Fuffifufzich - Feel zu spät

Flirt 99
VÖ: 24.01.2025
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

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Singende Schauspieler*innen haben es oftmals schwer, ein bestimmtes Image abzulegen und in Bezug auf ihre Musikkarriere als eigenständige Künstler*innen wahrgenommen zu werden. Das fällt jedoch weniger ins Gewicht, wenn man wie im Falle von Vanessa Loibl a) jetzt nicht gerade aus riesigen Mainstream-Produktionen bekannt ist und b) die Bühnen-Persona ebenso eine hochstilisierte Kunstfigur ist. Die hat ihrer Erschafferin ohnehin schon längst das Blitzlicht stibitzt: Für ihre Verwandlung in Synthpop-Queen Fuffifufzich braucht die Berlinerin nicht einmal das krasseste Make-up – Hosenanzug und Sonnenbrille, mit der die sie laut Promo "2018 auf die Welt gekommen" sei, reichen völlig aus. Man denkt gleich an Annie Lennox oder andere Elektropop-Künstlerinnen der Achtziger und Neunziger mit Spaß am Genderbending, auch musikalisch liegt der Hase ungefähr hier im Pfeffer. Schon bereitliegende NNDW-Anschuldigungen entkräftet Fuffifufzich aber im Handumdrehen.

Denn auch auf ihrem zweiten Album "Feel zu spät" springt einen das konsequenteste Stilmittel schon im Titel an: gnadenloses Denglisch. Und zwar noch wesentlich wilder, als etwa Falco das anno dazumal gemacht hat. So wird die prasselnde Electroclash-Hymne "Ich häng so an dieser Zeit" mühelos um ein "Which is called Vergangenheit" erweitert, während Reim und Flow intakt bleiben. An anderen Stellen bemüht Loibl ein weniger gewagtes, eher im gängigen Gen-Z-Sprachgebrauch verankertes Vokabular, vor allem in der auch musikalisch harmlosen Roadtrip-Hymne "Navigator" mit Mitstreiterin Alli Neumann. Hier schippert Fuffifufzich durch gefährliche Deutschpop-Gewässer, geht aber glücklicherweise noch nicht unter. Die ganz großen zwischenmenschlichen Gefühle gepaart mit herrlich anachronistischen Sound-Ideen stehen der 32-Jährigen allerdings wesentlich besser zu Gesicht, wie der größte Teil des Albums beweist.

Mit "Ich liebe Dich evtl. für immer", das hochauthentisch die Unentschlossenheit in einer komplizierten Situationship gesteht, hat "Feel zu spät" nämlich mindestens einen Instant-Hit parat. Das soult und softrockt par excellence, und im Video flaniert Schauspielgröße Katja Riemann graziös übers Parkett. Der Opener "Feel it" will von solcher Verwirrung nichts wissen, zieht die Vorhänge zu und schaltet die Kaminfeuer-App ein. Es wird kuschelig, romantisch und, ja, auch ein bisschen erotisch. Klar ist das Kitsch, der aber ist liebevoll ernstgemeint und schrumpft trotz der textlichen Verrenkungen nicht zur reinen Parodie zusammen. Denn "es geht hier um love", wie der Ohrwurm "Crash" klarstellt, "egal, no matter what". So ist es: Wenn auch nicht jeder Track voll überzeugt und "Feel zu spät" gerade deswegen noch den ein oder anderen zusätzlichen Beitrag vertragen hätte, so sprechen das "high concept" und der Spaß, den die starken Singles bereiten, definitely für Fuffifufzich. Über Sex kann man eben nur auf Denglisch singen, wie jeder weiß. Über Liebeskummer, Sehnsucht und unverbindliche Beziehungen aber auch.

(Ralf Hoff)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Ich häng so an dieser Zeit
  • Ich liebe Dich evtl. für immer
  • Crash

Tracklist

  1. Intro
  2. Feel it
  3. Ich häng so an dieser Zeit
  4. Ich liebe Dich evtl. für immer
  5. Lack again
  6. Crash
  7. Navigator (feat. Alli Neumann)
  8. Feel zu spät
  9. Feel zu spät Megamix
  10. Hoffnung
Gesamtspielzeit: 30:25 min

Im Forum kommentieren

myx

2025-01-31 18:31:15

Charme, Witz, schöne Melodien und ein paar Songs mit Suchtfaktor (z. B. "Crash"): Wieder alles da, was Fuffifufzich für mich liebenswert macht.

Würden wir näher bei München hausen, wäre ihr unser Besuch im Technikum gewiss. Vielleicht ja ein Fall für das Maifeld Derby?

myx

2025-01-25 16:07:35

Bei mir waren es v. a. "Ferrari" und "Kontrollverlust", die ich mit viel Vergnügen rauf und runter gehört und geschaut habe. Schön, ist sie jetzt mit ihrem zweiten Album hier präsent! Platte wird subito nach FKA Twigs, Open Head und Avec angehört (reichhaltiges VÖ-Weekend).

Michael

2025-01-25 15:06:42

Fuffifufzich find ich sympathisch. Den Song "Ich brauch mehr Zeit" vom ersten Album liebe ich abgöttisch. Das neue Album hat auch ein paar Highlights ("Navigator" finde ich eher mau, der Titeltrack ist aber z.B. großartig), ich würde 7/10 geben.

Armin

2025-01-24 18:56:21

Ich mag es sehr, auch wenn ich wohl auch nicht mehr als 6/10 geben würde.

zeckezichter

2025-01-24 08:58:36

Die beiden Lieder, die ich bis jetzt gehört habe sorgen leider nicht dafür, dass ich den Rest auch hören möchte.

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