Black Pus - Terrestrial seethings

Thrill Jockey / Indigo
VÖ: 18.10.2024
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Geboller auf'm Oller

"Nach einem Durchgang muss ich aber auch wirklich erst mal gar nichts mehr hören." Den Forums-Worten von Kollege Heinecker zu Black Pus' "All my relations" ist nur schwer zu widersprechen. Was Brian Chippendale, auch eine Hälfte der durchgeknallten Noise-Rock-Rigorosos Lightning Bolt, auf dem zweiten regulären Album seines Soloprojektes anstellte, war in der Tat oft psychisch wie physisch unfassbar. Bass-Frequenzen, die außerhalb geheimer Entwicklungsstationen für Schallwaffen unbekannt sind, grob verzerrte Kontaktmikro-Vocals aus dem Röchel-Verzeichnis – und der, nun ja, Hit "1000 years" gab einen ungefähren Eindruck davon, wie Iggy Pop auf Speed und in einer glühenden Brotmaschine klingen könnte. "Black Pus slays the cosmos" heißt so etwas, wenn der Mann aus Rhode Island im gemeinsam mit seiner Frau betriebenen Kreativ-Verschlag The Hilarious Attic richtig freidreht – Geboller auf'm Oller, wie es der rheinisch-bergische Volksmund unter Abwandlung des Begriffs Dachboden ausdrücken würde.

Aber was weiß der schon? Zumal Chippendale den Nachfolger nicht in den bunt gepifften heimischen vier Wänden aufgenommen hat, sondern erneut mit Produzenten-Kollege Seth Manchester, der in seinen Räumlichkeiten bei Machines With Magnets schon The Body, Full Of Hell oder Daughter die Ohrenschrauben anzog. Denn auch "Terrestrial seethings" donnert, lärmt und kreischt mehr als genug. bevor der böse Hase auf dem Cover überhaupt zur unheilvollen Tat schreiten kann. Muss er aber auch gar nicht: Um Nicht-Hartgesottene nachhaltig zu verstören, benötigt Chippendale lediglich elektronische Distorto-Amokfahrten wie "Celestial seethings" oder im Auftakt "Ping pong" schöne Katastrophen aus dem Stimmprozessor. Und natürlich sein Schlagzeug, hinter dem er wie eine verwilderte Personalunion aus Slayer-Maschine Dave Lombardo und Morgan Simpson von Black Midi zur Sache geht. Und schon klingt alles, als wäre eine ganze Backpfeifen-Combo am Werk. Ganz ohne Gitarren, wie schon bei Lightning Bolt üblich.

Vom letzten Rest Rock'n'Roll hat Chippendale seine Musik inzwischen endgültig entkernt – fast. Man muss nämlich auch mit dem schleppenden Distorto-Bums von "So deep" rechnen, das in einer von fleischfressenden Comicfiguren bevölkerten Parallelwelt vielleicht als Soft Rock durchginge. Oder als "(I can't get no) Satisfaction"-Coverversion von The Residents (die es gräulicherweise tatsächlich gibt). Den zerspanten Fokus legt "Terrestrial seethings" allerdings auf andere Dinge: rigide Sequenzen, die "Human animal" eine ächzende Struktur verleihen, oder im tollen Sleaze-Hopper "Wide asleep" auf Acid-Lines, die Chippendale erst spät in einem Bottich metallischem Magengruben-Getöse versenkt. Und schleichen sich die ersten Entnervten frühzeitig auf "Gothic socks" aus dem Raum, geht auch das nicht ohne Knarzen, Quäken und gepeinigtes Gebrülle ab. Einer scheint zu sagen: "Schön war's ja, aber jetzt muss ich auch wirklich erst gar nichts mehr hören." Da sieht man's mal wieder: Black Pus und Plattentests.de haben immer Recht.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Human animal
  • So deep
  • Wide asleep

Tracklist

  1. Ping pong
  2. Human animal
  3. So deep
  4. Mark my word
  5. Celestial seethings
  6. Gothic socks
  7. Wide asleep
  8. Terrestrial heathens
Gesamtspielzeit: 44:54 min

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Armin

2024-11-21 19:37:48- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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