Friedberg - Hardcore workout queen
Clouds Hill / WarnerVÖ: 08.11.2024
Die Girls und der Mister
In der Gewissheit, Hessinnen und Hessen zu enttäuschen, die auf die Entdeckung einer aufstrebenden Garage-Punk-Band aus dem Taunus-Städtchen Friedberg gehofft hatten: Das tun wir bei Plattentests.de äußerst ungern. Wie jeder weiß, sorgt unsere fein austarierte Bewertungsskala sowieso niemals für Kopfschütteln. Und ei Friedberg handelt es sich tatsächlich nicht um testosteronschwangeren Lärm, sondern um ein Damen-Quartett, genauer gesagt um die Band der Londoner Musikerin Anna Friedberg. Ein bisschen lärmen wollen die vier Mädels zwar schon, aber vielmehr groovt und zuckt es inmitten ihrer Songs.
Erstmals für Aufsehen sorgten Friedberg 2019 mit der Single "Go wild", einer kompakten Synth-Rock-Perle. Nicht unbedingt repräsentativ für das, was sie auf ihrem seit einer gefühlten Ewigkeit erwarteten Debüt tun, aber sicherlich ein Metier, in welchem sie gerne operieren. "Hello" markierte den ersten Vorboten: ein leicht schüchternes, aber wunderbarer in Psychedelia-Wolken schwebendes Stück. "The greatest", die Sommerauskopplung der Pre-Album-Sessions, macht dagegen keine Gefangenen und reserviert sich gleich sämtliche DJ-Slots unmittelbar nach The Ting Tings auf dem strobogefluteten Tanzflur. Und wenn "Venice 142" als reduzierte Grunge-Ballade beginnt, um in augenzwinkerndem Slacker-Pop aufzugehen, kommt Anna Friedbergs Einschätzung dieses Erstlings nicht von ungefähr: "Hardcore workout queen" sei ein wenig wie ein Roadtrip ohne Ziel.
Richtig allein schon deswegen, weil Friedberg sich im Sound weiterhin nicht festlegen möchten. Und so erwartet die Hörer*innen ein Stil-Mix aus Indie, Psychedelia, Dance-Punk und Pop. Was im besten Falle souverän nach Warpaint tönt wie "Better than we are" oder einen in den Bann zieht wie der cool groovende Titelsong, auch wenn ein Experiment wie "So dope" tatsächlich noch etwas unausgereift wirkt. Das großartigste Element ihrer Musik ist ohnehin oft Anna Friedbergs Gesang, der sich gänsehautstiftend und beruhigend zugleich um die ruhigeren, ätmosphärischen Stücke wie "I sometimes do (but mostly might)" oder um den fein perlenden Opener "100 times" schmiegt.
Der Erfolg Friedbergs scheint indes bereits vorgezeichnet, denn auch innerhalb der Musiker-Szene genießt die Band längst höchsten Respekt, spielte unter anderem eine Show beim SXSW in London und als Support der Indie-Popper Giant Rooks auf deren einmonatiger US-Tour. Last but not least eröffneten Friedberg dann auch noch für eine kleine Band namens Placebo bei deren UK-Konzerten. Big names, cool girls, good music. Da schlägt die Plattentests.de-Allzeitwaffe "Mr. 7/10" natürlich beherzt zu.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Venice 142
- Hardcore workout queen
- My best friend
- Hello
Tracklist
- 100 times
- The greatest
- Venice 142
- Hardcore workout queen
- So dope
- I sometimes do (but mostly might)
- My best friend
- Better than we are
- Hello
Im Forum kommentieren
8hor0
2024-11-20 08:35:54
Sie heßt nicht Anna Friedberg. Friedberg in der Steiermark ist ihr früherer Heimatort.
saihttam
2024-11-19 22:30:35
Mickheads Beschreibung klingt gut. Werde es mir mal vornehmen.
audiosexual
2024-11-16 10:38:57
Vollkommen unabhängig von der Musik: Friedberg liegt nicht im Taunus, sondern im Wetteraukreis. ;-)
peter73
2024-11-14 14:29:14
mir gefällt der titeltrack (mehr kenne ich vom neuen album noch nicht, dafür aber diverse tracks von anna f.) - und weil sie im dezember quasi gleich um die ecke spielt, werde ich mir das mal live anschauen: https://www.posthof.at/event/friedberg
Armin
2024-11-13 20:40:04- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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