Blue Vow - Death of a big black dog

The Good Times
VÖ: 29.11.2024
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Laut und schön

Durchaus einen Namen gemacht hat sich hierzulande mittlerweile Lucy Kruger, präsent mal mit, mal ohne ihre Lost Boys. Aus Kapstadt kommend, hat sie es sich mittlerweile in Berlin eingerichtet und belebt etwa den Sound von Nick Cave, PJ Harvey oder Sonic Youth neu. Soll heißen: teils krachige Noise-Einlagen, düsteres Gesamtbild und doch immer mit dem Schönklang spielend. Eine junge Künstlerin folgt dem nun nach und zeigt: Da unten in Kapstadt, da scheint wohl ein Nest zu sein. Blue Vow nennt Chelsea Ann Peter ihr künstlerisches Projekt, welches auffallend viele Ähnlichkeiten zu dem aufweist, was Kruger neben etwa Anna B Savage oder King Hannah so interessant macht. Man kennt sich auch, teilt sich eine Booking-Agentur. Trotz der Nähe gilt: Eine einfache Kopie aber, so viel vorab, sind ihre Werke hierbei nicht. Dafür sind sie auch viel zu gut.

Dem Debüt "Sunfall" von 2022 folgt zwei Jahre später "Death of a big black dog", welches sich zum Teil aus den Erfahrungen und Erlebnissen rund um den Erstling speist. Blue Vow, das ist Musik für die blaue Stunde. Peter tanzt dabei auf dem schmalen Grat, welcher Düsternis und Licht trennt. Sie flüstert im Opener "Body is blue" zu wenigen atmosphärischen Akkorden, spricht langsam und deutlich erste Worte in "When buildings collapse". Sie erzeugt ein knisterndes Stimmungsbild, bei dem klar ist: Hier kommt gleich was. Spoken Word, Flüstern, Klargesang: alles passende stilistische Mittel, um die jeweilige Stimmung mehr als deutlich zu repräsentieren. Und sogar von der Stimmfarbe sehr nahe an genannter Lucy Kruger. Am deutlichsten wird das in der Single "Oistrophaneia", in deren Mitte es tatsächlich gehörig kracht, wie auch im späteren "We must scream". Die Vorbilder, die Peter nennt, heißen nicht umsonst auch Nick Cave, Kim Gordon, Iggy Pop oder Einstürzende Neubauten. Dieser bis in die letzte Faser post-punkige Song ist nicht zuletzt in London entstanden, in das sie Auftritte zum Debüt brachten – auch das ist in seiner Schroffheit hörbar.

Dem gegenüber stehen Songs wie "The weather had it's way" oder "Amorphous head", bei denen die gespielten Gitarren- und Bassläufe einen ziemlichen Groove ausstrahlen, zu welchem es sich vorzüglich tanzen lässt. Ein gewisser Hang zu eingängigen Strukturen, er lockert die Atmosphäre deutlich auf. Ein weiterer Ansatz sind staubtrockene Balladen mit ernsten Themen, in denen Peter vor allem ihre Stimme gelten lässt wie "Some kind of suicide", in dem Blue Vow eine Triggerwarnung vorschiebt und geschlechtsspezifische Gewalt thematisiert oder "Washover" und "Light sleeps". Einziger Kritikpunkt: Im Albumfluss sind diese ruhigen Stücke in der Mitte vielleicht ein wenig zu präsent. Da kommt es gerade recht, dass "Amorphous head" und der von Blue Vow selbst als "war cry" gegen die inneren Dämonen benannte Song "We must scream" noch mal ein deutliches akustisches Ausrufezeichen setzen. Mit diesem furiosen Finale findet "Death of a big black dog" ein Ende, welches Chelsea Ann Peter hoffentlich bald erneut die Chance gibt, in Kapstadt, London oder wo auch immer Inspiration für neue Stücke zu finden.

(Klaus Porst)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • When buildings collapse
  • The weather had its way
  • We must scream

Tracklist

  1. Body is blue
  2. When buildings collapse
  3. The weather had it way
  4. Some kind of suicide
  5. Washover
  6. Oistrophaneia
  7. Light sleeps
  8. Drunk on memory
  9. Amorphous head
  10. We must scream
Gesamtspielzeit: 40:33 min

Im Forum kommentieren

Blanket_Skies

2024-11-30 20:39:04

Da ist mir zu wenig echter Gesang dabei. Die viel erwähnte Lucy Kruger bietet da auf allen Ebenen mehr, auch musikalisch.

Armin

2024-11-21 19:38:08- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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