Big'n - End comes too soon
Computer Students™VÖ: 15.11.2024
Ein Hoch auf das Pokerface
Manchmal ist der Zufall ein Überbringer schlechter Nachrichten. Eine der miesesten des Jahres 2024: das allzu frühe Ableben von Produzentenlegende Steve Albini, der mit seiner Band Big Black den typischen, splitternden "Skinng"-Gitarrensound erfand, das renommierte Studio Electrical Audio führte und nebenher bei der World Series Of Poker 2022 rund 200.000 Dollar abräumte. "End comes too soon", das erste Album des Quartetts Big'n seit 28 Jahren und natürlich bei Electrical Audio aufgenommen, war zum Zeitpunkt von Albinis Tod inklusive Titel längst im Kasten – und liest sich lediglich zufällig wie eine Hommage an den großen Mann. Doch im Grunde ist es eine: Abgesehen von den neuerlichen Comebacks der lokalen Radau-Größen The Jesus Lizard und Naked Raygun lebte und leibte die reine Lehre des Chicagoer Noise-Rock nämlich selten so bedenkenlos wie hier. Die edle Aluminium-Verpackung der limitierten Vinyl-Version ist also so ziemlich das genaue Gegenteil dessen, was sich darin befindet.
Denn knapp drei Jahrzehnte später röhren die Riffs genauso maximal abgezirkelt und poltern die Drums raumgreifend, wozu William Akins mit gepresstem Organ angewidert über Verderben, Höllenschlünde oder soziale Schieflagen knörmelt und krakeelt. "South of loathsome" ist schon zu Beginn ganz, ganz unten mit allem Hässlichen, das die aus den Fugen geratene Welt zu bieten hat, und schleppt sich muskelbepackt durch wie mit einem glühenden Winkelmesser konstruierte drei Minuten. "Them wolves" übernimmt nahtlos mit peinigenden elektrischen Schlägen aus der Sechssaitigen und hämmert das Ganze nicht minder kompromisslos nach Hause. Schön ist's da zwar nicht, aber immerhin kann man sich auf ein paar Dinge verlassen. Zum Beispiel auf die wiederkehrenden Miniaturen namens "XMSN" (lies: "transmission"), die als ruppige Bindeglieder zwischen den eigentlichen Songs fungieren und stets unter einer Minute bleiben. Die eine oder andere davon würde ausgearbeitet sogar zum vollständigen Track taugen – aber lassen wir das.
Auch so gibt es auf "End comes to soon" mehr als genug herrlich stoisch auf der Stelle trampelnde Sprengsätze, deren verheerende Auswirkungen weggeräumt werden wollen, ehe die nächste Detonation erfolgt. Da kann "Dead ahead" mit einer noch so schlanken Basslinie anheben – das nächste Stakkato-Fratzengeballer kommt bestimmt, obwohl sich Big'n manchmal auch einen durchkeuchten Break erlauben, wie Big Black sich ihn einst für Stücke wie "Fish fry" ausgedacht haben. Noch grobschlächtiger dreht "To hell with the sun" am Rad und droht ständig mit planetarischer Kernschmelze nach lärmgefrorenem Rotationsprinzip, und was der "Arkansas death cult" außer punktgenau delirierender Rhythmusgruppe und bösem Geblöke sonst noch veranstaltet, sollte man besser gar nicht fragen. "Where's the captain? / Fuck the captain!" schimpft Akins zum Schluss – und meint damit sicher nicht Steve Albini. Und falls doch: Er würde freudig zurückpöbeln. Und alle wären noch glücklicher als mit diesem Album ohnehin schon.
Highlights & Tracklist
Highlights
- South of loathsome
- Them wolves
- Dead ahead
- Arkansas death cult
Tracklist
- XMSN-17
- South of loathsome
- Them wolves
- XMSN-24
- Dead ahead
- XMSN-32
- Bison
- XMSN-40
- Arkansas death cult
- Piss poor
- XMSN-44
- End transmission
- To hell with the sun
- XMSN-48
- Capsize
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Armin
2024-11-13 20:38:38- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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- Big'n - End comes too soon (1 Beiträge / Letzter am 13.11.2024 - 20:38 Uhr)