
Inhaler - Open wide
Polydor / UniversalVÖ: 07.02.2025
Leicht gemacht
So ganz genau kennen wir den Kontostand von Bono Vox nicht. Wenn man aber bummelig den Durchschnitt aus dem bildet, was diverse Quellen diesbezüglich vermuten, dürfte das Vermögen des Iren sicherlich im dreistelligen US-Dollar-Millionenbereich liegen. Man darf also davon ausgehen, dass sich seine Leibesfrüchte, inklusive seines Sohns Elias Hewson, keine allzu dramatischen Sorgen um ihre finanzielle Zukunft machen müssen. Eigentlich eine schöne Grundvoraussetzung, um – wenn man schon mal Musiker ist – ins Risiko zu gehen und sich nach Lust und Laune auszuprobieren.
Das allerdings gelingt auf dem neuen Inhaler-Album nicht so richtig. Nein, man könnte sogar meinen, die Produzenten hätten eine Vollkasko-Versicherung abgeschlossen, in deren allgemeinen Geschäftsbedingungen das Eingehen jedweden musikalischen Wagnisses zum Ausschluss aus der Police führt. Der Rezensent hat das Album mindestens zehnmal gehört, weil er seinen Job ernst nimmt: Und so richtig hängen geblieben sind viele Songs nicht. Woran liegt das? Nun, es werden so ziemlich durchgehend alle Grundrezepte für "soliden" Rock-Pop angewandt. Alle Instrumente schön austariert, verhaltene Strophen, druckvolle Refrains, hier und da mal ein Solo oder eine kleine Bridge: Fertig ist die Nummer!
Das ist nicht grundsätzlich ohne Reiz: Fast allen Stücken wohnt eine gewisse Leichtigkeit und Spannkraft inne. Der Opener "Eddie in the darkness" gefällt mit raffiniert-abwechslungsreichen Drums, einem schönen Achtziger-Grand-Piano-Sound, wie er weiland bei U2 und den Simple Minds gang und gäbe war – und einem hymnischen Refrain, der gut nach vorne schiebt. So ziemlich nach der Hälfte der Spielzeit ist das Pulver aber auch verschossen und das Prinzip verstanden. Genau so verhält es sich dann auch bei der Mehrzahl der weiteren Stücke: Es ist alles irgendwie gefällig, zuweilen ganz schön, am Ende aber doch ein wenig beliebig.
Dabei geht es auch anders: Wann immer die Band nämlich ihre Stereotypen beziehungweise die Komfortzone verlässt, wird's interessant. So gefällt "Even though" mit coolen Solina-String-Sounds, elastisch-bauchigem Bassspiel und hochenergetischem Schlagzeug samt akzentuierter Hi-Hat-Arbeit und dem einen oder anderen Widerhaken beim Einläuten der Refrains. Sehr stark auch "All I got is you", wo schöne Gniedelgitarren auf lustige Vocal-Samples und stilsicheres Achtziger-Drumprogramming treffen. Richtig gut wird's kurz vor Schluss in "The charms", wo Elias Hawson erstens klasse singt (und verdientermaßen in der Produktion nach vorne gemischt wird), wo aber auch durch verkürzte Takte, einen Mix aus Live-Drumming und Sequencer sowie raffiniertes Bass-Spiel richtig gute Laune aufkommt. Jedoch, es bleibt am Ende ein Fazit: Der Rest des Albums dümpelt leider unterhalb der Sehrohrtiefe herum. Man möchte Eli Hewson zurufen: Wenn deine Band schon Inhaler heißt, dann atme doch mal richtig durch und wage etwas mehr eigenen Stil. Dann wird's auch was mit einer Wertung jenseits der 6.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Even though
- All i got is you
- The charms
Tracklist
- Eddie in the darkness
- Billy (yeah yeah yeah)
- Your house
- A question of you
- Even though
- Again
- Open wide
- All I got is you
- Still young
- The charms
- X-ray
- Concrete
- Little things
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Blanket_Skies
2025-03-03 20:30:15
* 'uninspirierte' natürlich
Blanket_Skies
2025-03-03 20:29:21
Mich verlieren sie auch mit jedem Release mehr. Ich weiß gar nicht, ob ich mir das nächste Album noch anhören werde. Ich finde ebenfalls, dass sie ne Menge Potential haben und auch schon tolle Songs geschrieben haben. Aber besonders der Gesang, samt Text und Melodie hat so fürchterlich inspirierte Momente. Als wenn Eli oft gar keinen Bock hat, sich weitere Gedanken zu machen bzw. so, als hätte er längst nichts mehr zu sagen. Auf diesem Album besonders schlimm in Still Young oder Little Things (und wahrscheinlich bei einigen anderen, die ich gerade nicht auseinander halten kann). 5/10, mal sehen wie es weitergeht.
Gomes21
2025-02-15 14:29:04
Inhaler fehlt es für mich volkommen an eigenem Profil, superlangweilige Band die eigentlich Potential hätte, aber genau nach dem goldenen Käfig klingt aus dem sie kommen.
MickHead
2025-02-15 14:24:45
UK Albums Chart # 2
UK Physical Albums Chart # 2
UK Update Albums Chart # 1
UK Albums Sales Chart # 2
UK Vinyl Albums Chart # 2
UK Record Store Chart # 1
Scottish Albums Chart # 2
Irish Albums Chart # 1
Die zweiten Plätze hinter dem Livealbum von Taylor Swift
MickHead
2025-02-10 13:55:23
Platten vor Gericht
https://plattenvorgericht.blogspot.com/2025/02/inhaler-open-wide.html
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