Etwas - Zu viel

Motor / Universal
VÖ: 23.02.2004
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Heavy Petting

Es ist passiert. Das Mann/Frau-Konzept als Grundlage erfolgreichen Musikmachens hat nun auch unser geliebtes Land erreicht. In leichter Anpassung an die hiesige Marktlage zwar, was im Klartext heißt, daß aus "Mann/Frau" "Junge/Mädchen" wurde und die Musik jetzt scheiße ist. Aber es ist da. Mit Etwas. Einem kleinen Mädchen, 16, und einem nicht mehr ganz so kleinen Jungen, 19. Und wenn man schon in der White Stripes-Besetzung antritt, kann man seiner Platte ja auch gleich ein White Stripes-Cover verpassen. Obwohl heute selbst die Computer, die sie bei Aldi verkaufen, 23 Trilliarden Farben darstellen können. Menschenskinder.

Wenn sich die Klauerei aufs Cover beschränken würede, hätte sich niemand beschwert. Aber schon mit den Texten geht es weiter. Die werden zwar im schwarz/weiß/roten Booklet als selbstgeschrieben geführt, lesen sich aber doch wie ein Best-Of aus 25 Jahren Dr. Sommer. Warum kriege ich keine ab? Soll ich Drogen nehmen? Wie lade ich mein Prepaid-Handy auf? Wieso betrügt mich mein Freund mit der Mutter meiner Stiefschwester? Kann ich vom Küssen AIDS kriegen? Und vom Ficken Herpes? Etwas nehmen sich alles zur Brust, was jemals einen Teenager beschäftigt hat. Und am Ende kommen sie jedes Mal zum gleiche Ergebnis: Keiner hat uns lieb. Oder wie man heute sagt: "Der von Ihnen gewünschte Gesprächspartner ist zur Zeit nicht erreichbar."

Verkauft wird diese Anleitung zum Jungsein wieder mal in schrecklich schnödem Pseudo-Rock. Was ja das eigentlich ärgerliche an solchen Sachen ist. Niemand macht sich die Mühe, das Ganze wenigstens mal ein paar Meter über Plastik-Pop-Normalnull zu hieven. Und im Fall von "Zu viel" kann man sich noch nicht mal über irgendwelche demotivierten Plattenfirmenliedlieferanten aufregen. Jeder Ton und jedes Wort stammt aus den Lamy-Füllern von Etwas. Das haben sich die Jugendlichen selbst aufgebaut. Ohne Beaufsichtigung. Sonst wäre hier nämlich bestimmt kein Stück wie "Bemal' mich" drauf. Den Hidden Track "Gib mir Tiernamen" sucht man indes vergebens.

Trotz bester Voraussetzungen schaffen Etwas es aber nicht mal, konsequent schlecht zu sein. Eigentlich ist das Album überraschend häufig überraschend hörbar. Vor allem der Opener "Geradewegs ins Licht" mit seiner angenehmen Frische. Und die vielgescholtene Single "Ich zieh mich vor Dir aus" ist - den Text wie immer weggedacht - ja eigentlich doch ein umgänglicher Song. Bei einem Dutzend Liedern und drei Dutzend Minuten ist das zwar immer noch ziemlich wenig. Aber hey. Es ist immerhin Etwas. Schon gut. Wir sehen uns dann beim nächsten Grand-Prix-Vorentscheid.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Geradewegs in Licht

Tracklist

  1. Geradewegs ins Licht
  2. Käfig
  3. Ich zieh mich vor Dir aus
  4. Viel zu viel
  5. Wieso
  6. Etwas gelogen
  7. Bemal' mich
  8. Nirgendwo
  9. Immer das selbe
  10. Hilfe von oben
  11. Alles wird gut!
  12. Zu viel (unplugged)
Gesamtspielzeit: 38:09 min

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