Waltari - Rare species

Stars In The Dark / Vielklang / Soulfood
VÖ: 15.03.2004
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Keine Langeweile

Was ist das Vernichtendste, das man über ein Stück Musik sagen kann? Abseits aller gewollten oder auch unbeabsichtigten Beleidigungen ist wohl das Attribut "langweilig" die Krone allen Übels, welches ein Rezensent über eine Platte auskippen kann. Denn Musik ist nun mal auch Unterhaltung, und wenn eine Band es nicht schafft, die Aufmerksamkeit des Zuhörers für die durchschnittliche Albumdistanz von etwas mehr als einer halben Stunde zu binden, ist sie schon an der untersten Hürde gescheitert. Eigentlich sollte man also davon ausgehen, daß "nicht langweilig" nicht etwa ein Kompliment, sondern eine Selbstverständlichkeit ist.

Etwas anders verhält es sich allerdings, wenn ein Album die potentielle Spielzeit des Mediums CD mit gut 71 Minuten fast vollständig ausschöpft, die Aussage "nicht einen Augenblick langweilig" lautet und damit eigentlich "durchgehend ziemlich spannend" sagen will. Unter diesen Gegebenheit ist "nicht langweilig" schon fast ein Prädikat und durchaus als dickes Kompliment zu verstehen. Und damit ist dieser Text am Ende seines zweiten Absatzes endlich auch zum Thema gekommen: Herzlich willkommen bei "Rare species", dem neuen Album von Waltari.

"Nicht langweilig" kann im Zusammenhanghang mit der überfälligen, ja eigentlich gar nicht mehr erwarteten Rückmeldung von Waltari nicht häufig genug erwähnt werden. Denn eine Beschreibung dessen, was uns die spinnerten Finnen hier über eine Stunde lang um die erstaunten Ohren hauen, läuft leicht Gefahr, nach eingeschlafenen Füßen zu klingen, die keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervorlocken. Die Tierchen auf "Rare species" sind nämlich vor allem deshalb so selten, weil sie eigentlich ausgestorben sind. Dachte man zumindest. Waltari spielen nämlich immer noch lupenreinen Crossover, und das aktuelle Album hätte schon vor zehn Jahren für einige Furore gesorgt. Auch wenn es damals sicher nicht danach geklungen hätte, aus einer anderen Zeit zu stammen.

Dieser Verdacht keimt vielmehr heute auf, wenn man hört, wie auf "Rare species" losgerockt wird, als habe es die kommerzielle Vereinnahmung der Kreuzübermusik, die im sogenannten Nu Metal ihren Tiefpunkt erreichte, niemals gegeben. Natürlich ist es ein alter Hut, Hardrock, 80er-Pop, die New Wave Of British Heavy Metal, Funk, Rap, Trash und Punk in einen Topf zu werfen und ordentlich zu verquirlen. Überraschend ist nur, wie gut dieser Hut auch heute noch aussieht. Jedenfalls dann, wenn ihn irre grinsende Finnen tragen. Es ist eigentlich auch nicht besonders originell, angestaubte Dancefloor-Nervtöter à la "No limit" aus der Versenkung zu holen, um sie durch den Megadethschen Gitarren-Fleischwolf zu drehen. Originell ist nur, wie es dann auf "Rare species" klingt: unwiderstehlich. Waltari gehören tatsächlich zu einer seltenen Art. "There's no tomorrow"? Ja, denn bei diesen Herren wird alles immer zeitlos gut klingen.

(Rüdiger Hofmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Megacity rain
  • My pain
  • No limit/Symphony of destruction
  • There's no tomorrow

Tracklist

  1. One day
  2. Life without love
  3. Megacity rain
  4. Dreamworld
  5. What I really know
  6. My pain
  7. Quick as a day
  8. Dream
  9. Alone
  10. Live this!
  11. Wasting my mind
  12. No limit/Symphony of destruction
  13. Guardian angel
  14. Living then living now
  15. New church
  16. There's no tomorrow
Gesamtspielzeit: 71:22 min

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  • Waltari (12 Beiträge / Letzter am 05.11.2007 - 10:00 Uhr)