
Snoop Dogg - Missionary
Death Row / Aftermath / InterscopeVÖ: 13.12.2024
Sie waren mal Stars
Snoop Dogg und Dr. Dre. Zwei Namen, die untrennbar mit dem kommerziellen Durchbruch des Gangsta-Raps in den frühen 90ern verbunden sind. Musikalisch herrscht allerdings bei beiden schon länger Flaute. Während Snoop in regelmäßigen Abständen bestenfalls egale Alben veröffentlicht, taucht Dre nur dann in den Schlagzeilen auf, wenn es um die Musealisierung des Westcoast-Raps geht. Dass die beiden nun auf "Missionary" wieder zusammenarbeiten, lässt also zumindest aufhorchen. Alle, die immer noch auf eine Wiederbelebung des G-Funk-Sounds warten, dürfen nun aufhören zu lesen. Denn auch wenn "Missionary" sich stellenweise am Klang der goldenen Ära orientiert, ist es in der Summe ein Produkt der Gegenwart. Ideen waren gestern, heute reicht es, wenn die Marke bekannt und die Werbekampagne teuer ist.
Schon die ersten beiden Songs lassen Schlimmes erahnen. Das Intro "Fore play" klingt, als hätte Dre einen Randomizer über die Samples entscheiden lassen. Das wäre halb so wild, wenn darauf ein Banger folgen würde – doch "Shangri-La" ist allenfalls ein Rohrkrepierer. Viel besser wird es im weiteren Verlauf nur selten. Nur das von Tom Petty inspirierte "Last dance with Mary Jane" und das smoothe "Fire" wissen zu gefallen. Besonders der letztgenannte Song zeigt, welches Potenzial dieses Projekt gehabt hätte, wenn sich die Urheber auf ihre Stärken besonnen hätten. Stattdessen gibt es Ärgerliches wie "Pressure" zu hören. Obwohl der Song einen netten Basslauf besitzt, kommt er einfach nicht aus den Puschen. Es ist kaum zu glauben, dass sich die gleichen Personen für Hymnen wie "The next episode" und "Still D.R.E." verantwortlich zeichnen.
Absolut schrecklich fällt die Produktion aus. Saft- und kraftlos zischeln die heillos überfrachteten Beats vor sich hin. Von der Eleganz früherer Tage fehlt jede Spur. Selbst rhythmisch coolen Tracks wie "Thank you" geht daher schon nach kürzester Zeit die Puste aus. Da helfen auch die immer wieder eingestreuten Samples bekannter Hits nichts, im Gegenteil. Richtig peinlich wird es etwa in "Another part of me", wo Snoop und Dre "Message in a bottle" von The Police nach allen Regeln der Kunst schänden, bis nichts außer Fassungslosigkeit zurückbleibt. Ebenfalls ratlos hinterlässt einen Eminems Gastauftritt in "Gunz n smoke". Abgehackt und abgeschmackt wirkt sein Flow, verbraucht seine Stimme. Deutlich besser macht es 50 Cent im selben Song, retten kann er ihn aber nicht. In Sachen Features gibt es aber durchaus Unterhaltsames zu hören, vor allem das mit Method Man und Smitty eingespielte "Skyscrapers" würde auch auf einem neuen Wu-Tang-Release gut funktionieren.
Dr. Dre tritt als Rapper praktisch gar nicht in Erscheinung, was angesichts seiner überschaubaren Fähigkeiten nicht weiter stört. Allerdings stellt sich die Frage, in welchem Umfang er überhaupt an dem Projekt beteiligt war. Zwar taucht sein Name durchgehend in den Produktions-Credits auf, man hört es der Musik aber nicht an. Problematisch ist zudem, dass Snoop wenig zu erzählen hat. Natürlich gibt es wieder zahlreiche Anspielungen auf den Konsum von Rauchwaren, diese wirken aber verkrampft und aufgesetzt. Snoop Dogg mag mittlerweile ein formidabler Entertainer vor der Kamera sein, als MC hat er jegliches Alleinstellungsmerkmal eingebüßt. "Missionary" steht somit sinnbildlich für den schleichenden Verfall einer Kultur, die ausschließlich um sich selbst kreist. Es ist kein Werk kreativer Musiker, sondern ein Marketing-Artikel. Aus Stars wurden Celebrities, aus Kunst wurde Krempel.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Last dance with Mary Jane (feat. Tom Petty & Jelly Roll)
- Skyscrapers (feat. Method Man & Smitty)
- Fire (feat. Cocoa Sarai)
Tracklist
- Fore play (feat. BJ The Chicago Kid)
- Shangri-La
- Outta da blue (feat. Alus)
- Hard knocks
- Gorgeous (feat. Jhené Aiko)
- Last dance with Mary Jane (feat. Tom Petty & Jelly Roll)
- Thank you
- Pressure (feat. K.A.A.N.)
- Another part of me (feat. Sting)
- Skyscrapers (feat. Method Man & Smitty)
- Fire (feat. Cocoa Sarai)
- Gunz n smoke (feat. 50 Cent & Eminem)
- Sticcy situation (feat. K.A.A.N. & Cocoa Sarai)
- Now or never (feat. BJ The Chicago Kid)
- Gangsta pose (feat. Dem Jointz, Stalone & Fat Money)
- The negotiator
Im Forum kommentieren
Kojiro
2025-02-06 18:03:46
Absolut unhörbarer Schrott. Dre hat erneut bewiesen, dass er - seine frühen Alben in Ehren - der most overrated producer im Geschäft ist. Schade. Snoop hat auf dem Dogg Pound Album, das ja nur wenige Monate zuvor erschien, vieles richtig gemacht.
Das hier ist absolut grottig. 4/10 mind. 2 Punkte zu viel.
Armin
2025-01-03 19:29:16- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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