The Great Old Ones - Kadath

Season Of Mist / Soulfood
VÖ: 24.01.2025
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Reise in die Albtraumlande

Ihr Name verrät es bereits: The Great Old Ones haben da eine ganz besondere Vorliebe. Die französische Band belegt ein Nischengenre, den "Lovecraftian Black Metal". Dabei ist alles auf den so berühmten wie aber auch in einigen Ansichten schwierigen Horror-Schriftsteller ausgerichtet. Nicht nur tragen die fünf Musiker einen großen Cthulhu-Anhänger auf ihren Bandfotos spazieren, auch die bisherigen Werke drehten sich vor allem um die Gestalt mit den vielen Tentakeln. H.P. Lovecrafts Schaffen umfasst tonnenweise Material, mit "Kadath" wagt das Quintett nun bei der Szenerie einen leichten Wechsel – im Sound findet dieser allerdings nur marginal statt.

Kadath, das ist ein mystischer Ort, eine Stadt, in der die außerirdischen, mächtigen "Great Old Ones" ihr Zuhause haben. Auf der Suche danach ist ein gewisser Randolph Carter in den "Traumlanden" und sind nun also auch die Franzosen in sieben Kapiteln, wobei es in einer Special-Edition zum Album sogar noch mit "Second rendez-vous" eine zusätzliche Begegnung gibt. Das Album eröffnet "Me, the dreamer" und zeigt recht ansatzlos zwei Dinge: Erstens, The Great Old Ones sind eine Black-Metal-Band und zweitens, was auch immer Carter auf seiner Suche so begegnet, scheint eher unangenehm zu sein, und es wird alles daran gesetzt, das "Mächtige" auch passend in Sound zu verpacken. Was genau Sänger Benjamin Guerra hier lyrisch mitteilt, ist genretypisch unverständlich, nur wenige hörbare Wortfetzen sind seinen Growls zu entnehmen – und diese sind teilweise im Laufe des Werkes auch noch auf Französisch. Ein Horror aus Wort, Bild und Ton. Dazu groovt sich der Rest der Band recht episch ein, die Riffs sind teilweise ziemlich eingängig, zwischendrin servieren die Fünf auch noch ein recht proggiges Schlagzeugsolo, ehe es in die zweite Abfahrt geht.

Da in der heutigen Welt etwas ohne Katzencontent zu veröffentlichen möglich, aber sinnlos ist, widmen sich The Great Old Ones im nächsten Track "Those from Ulthar" einer Story, in der die Stadtkatzen Rache an einem Peinigerpaar nehmen. Hier verpackt in einen neunminütigen Track, welcher in gleicher Manier wie der Opener konzipiert ist. Stakkato-Riffs, feines Double-Bass-Geprügel und ein Guerra, der seine Version der Story so keift, dass auch die letzten Tierchen einen Kratzbuckel bekommen. Ebenso wie "In the mouth of madness": Wenn man an die Franzosen eine Kritik richten möchte, dann vor allem die, dass viele Stücke doch eine gewisse Ähnlichkeit aufweisen und es vor allem die Nicht-Black-Metal-Parts sind, welche denen einzelnen Songs bis dato eine Art Wiedererkennungswert geben.

Einen Bruch dazu stellt allerdings "The gathering" dar. Nur etwa eine Minute kurz ist es ein Zeichen, dass sich nun Dinge ändern, und tatsächlich rücken durch dieses sehr gemächliche Intro plötzlich ganze andere Seiten in den Vordergrund. Es dient als Einstieg zu "Leng", mit dem ein Plateau in der Nähe von Kadath vertont wird. The Great Old Ones stellen sich dies nicht als flache Ebene da, sondern als gefährliches Dickicht mit Ecken und Kanten – jedenfalls suggeriert dieser Fünfzehnminüter hier eine Menge Abwechslung. "Leng" ist ein Opus, größtenteils instrumental, unterbrochen nur von wenig Gesang und einem Spoken-Word-Mittelteil. Die meiste Zeit jedoch vertieft sich das Quintett in epischen Progressive Metal, welcher wenig mit garstigem Black Metal zu tun hat. In der Geschichte ist "Leng" ein Ort, den es von außen eher zu meiden geht – hier bedeutet er ein so zentrales wie großartiges Stück, zu dem es sich immer wieder gern zurückkehren lässt.

Dass den Traumlanden eigentlich die Vorsilbe "Alb" gebührt, versteht sich von selbst, und dass ein Aufwachen demzufolge gar nicht so verkehrt ist, wissen auch The Great Old Ones – und verpacken "Astral void (End of the dream)" vorher noch einmal in feinstes Schwarz. Die letzten Sekunden der regulären Version gehören einem brutalen Zusammenfallen der Extreme, ehe einen das Quintett schweißgebadet aufstehen lässt. Interpretation der Schrecken gelungen!

(Klaus Porst)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Those from Ulthar
  • Leng

Tracklist

  1. Me, the dreamer
  2. Those from Ulthar
  3. In the mouth of madness
  4. Under the sign of koth
  5. The gathering
  6. Leng
  7. Astral void (End of the dream)
Gesamtspielzeit: 61:35 min

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Hierkannmanparken

2025-02-10 17:02:49

Ich mag, dass sie eher ungewöhnliche Disharmonien benutzen. Das hat dann echt was Alptraumhaftes. Wenn sie jetzt noch etwas psychedelischer, ausufernder wären, könnte ich mich wunderbar drin verlieren.

Hierkannmanparken

2025-02-03 09:08:31

Bisher hatte ich dem Album nicht so richtig ne Chance gegeben, weil mich der erste Track nicht hinterm Ofen hervorlocken konnte. Aber bei Those from Ulthar jagt ja ein geiler Moment den nächsten!

Armin

2025-01-16 20:46:25- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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