Dream Theater - Parasomnia

InsideOut / Sony
VÖ: 07.02.2025
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 3/10
3/10

Wieder zu Hause

Es gibt Reunions, und es gibt Reunions. Die vom 25. Oktober 2023 ist eine, die Aufsehen erregt. An diesem Tag nämlich gaben Dream Theater bekannt, dass Schlagzeuger Mike Portnoy wieder in die Band zurückkehrt, die er 2010 nach den üblichen nebulösen "persönlichen und musikalischen Differenzen" verlassen hatte. Nun ist Portnoy nicht nur irgendein Drummer, war nicht nur zusammen mit Gitarrist John Petrucci Hauptsongwriter und Produzent, sondern auch gemeinsam mit Petrucci und Bassist John Myung Gründer der Quasi-Urväter des Prog Metal, damals, 1985, am Berklee College of Music in Boston. Und nicht zuletzt war es Portnoys Vater, der das Studentenprojekt namens Majesty mit Geld und einem Proberaum kräftig unterstützte. Kein Wunder also, dass der vom Nachfolger zum Vorgänger avancierte – und wahrlich ebenfalls hoch begabte – Mike Mangini die Entscheidung der Band ohne Nebengeräusche akzeptierte.

Album Nummer eins also nach der Rückkehr, und schon die Vorabsingle "Night terror" ließ Gutes erahnen, auch wenn der Ausruf "Typisch Dream Theater!" in leichtem semantischen Widerspruch zum Wortsinn von "Progression" stehen mag. Doch schon beim Artwork von "Parasomnia" fügen sich diverse Bausteine zusammen, wirkt das Bild eines im Mondlicht schlafwandelnden Mädchens in einem bis auf das Bett komplett leeren Raum wie der düstere Cousin des farbenfrohen Covers von "Images and words" aus dem Jahr 1992. Und in der Tat drehen sich die Lyrics – ohne ein formvollendetes Konzept darzustellen – um Ereignisse, die alles andere als eine erholsame Nacht versprechen, von Schlaflähmungen, Flashbacks bis hin zu einem Mord, der nur im Schlaf begangen worden sein konnte. Oder doch nicht?

Alles andere als alptraumhaft ist die Umsetzung. Denn die ist brillant, und stünde nicht das völlig vergurkte Konzeptalbum "The astonishing" in der Diskographie, wäre der Zusatz "wie gewohnt" eine Selbstverständlichkeit. Anders jedoch als noch 2016 lassen die New Yorker die Musik sprechen, springen immer wieder durch ihre eigene beeindruckende Diskographie und verbinden die Virtuosität von "Images and words" mit dem Storytelling von "Metropolis pt. 2: Scenes from a memory" und der krachenden Härte von "Train of thought". Dass die Band dabei ein Stück weit ihr eigenes Klischee bedient, liegt angesichts der langen Karriere auf der Hand und ist alles andere als verwerflich: Portnoy trommelt auch mit 58 Jahren noch, also müsste man die Extremitäten nochmal nachzählen, Petrucci sowie Keyboarder Jordan Rudess eskalieren ein ums andere Mal, und Frontmann James LaBrie fühlt sich in seinen elegischen Gesangsparts mittlerweile pudelwohl, während die instrumentalen Rampensäue die Bühne beherrschen.

Und plötzlich sind wir bei einem Attribut, dass man mitunter eher weniger mit der Band assoziierte: Spaß. Natürlich erfindet man sich im 16. Studioalbum der Karriere nicht plötzlich komplett neu. Und natürlich wird das technische Höchstniveau wie immer polarisieren. Aber Dream Theater haben ihre Leichtfüßigkeit wieder gefunden, die dafür sorgt, dass auch ein knapp 20 Minuten langer Song wie "The shadow man incident" eben nicht langweilig wird, sondern immer weiter Lust auf mehr macht. Weil er keine Frickeleien zum Selbstzweck auffährt, sondern pure Spielfreude bietet – und nicht, weil man's will, sondern weil man's kann. Genau deshalb funktioniert die Powerballade "Bend the clock" so prachtvoll, wirken die Djent-Riffs zu Beginn von "Night terror" nicht aufgesetzt, sondern glaubwürdig. Mike Portnoy mag seine Macken haben, als Integrationsfigur scheint er eminent wichtig zu sein. "Parasomnia" ist ein mächtiger Beweis dafür. Und ganz und gar kein Alptraum.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Night terror
  • Midnight messiah
  • The shadow man incident

Tracklist

  1. In the arms of Morpheus
  2. Night terror
  3. A broken man
  4. Dead asleep
  5. Midnight messiah
  6. Are we dreaming
  7. Bend the clock
  8. The shadow man incident
Gesamtspielzeit: 71:16 min

Im Forum kommentieren

Hierkannmanparken

2025-02-10 12:10:48

In diesem Sinne: der Eröffnungstrack ist auch ziemlich cool!

NeoMath

2025-02-10 11:40:43

Ja, das ist das alte Lied bei Dream Theater. Musikalisch top... die langen Stücken kommen meist gut, weil es darin oft lange Passagen ohne Gesang gibt. Wenn LaBrie aber so richtig loslegt, dann wird es eng mit dem Geduldsfaden in Sachen "Stimmtoleranz" ;-)

Klaus

2025-02-10 11:36:23

Herrje, was ein Gezocke. Oftmals zu viel Hirn, zu wenig Herz. Der Longtrack hat mich jedoch recht gut unterhalten. Dieser Gesang, puh. :D

MickHead

2025-02-07 11:21:41

Komplette Playlist bei YouTube:

https://www.youtube.com/playlist?list=OLAK5uy_kkG5sYhZc0kJAHw1HSOqPK46dgzxzKsPY

nörtz

2025-02-06 15:57:10

Gründe für LaBries Abfall sollen ja schlechte Gesangstechnik und eine nicht auskurierte Lebensmittelvergiftung sein, gepaart mit jahrelangem Touring.

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