The Hellacopters - Overdriver

Nuclear Blast / Rough Trade
VÖ: 31.01.2025
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Captains Hook

Eigentlich schien alles wie gemalt für The Hellacopters. Reunion erfolgreich, mit "Eyes of oblivion" ein bockstarkes Album in der Tasche, auf Tour unter anderem mit Ghost in den ganz großen Arenen – und dann zertrümmert sich Gitarrist Dregen im August 2023 die linke Hand in einer zufallenden Autotür. Die Röntgenbilder, die der Schwede auf Instagram teilte, sahen mal so gar nicht gut aus, und der anfängliche Optimismus, bald wieder Gitarre spielen zu können, wich bald Ernüchterung. Mit diversen Metallplatten in der Hand lassen sich nun mal schlecht Akkorde greifen. Auch wenn Dregen seitdem vom Spanier LG Valeta – sonst bei der Heavy-Rock-Band '77 aktiv – mehr als nur adäquat ersetzt wird, wünschen wir ihm natürlich weiterhin gute Genesung.

Da der Gitarrist nun aber eher mit Reha & Co. beschäftigt war, übernahm Frontmann Nicke Andersson kurzerhand (no pun intended!) das komplette Songwriting für das neue Album "Overdriver". Und da halbe Sachen nichts für Andersson sind, setzte er sich direkt auch noch auf dem Produzentenstuhl. Und der 52-jährige Stockholmer, obwohl in zahlreichen anderen Projekten und Stilen von Death Metal bis Soul tätig, weiß genau, was gut ist für The Hellacopters. Nämlich unbeschwerter, leichtfüßiger Heavy Rock. Zumindest preschen die ersten Songs, "Token apologies" und "Don't let me bring you down", unwiderstehlich voran, überzeugen durch feine Hooks, sofort zum Mitsingen einladende Refrains und reichlichen Einsatz des guten alten Rock'n'Roll-Klaviers.

Und auch wenn mitunter Eingängigkeit und Cheesiness verdammt eng nebeneinander liegen wie bei "(I don't wanna be) Just a memory", haben die Skandinavier im Gegenzug feine Überraschungen im Gepäck wie "Soldier on", dessen Groove die Melancholie von D-A-D aufgreift und ein paar deftige Hemdsärmel verpasst. Fans der ganz frühen Stunden werden ob dieser Leichtigkeit vermutlich die Stirn runzeln und diese als Verweichlichung abtun, alle anderen freuen sich darüber, dass es auch mal ohne durchgetretenes Gaspedal funktioniert. Dass "Faraway looks" genau dies tut, ist wie der Beweis, dass man es eben doch noch kann, hier aber mehr die Ausnahme, die die Regel bestätigt.

Nicke Andersson ist als Musiknerd bekannt, seine Schallplattensammlung umfasst tausende von Exemplaren. Entsprechend frönt der Schwede der alten Schule der Albumproduktionen, lässt "Overdriver" am Stück wirken, ohne den einen Mega-Ohrwurm dabei zu haben. Mehr noch, die Vorabsingles "(I don't wanna be) Just a memory" und "Do you feel normal" verwirrten im Vorfeld eher, als neue Erkenntnisse zu bringen. So bleibt es "Leave a mark" vorbehalten – zwar erste Single, aber clevererweise am Ende platziert –, genau dies zu tun. Nämlich den Eindruck zu hinterlassen, dass The Hellacopters noch lange nicht fertig sind, ihre zwischenzeitliche Auflösung nur eine Episode. Sie mögen älter geworden sein, die Musik und der Sound fast ein wenig aus der Zeit gefallen. Aber genau das macht an "Overdriver" so viel Spaß.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Don't let me bring you down
  • Soldier on
  • Leave a mark

Tracklist

  1. Token apologies
  2. Don't let me bring you down
  3. (I don't wanna be) Just a memory
  4. Wrong face on
  5. Soldier on
  6. Doomsday daydreams
  7. Faraway looks
  8. Coming down
  9. Do you feel normal
  10. The stench
  11. Leave a mark
Gesamtspielzeit: 40:06 min

Im Forum kommentieren

Sloppy-Ray Hasselhoff

2025-02-01 00:03:25

Karriereschmelz "Leave a Mark". Ansonsten ist mir das leider auch wie die Vorgänger zu glatt. Ich sag so etwas nicht leicht bei Nick Royale, aber mittlerweile wär mir eine Solutions-Platte wieder lieber, falls Morgan noch aufrecht stehen kann. Sollen sie ihn ans Mikro anbinden, ist mir auch lieber, als diese polierte Krux hier. Schade.

Armin

2025-01-31 20:27:39- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Adler_Eddie

2025-01-31 19:25:57

Starkes Album, kam heute raus. Gab noch keinen Thread dazu.
Platte des Monats in der Rock Hard. Verdient. Geht mehr in Richtung Siebzigerjahre-Rock.

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