Madsen - Die Weihnachtsplatte

Goodbye Logik
VÖ: 06.12.2024
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
4/10

Besinnlich besinnungslos

Was haben Bad Religion, Die Toten Hosen und Madsen gemeinsam? Also abgesehen davon, dass sie alle ... äh ... wegweisende Punkbands sind. Klar doch: ein Weihnachtsalbum! Wie die werten Kollegen möchte auch der Wendländer Familienbetrieb sich zum festlichen Anlass auf die wichtigen Dinge konzentrieren und einen Ausflug in besagte Genre-Gefilde wagen – der zweite Abstecher nach dem Rumpelpunk-Fremdgang "Na gut dann nicht". Der Spaß darf absolut sein! Leider überträgt er sich nur bedingt aufs Publikum. Kaum sind die verkitschten Klänge des Intros verklungen – der angedeutete Kinderchor könnte direkt einem Rolf-Zuckowski-Schlaflied aus der Hölle entstammen –, bläst die erste Single "Es geht wieder los" den Adventsmarsch. Deren Text zwischen zarter Konsumkritik und Friedensappell ist ganz süß, die Musik tut nicht weh. Nur: Damit ist auch eigentlich alles schon gesagt.

Anstatt an ihrem handelsüblichen Baukasten-Deutschrock irgendetwas Wesentliches zu verändern, basteln Madsen einfach Glöckchen, Streicher und Fanfaren daran, als schmückten sie semi-motiviert den heimischen Christbaum. Das mag etwas faul erscheinen, verfehlt allerdings nicht zwangsweise seine Wirkung: Denn gepaart mit der im Sechsachteltakt riffenden Bratgitarre entwickelt "Weiße Weihnacht" auf diese Weise einen gewissen Glam-Faktor und hat so geringfügig etwas von "The black parade". Fast geil. Und Konsorten wie Alkaline Trio möbeln ihren simplen Punkrock ja auch immer wieder mit ähnlichen Mitteln auf. Das Hauptproblem von "Die Weihnachtsplatte" sind eben doch die Texte, die sich öfter wiederholen als ein griesgrämiger Bill Murray am Murmeltiertag. Es ist immer dieselbe Leier: Suff, zu wenig oder zu viel Schnee, mehr Suff, wieder Suff, wahre Liebe für alte Freunde und natürlich für die Kernfamilie. Kinderlachen! So wichtig. Beinahe so sehr, wie sich unverfroren den Helm zu verbiegen.

Totalausfälle wie "Weihnachtslichter" – "Einsame Herzen" wäre die bessere Ballade, da sie nicht vollends im Schmalz ersäuft – oder das von Gitarrist Johannes dezent ausbaufähig gesungene "Schneeflocke" retten Madsens Festtagssause nicht, zumal Letzteres auch irgendwie ein wenig creepy daherkommt. "Niemand liebt Dich" ist dann wirklich endspießiger Deutschrock, bei dem wohl tatsächlich nur noch hilft, sich dazu standesgemäß die Kante zu geben. Aber am Ende ist es wie immer bei Madsen, und zwar alle Jahre wieder: Manchmal bereitet die Band tatsächlich ungefährlichen Spaß, auch ohne sich als Hörer*in gepflegt einen reinlöten zu müssen.

Das "Weihnachtslied zum Tanzen" ist trotz seines "Ihr müsst nur mal ordentlich rocken, Leute!"-Textes in seiner Hosenhaftigkeit ganz nett. Und das am wenigsten punkige Konzept der Welt, die Büro- oder Firmenweihnachtsfeier, in einen beinahe deutschpunkigen Klopper namens "Weihnachtsparty Legende" zu verwandeln, zeugt wenigstens von dem Vergnügen, das dem Quartett seine eigene Musik beschert. Während sie sich schon morgens eine Pulle Roten pro Nase reinorgeln? "Won't be home for Christmas" war mal, Madsen sind eher so Team Mariah Carey, die bekanntlich schon um Halloween herum ihren Auftauprozess einleitet: Sie können die schönste Zeit des Jahres einfach kaum erwarten.

(Ralf Hoff)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Weiße Weihnacht
  • Weihnachtsparty Legende

Tracklist

  1. Intro
  2. Es geht wieder los
  3. Weiße Weihnacht
  4. Merry christmas to me
  5. Ich tanze im Schnee
  6. Weihnachtslichter
  7. Schneeflocke
  8. Weihnachtslied zum Tanzen
  9. Niemand liebt Dich
  10. Weihnachtsparty Legende
  11. Einsame Herzen
Gesamtspielzeit: 31:46 min

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Armin

2024-12-12 20:59:08- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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