Monostars - Alles wollen nichts müssen

ZickZack / Zebralution
VÖ: 29.11.2024
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Absolut in Zeitlupe

"Auch wenn ich es nicht sah / Es war immer da." Wovon Norbert Graeser da wohl redet? Am Ende vielleicht sogar von seiner Band Monostars? Die ist zwar nicht schon immer, aber immerhin seit 1996 am Start, nachdem Gitarrist Lenz Lehmair den Quasi-Vorläufer Animal Crakers mehr oder weniger frisch aufgelöst hatte. Als aufgelöst hätte man zuletzt auch Monostars wähnen können, da der letzte Longplayer "Absolut!" bereits von 2011 datiert – doch keine Bange: Die Münchner haben einfach nur einen ziemlich langen Atem. Auch auf Album Nummer sieben, auf dem das Quartett seine Stärken in Sachen diesigen Indie-Rocks mit Beiwerk aus schluffigem Shoegaze und scharfen Post-Punk-Kanten so souverän ausspielt, wie man es nach 13 Jahren fast schon wieder vergessen hatte. Da gerät der Auftakt "Weißt Du noch?" fast zum Memo an jene, die sich gerne mit einer weichstichigen Ladung Distortion gepolstert in die unwirtliche Realität kuscheln. Und von dieser erzählt "Alles wollen nichts müssen" auf angenehm unaufdringliche Weise.

Am Ende also eine "Win Win"-Situation für alle Beteiligten? Zumindest verkündet das gleichnamige Stück mit knurrigem Swamp-Riff und perkussiv doppelbödiger Drum-Spur versonnen Dinge wie "Komm, wir schmieden Allianzen, komm wir reichen uns die Hand / Jeder wird ein Teil vom Ganzen, und die Teilung wird zum Dauerzustand." Was sich je nach Geisteshaltung als Geste der Verbrüderung, aber auch als ein "Separatismus muss keine Einbahnstraße sein" im Sinne von Family 5s "Lass mich in Ruh" lesen lässt. Dazu sprechsingt Graeser ähnlich kontemplativ und eindringlich wie Daniel Jahn von Unhappybirthday in seinen eindringlichsten Momenten und ätzt allenfalls in wolkigen Andeutungen über die "failures of the modern man", wie Ian Curtis es einst ausdrückte. Entsprechend fröstelt sich "Was für ein Leben" zu stetigen Tempowechseln in die Atmosphäre des Joy-Division-Debüts und kombiniert bassige Knorrigkeit mit eisigen atmosphärischen Zischeleien, bis sich die Grenzen zwischen irre und irresolut immer mehr auflösen.

All das geschieht oft wie "In Zeitlupe" – praktischerweise auch der Titel des ersten Monostars-Albums, das schon schlappe drei Jahrzehnte auf dem Buckel hat. Staub oder gar Fett angesetzt hat der Sound des Vierers in dieser Zeit jedoch keineswegs. Nicht im schlaufenartig um sich selbst kreisenden "Alles wollen", das nicht etwa in der Isar, sondern im Körper eines anderen Menschen versinkt, und erst recht nicht im krautstampfenden "Immer da", wo neben kickender Rhythmusgruppe auch swingende Gitarrenlicks und kosmisch anmutender Backgroundchor für das gute motorische Gefühl sorgen – würde Graeser in Zeilen wie "Mir wurden Kopf und Beine schwer / Ich gefiel mir selbst nicht mehr" nur nicht so hart mit sich ins Gericht gehen. Wenigstens auf diesem Album besteht nämlich kein Grund für etwaige Selbstkasteiung: Zu sehr den Punkt treffen Monostars, als dass man halbgare Phrasen wie "Müssen ist wie wollen, nur krasser" bemühen müsste. "Eigentlich ganz schön"? Mitnichten: vielmehr traumwandlerisch sicher. Absolut.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Win Win
  • Was für ein Leben
  • Immer da

Tracklist

  1. Weißt Du noch?
  2. Win Win
  3. Hierher
  4. Was für ein Leben
  5. Alles wollen
  6. Eigentlich ganz schön
  7. Immer da
  8. Niemand
Gesamtspielzeit: 36:49 min

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Armin

2024-12-19 20:26:43- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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