Ela Minus - Dìa

Domino / GoodToGo
VÖ: 17.01.2025
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Blickdicht durchs Sounddickicht

"Abrir monte" ist in Kolumbien – der Heimat von Gabriela Jimeno Caldas alias Ela Minus – ein Ausdruck dafür, sich durch das dichte Laub des Regenwaldes zu kämpfen. Dabei ergibt sich nach durchschlagener Barriere mitunter ein völlig neuer An- oder Ausblick, der andere, auch unerwartete Perspektiven öffnet. So fühlte sich die Musikerin häufig beim Erarbeiten ihres zweiten Albums. Das passt sehr gut als Bild zum künstlerischen Schaffensprozess im Allgemeinen und zu dieser Platte mit ihren verschlungenen Pfaden im Besonderen.

Ela Minus startete nach der Tätigkeit als Studio- oder Livedrummerin für verschiedene Bands und Stile (Hardcore mit Ratón Perez, ätherischer Elektropop mit Austra) und einem Studienabschluss in Jazzdrumming und Synthesizerdesign ihre eigene Musikkarriere als Solokünstlerin mit Do-it-yourself-Ethos. 2021 beeindruckte sie auf ihrem Debüt "Acts of rebellion" mit geradlinigen, meist clubtauglichen und doch eigenständigen Tracks. Es folgten Liveauftritte – demnächst ist sie mit Caribou in großen Hallen unterwegs – und Remixaufträge, unter anderem für Depeche Mode. Nebenbei begann sie, Ideen für den Nachfolger zu sammeln. Die dann eine ganze Weile mit ihr rund um die Welt wanderten.

Schließlich waren die Stücke fertig – und waren es doch nicht. Denn die Künstlerin stellte fest, dass ihnen bei allem raffinierten Feilen an Texturen und Sounddesign noch inhaltliche Tiefe fehlte. Reines Tanzmaterial genügte ihr nicht mehr. Also noch einmal ran an die Tracks, Umschreiben, Umschichten, Umstrukturieren. Was "Dìa", dem Endprodukt nach zu urteilen, kaum geschadet haben dürfte. Es bleibt eine kompakte, gut halbstündige Platte, die in dieser kurzen Zeit aber eine Menge schlauer Haken schlägt. Und dabei auch ein bisschen mehr Gedankenfutter bietet und Brüche aufzeigt, nicht nur in der Single "Broken", die nach dem reichlich Atmosphäre schaffenden, instrumentalen Fünfminüter "Abrir monta" einen ersten und zudem sehr eingängigen Höhepunkt setzt.

Anschließend wird zu trockenen Beats mit der Jagd nach falschen "Idols" abgerechnet, in der Folge werden nicht nur die Titel abstrakter. An "IDK" und "QQQQ" lässt sich gut analysieren, dass Ela Minus gern erst einmal mit vielschichtiger Elektronik eine Stimmung etabliert, bevor sich in der zweiten Hälfte der eigentliche Song herausschält. Manchmal lässt sie aber einfach nur die Beats krachen wie im Clubdoppel "Onwards" und "Upwards", verbunden durch eine kurze instrumentale Konjunktion, während "I want to be better" auch von einer Karin Dreijer hätte stammen können. Überhaupt, die Referenzen: Zwischen großen Namen wie Björk oder Robyn und eigenwilligen elektronischen Künstlerinnen wie Fever Ray oder Aurora sollte so langsam ein weiterer Platz geschaffen werden. Und nächstes Mal gibt's dann Dreampop, wie das Finale mit "Combat" andeutet. Vielleicht.

(Thomas Bästlein)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Broken
  • QQQQ
  • Combat

Tracklist

  1. Abrir monte
  2. Broken
  3. Idols
  4. IDK
  5. QQQQ
  6. I want to be better
  7. Onwards
  8. And
  9. Upwards
  10. Combat
Gesamtspielzeit: 33:47 min

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musie

2025-01-21 13:44:13

Was ist ein Rohling? Ein Grobian? :-)

peter73

2025-01-21 13:30:11

ziemlich kurzes vergnügen - aber immerhin passen beide alben auf einen CD-Rohling! (falls das noch wer kennt) :)

musie

2025-01-21 10:57:25

Combat ist echt toll...

ichreitepferd

2025-01-17 12:50:04

musikalisch lässt Fever Ray grüßen

Armin

2025-01-16 20:47:41- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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