
Ex-Vöid - In love again
Tapete / IndigoVÖ: 17.01.2025
Verknallt oder verlassen
Das waren Zeiten, als sich walisische Bands noch Llwybr Llaethog, Ffa Coffi Pawr oder Geraint Jarman A'r Cynganeddywr nannten und somit zweifelsfrei als solche zu erkennen waren. Inzwischen heißen oder hießen sie langweiligerweise alle Manic Street Preachers, Super Furry Animals oder allenfalls Gorky's Zygotic Mynci. Oder Ex-Vöid, bei denen sich wenigstens ein etwas deplatzierter Umlaut eingeschlichen hat. Immerhin handelt es sich um eine Art Nachfolgeband der längst aufgelösten Joanna Gruesome, die wiederum an eine Harfentrulla erinnerten. Nur im Namen natürlich, wie der zerzauste, aber aufgeräumte Krawall von Platten wie "Peanut butter"verdeutlichte. Doch die führenden Mitglieder Alanna (nunmehr Lan) McArdle und Owen Williams, mittlerweile beide in London beheimatet, waren auf dem Ex-Vöid-Debüt "Bigger than before" schnell wieder vereint und sind es auf "In love again" immer noch. Und nach wie vor verliebt – in schrammelig jubilierenden Indie-Punk britischer Prägung.
Obwohl das mit der Liebe so eine Sache ist: Schon der Bandname weist nur leicht verklausuliert darauf hin, dass von der Essenz der Popmusik – zwei Menschen treffen sich, kommen zusammen und gehen wieder auseinander – hier vor allem letzterer Part zur Sprache kommt. Nicht umsonst verkündete Williams zuletzt mit The Tubs auf der kleinen Jangle-Köstlichkeit "Dead meat" ungläubig "I can't believe I'm in love with you again". Ungefähr dort knüpft nun der Ex-Vöid-Zweitling an, wirft im Opener mit der Zeile "You won't find any luck in Swansea" ein nicht allzu weinendes Auge auf die alte Heimat und kontert etwaige Wehmut gleichzeitig mit bratenden Gitarren und fein darüber drapierten Licks. Und wenn sowohl das gut gelaunt flötende Titelstück inklusive leicht vom Stühlchen kippender Background-Vocals als auch McArdles Trennungs-Song "July" zu hinreißender zweistimmiger Patina ziemliche Killer-Riffs aus der Armenkasse holen, ist es fast egal, ob man gerade verknallt oder frisch verlassen ist. Hauptsache, hinterher fiepen die Ohren.
Da wird auch Lucinda Williams' im Original gemütliches "Lonely girls" zur kleinen Fuzz-Bombe zwischen Herzschmerz und Selbstermächtigung – aufgeschnappt aus Katie Crutchfields Playlist, während Ex-Vöid als Waxahatchee-Support durch die Lande zogen. War mal wieder nichts mit der "World without tears". Erst recht nicht in Owen Williams' Trennungs-Vierminüter "Drown the drain", den er zu flockig perlender Sechssaitiger vorträgt. Neben dem als lupenreine Folk-Miniatur anhebenden Closer "Outline" ein willkommener Ruhepunkt auf einem Album, das sich zumeist lieblich, aber lautstark durch die Instanzen potenzieller Zweisamkeit sägt. Dabei absolviert besonders das geschickt verbreakte und verrauschte "Strange insinuation" den "Crash"-Kurs in The-Primitives-Tradition souverän, während es einem beim gedrückten "Nightmare" kurz ganz bang um die Pumpe wird. Doch mit Ex-Vöid übersteht man auch diese dunklen Stunden. Wären sie doch in Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch geblieben. Nicht.
Highlights & Tracklist
Highlights
- In love again
- July
- Strange insinuation
Tracklist
- Swansea
- In love again
- July
- Nightmare
- Pinhead
- Lonely girls
- Sara
- Strange insinuation
- Down the drain
- Outline
Im Forum kommentieren
saihttam
2025-01-25 23:59:16
Mochte es nach dem ersten Hören auch.
Gallants22
2025-01-22 20:34:10
Jetzt schon eines der Alben 2025
MickHead
2025-01-18 12:36:04
Jetzt komplett bei Bandcamp:
https://ex-void.bandcamp.com/album/in-love-again
Peacetrail
2025-01-17 18:14:05
Bisher das ansprechendste Album des Jahres.
Armin
2025-01-16 20:46:16- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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- Ex-Vöid - In Love Again (7 Beiträge / Letzter am 25.01.2025 - 23:59 Uhr)