu erhebender Atmosphäre in Erinnerung. Und wenn das finale Sprachengewirr von "Intelligence artificielle" den elektronischen Urvätern Kraftwerk huldigt, ist das Spiel am Ende sowieso gewonnen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- I let myself go blind (feat. Vimala Pons & Sonia DeVille)
- Lift me up
- I will not forget you (feat. Rahim Redcar)
Tracklist
- I let myself go blind (feat. Vimala Pons & Sonia DeVille)
- Lift me up
- I will not forget you (feat. Rahim Redcar)
- Playing/Praying (feat. Vimala Pons)
- God is on my side (feat. Farah)
- No stranger no heartbreak
- Only in your arms (feat. Vimala Pons & Sonia DeVille)
- Forever (feat. Sonia DeVille)
- Surrender (feat. Vimala Pons & Sonia DeVille)
- Intelligence artificielle
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Armin
2025-01-31 20:28:10- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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