
Linkin Park - From zero
WarnerVÖ: 15.11.2024
Start from scratch
Seit geschlagenen sieben Jahren hoffen eingeschworene Linkin-Park-Aficionados auf ein Lebenszeichen der Lieblingsband. Jetzt ist der Tag endlich gekommen! Wirklich? Ja, diesmal tatsächlich. Die mitsamt der Ankündigung von "From zero" erfolgte Bekanntgabe von Emily Armstrong als neue Co-Sängerin neben Mike Shinoda lief zwar nicht gänzlich reibungslos ab. Aber das Sextett möchte nun alles zurück auf Anfang setzen, was bei weitem nicht für einen musikalischen Reset steht, sondern stattdessen für den Beginn eines neuen Kapitels: Der Albumtitel spricht an sich schon Bände, noch dazu nimmt er Bezug auf den Namen der ersten Linkin-Park-Inkarnation, Xero. Chester Bennington kann und soll nicht ersetzt werden, darüber hinaus liefert Armstrong trotz aller Kontroversen um ihre Person schlicht die perfekten Vocals für den Signature-Sound der einst riesigen Band. Auf ihrem achten Album probieren die Kalifornier*innen ansonsten nichts richtig Neues, sondern besinnen sich auf ihre Talente.
"From zero" ist über weite Strecken Fan-Service. Und das ist absolut okay. Wo sich "Heavy is the crown" auf die "Faint"-Formel verlässt – Hochgeschwindigkeits-Riff mit Elektro-Sample und Schreianfall –, geht "Two faced" sogar noch ein paar Schritte weiter zurück und spendiert Oldies wie "Papercut" oder "One step closer" ein spätes Geschwisterchen, Scratches von Joe Hahn inklusive. Ja, haben wir denn wieder 2000? Statt "Shut up when I'm talking to you" keift Armstrong "I can't hear myself think", während Brad Delsons Ein-Finger-Riffs immer brutaler werden. Wer damals zu "Hybrid theory" vor lauter Frust über den Hausarrest gegen die Wände des Kinderzimmers boxte, freut sich heute über den trip down memory lane und weiß, dass selbst die größte Wut verfliegt. Linkin Park sind schlau genug zu wissen, dass gerade auch Armstrongs Stimme dazu beiträgt, nicht zum Selbstplagiat zu verkommen. "This is what you asked for", right?
Die Vorab-Single "The emptiness machine", die das neue Line-up zum ersten Mal der Welt vorstellte, kreuzt die Geradlinigkeit eines "What I've done" mit der thematischen Ausrichtung von "Numb" und positioniert Shinoda und Armstrong als gleichberechtigte Seiten derselben Medaille. Gegenüber einer solchen Hausnummer ist es zu verkraften, dass der eigentlich schicken Alternative-Geschichte "Over each other" dann ein bisschen das eigene Gesicht fehlt. Gröberes Schlachtwerk wie "Casualty" kommt derweil dezent angestrengt rüber, der unbehauene Gitarrensound erinnert hier viel mehr an "The hunting party" als an die beschworenen Anfänge der Band. Die Überraschung: Anstatt familienfreundliche Raps oder sanft-ungelenken Gesang beizusteuern, geht Shinoda in den Berserkermodus und versucht sich als Shouter. Süß. Doch tatsächlich eine Neuerung innerhalb des wandelnden Anachronismus, der die Band heute ist.
Während "Stained" irgendwie ausgerechnet Avril Lavigne ins Gedächtnis ruft, zeigen Linkin Park aber auch, dass sie die elektronischen, eher getragenen Momente nicht verlernt haben: "Overflow" gibt sich als atmosphärischer Höhepunkt des Albums zwischen HipHop-Hülle, verträumten Vocals und trippy Soundscapes zu erkennen, "Good things go" stellt schließlich einen formvollendeten Rausschmeißer dar, in dem gerade Armstrong sämtliche stimmlichen Register zieht. Aber damit endet es nicht: Die Tracks gehen nahtlos ineinander über, zum Abschluss zieht der Closer die Verbindung zum etwas ausdruckslosen Intro ("Foreword", anyone?). "From zero" ist ein Loop – wie auch die Karriere der Band, wenn man so will.
Zurück in die Zukunft also? Erneute Meta-Bedeutungen wären Linkin Park, die schließlich auch "A thousand suns" erschaffen haben, definitiv zuzutrauen. In erster Linie versuchen die US-Amerikaner*innen aber wohl, ihre ursprüngliche Zielgruppe abzuholen und die Pop-Ödnis von "One more light" vergessen zu machen. Wieder laut und angsty zu sein. Diskussionen um Kalkül und Kommerz wird es auch dieses Mal geben, sie sind so alt wie die Band selbst. Aktuell fungiert Gitarrist Delson nur noch im Studio als Mitglied, Schlagzeuger Rob Bourdon ist gar nicht mehr dabei und wurde durch Colin Brittain ersetzt. "From zero" ist dennoch zum größeren Teil eine Rückkehr zur Form. Wie lang das neue Kapitel schlussendlich andauern wird, ist wie immer bei Linkin Park Sache der Fans – alter und bestenfalls neuer.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The emptiness machine
- Heavy is the crown
- Overflow
- Good things go
Tracklist
- From zero (Intro)
- The emptiness machine
- Cut the bridge
- Heavy is the crown
- Over each other
- Casualty
- Overflow
- Two faced
- Stained
- IGYEIH
- Good things go
Im Forum kommentieren
8hor0
2025-05-19 21:47:06
"Let you fade"
https://www.youtube.com/watch?v=jv-laQtaLjE
stark!
edegeiler
2025-04-25 13:23:13
"Unshatter" fand ich so dermaßen schwach. Muss das alles wie "Since You've Been Gone" anmuten?
Ralph mit F
2025-04-25 09:46:35
"Unshatter" ist raus. Wie schon "Up from the bottom" ganz ... nett. Warum das jetzt aber die "offiziellen" B-Seiten sind und Sachen wie "Casualty" oder "IGYEIH" aufs Album durften, bleibt wohl Geschäftsgeheimnis.
Klaus
2025-04-02 19:06:38
"Danzig, muss ich mir nicht live anschauen."
Das neue Merch von denen könnte für großen Fanzulauf in Ostdeutschland führen, aber das ist ein anderes Thema.
oldschool
2025-04-02 19:04:22
@sizeofanocean: Echt? Hätte nicht gedacht, dass Lip bizkit och große Hallen füllem, besonders nach der peinlichen Karaoke Show, die sie in Frankfurt vor einigen Jahren abgezogen haben. Ich meine, ich bin ja zuweilen auch nostalgieverklärt, aber dennoch so bodenständig, dass ich mir was vormache. (Bands wie Sisters of mercy (das Thema hatten wir ja in deren Thread kürzlich) oder Danzig, muss ich mir nicht live anschauen. Auch wenn ich deren Alben noch hören kann (also bei Danzig die ersten 4)
Deftones wurden heir auch erwähnt. Die würde ich jedoch nicht als klassische New Metall Band einordnen. Haben Ihr Level auch weitgehend gehalten
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