Naked Lunch - Songs for the exhausted

Motor / Universal
VÖ: 01.03.2004
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Fail with consequence

In einem bestimmten Alter fangen Männer plötzlich an, über die Zukunft nachzudenken. Was ist in zehn Jahren? Mache ich dann immer noch das Gleiche? Bin ich verheiratet? Habe ich Geld? Zwei der letzten drei Fragen lassen sich in der Regel mit "Nein" beantworten. Und im Fall der österreichischen Popband Naked Lunch wären es sogar fast alle drei gewesen. Weil sie, wie es sich für Menschen gehört, die es ernst meinen mit ihrer Musik, nie etwas Ordentliches gelernt haben. Und weil sie eine ganze Zeit lang ohne Plattendeal dastanden. Aber keine Sorge. Solche Geschichten werden nur erzählt, wenn sie am Ende doch noch gut ausgehen.

Sollten Naked Lunch kurz vor der Veröffentlichung ihres letzten Albums "Love junkies" einen Fünf-Jahres-Plan aufgestellt haben, dürften sie rückblickend jedenfalls nicht allzu viel davon abgearbeitet haben. Es sei denn, da standen Sachen drauf wie "mit der neuen CD floppen", "den Plattenvertrag verlieren" und "in der Versenkung verschwinden". Aber sei's drum. Irgendwann ging es auch für Naked Lunch weiter. Dann eben ohne Deal. Ein Jahr lang haben die Herren an "Songs for the exhausted" gearbeitet. Und ein Jahr lang haben sie auf der fertigen Platte rumgesessen. Keine Plattenfirma wollte nämlich diese Musik haben. Womöglich auch noch, weil keine Single dabei ist. Also wirklich.

Nun war aber doch jemand so freundlich, sich der gebeutelten Herren anzunehmen. Und wir bekommen "Songs for the exhausted" endlich zu hören und dürfen denken: Gegensätze. Als wäre eine Indiepop-Band aus Österreich nicht schon genug des Oxymorons, sind es nun auch noch musikalische Gegensätze, die ihre Platte ausmachen. Elektronik, reduziert bis aufs Nötigste, trifft auf ein verschwenderisches Streicheraufgebot. Karge, minimal instrumentierte Strophen werden von Refrains mit immenser Spannweite umarmt. Und gleich im ersten Stück "God" muß sich ein andächtig gespieltes Klavier über E-Gitarren ärgern, die wie besoffen durch den Song wüten.

Wer zwischen den Zeilen mitgelesen hat, hat wahrscheinlich schon bemerkt, daß hier einiges passiert, das auch auf der letzten Notwist-Platte nicht weiter gestört hätte. Aber das macht natürlich nichts. Vor allem in der zweiten Hälfte, wenn das Album immer besser und die Stimmung immer schlechter wird, ist "Songs for the exhausted" eigenwillig genug, um über solchen Vergleichen stehen zu können. "Man without past" ist schließlich eine Hymne. Hintenrum gedacht. "Solitude" gar ein heimlich aufblühender Geniestreich. Und "The deal" schließlich das Schönste, was einem mit dieser Platte passieren wird. Naked Lunch leben wieder. "That's the deal baby / Love is all we need." Bitte gebt sie ihnen.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • God
  • In your room
  • The deal
  • Solitude

Tracklist

  1. God
  2. First man on the sun
  3. King George
  4. Stay
  5. Lost it all
  6. In your room
  7. The deal
  8. Man without past
  9. Solitude
  10. The retainer
Gesamtspielzeit: 40:52 min

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The MACHINA of God

2019-01-25 18:54:41

Interessant dass das Album bei Last.FM als Oliver Weiter geschrieben wird. Da gab es sicher Streit.

@the Machina of God

2008-05-15 18:19:40

da heißt einmal ein song wirklich "Gott", und ausgerechnet du verpasst die Pointe. Schwach.

The MACHINA of God

2008-05-15 16:58:57

"God" ist großartig.

naked

2007-04-03 00:48:47

war jüngst in würzburg und köln auf konzert... STOAK!

hoond

2007-03-08 22:00:13

wirklich fabelhaft diese cd.
und die wird überall zu spottpreisen angeboten.
da sollte man zuschlagen!

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