
Open Head - What is success
Wharf Cat / CargoVÖ: 24.01.2025
Fast alles konstruiert
"Das klingt ja furchtbar! Ich hasse meine Gitarre!" – "Und ich meinen Bass!" – "Okay, dann weg damit." So in etwa ging es laut Co-Frontmann Jared Ashdown im Studio zu, als Open Head die ersten Gehversuche für ihr zweites Album nach "Joy, and other sufferings" unternahmen. Am Ende war die Band aus Kingston, New Jersey danach trotzdem nicht: Ashdown und seine drei Kollegen traten lediglich einen Schritt zurück und begannen sich zu fragen, wie sie ihren kantig konstruierten Noise-Rock so gestalten könnten, dass wieder etwas Schönes dabei herauskommt. Womöglich ein ähnliches Dilemma wie das, vor dem einst Disappears standen, die inzwischen FACS heißen. Die warfen ihre Saiteninstrumente nämlich mitnichten auf den Müll, sondern spielten fortan nur noch das Nötigste auf ihnen, bis das denkbar unrockige, aber dafür mit Dub, Kraut und Drone aufgebohrte Prachtstück "Irreal" zutagetrat. Der Opener und Titeltrack von "What is success" funktioniert im Prinzip genauso – und ihre Gitarren durften Open Head auch behalten.
Obwohl sie zu Beginn eine untergeordnete Rolle spielen. Der Fokus von "Success" liegt stattdessen auf einem entwurzelten Wobbel-Groove, dessen Ebenen sich ständig verschieben, während verbogene Riffs dem Stück leidlich eiernden Geleitschutz geben. "N.Y. frills", der erste Rocker, der diesen Namen verdient, muss sich in der Tracklist relativ weit hinten anstellen und senst mit geschmeidigem Uptempo und wohldosierter Power so geschmeidig wie nötig durch die aufgeworfene Szenerie, und den mittendrin eingezogenen Break zahlen Open Head locker aus der Portokasse. Denn was ist eine gegen den Strich gebürstete Disharmonie schon gegen den rigiden Stampfer "Fiends don't lose", der sich von frühen Swans-Gewaltmärschen wie "Filth" oder "Greed" lediglich durch ein wie mit dem Winkelschleifer gezogenes Knirsch-Thema unterscheidet? "Monotones" bringt die Chose im Anschluss trefflich auf den Punkt – sowohl im Titel als auch mit den repetitiven Strukturen, zwischen die kein Gramm Zuckerzeug passt.
Zwei Interludes fungieren dabei bestenfalls notdürftig als schabende Atempausen, ehe Open Head bei berufenen Kolleg*innen das eine oder andere Sound-Detail abgrasen: Sonic Youths "Bull in the heather"-Klackern ploppt zuweilen genauso auf wie die krautrockigen Parts der Kanadier Suuns. Den verbreakten Rhythmen von "Bullseye" und "Julo" hingegen macht das Quartett ziemlich bald den Garaus und lässt sie unvermittelt gegen Lärmwände aus rasselnden Stahlsaiten prallen – so viel zu den Einflüssen aus UK-Dubstep und alternativem HipHop, die "What is success" ebenfalls geprägt haben sollen. Und dann schließt dieses oft nahezu mathematisch abgezirkelte Album doch mit etwas, dem man mit ein wenig gutem Willen eine Nähe zu Clubmusik attestieren könnte: "Catacomb" scheint von einem Fabrikhallen-Rave zu senden und konterkariert den straightesten Beat der letzten halben Stunde vergleichsweise elektronisch. Alles bisschen viel des Guten? Kann man so sehen. Aber sicher auch das Gegenteil von furchtbar.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Fiends don't lose
- N.Y. frills
- Catacomb
Tracklist
- Success
- Fiends don't lose
- Monotones
- N.Y. frills
- *INOY
- Take it from me
- House
- Bullseye
- Julo
- Palace quarters
- Catacomb
Im Forum kommentieren
myx
2025-01-25 18:59:59
Doch, Album haut hin!
myx
2025-01-23 21:27:00
Freue mich über die Rezension! "Fiends Don't Lose" und der Closer passen als Top-Singles für mich gut in die Highlights. Ansonsten bin ich einfach nur gespannt, weil schwer einschätzbar, wie das Album als Ganzes sich bei mir machen wird.
Armin
2025-01-23 21:16:13- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
myx
2025-01-13 18:50:18
Immer noch auf fantastischer Schiene unterwegs.
MickHead
2025-01-13 15:41:59
Korrektur: "Fiends" nicht "Friends"
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- Open Head - What Is Success (8 Beiträge / Letzter am 25.01.2025 - 18:59 Uhr)