Bilbao - Soaked

PIAS / Rough Trade
VÖ: 18.10.2024
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Ach, Ihr seid's!

Ach, was war das schön, "damals" im Sommer 2022. Nach einsamen Jahren der Isolation ging es wieder raus in die Welt, auf die Festivals, ins Leben – und wer inmitten des beseelten Trubels eine ruhige Minute riskierte, fand gar noch das eine oder andere musikalische Kleinod zur passenden Untermalung einer entfesselten Zeit. Beispielsweise "Shake well", das Debütalbum der deutschen Indie-Gruppe Bilbao. Angefeuert vom kleinen, aber feinen Hit "Mojito", drehte die Scheibe einen Sommer lang genüsslich ihre Runden durch Indie-Radios und Spotify-Playlists des Landes, blieb daber aber immer ein kleines Stück unter dem ganz großen Hype-Radar, der ganz großen Bühne. Sympathisch. Und eben auch ein kleines bisschen schade, denn "Shake well" hatte – trotz sehr offensichtlicher Anleihen bei den Indie-Größen der 2010er-Jahre – eine Menge Tanzbarkeit und Flair im Reisegepäck. Gut zwei Jahre später steht nun der Nachfolger "Soaked" in den Startlöchern und trifft auf den grauen Herbst des Jahres 2024. Eine harte Probe für die sonnengetränkten Sounds der Gruppe.

Erfreulicherweise vollbringen die Hamburger auf "Soaked" einen gelungenen Spagat zwischen behutsamer Weiterentwicklung und dem liebgewonnenen Sound, ohne dabei unnötig abenteuerlich oder zu mutlos unterwegs zu sein. Niemand hat hier eine plötzliche 180-Grad-Wende hin zu wilden Experimenten zu erwarten, dennoch stellt der knarzige, für Bilbao-Verhältnisse beinahe schon dreckige Opener "Bother" klar: Hier tut sich was. "Here goes another / Don't even bother", gibt man sich bewusst rotzig – passen tut das ganz wunderbar. Das vertrackt-verträumte "2002" steppt sich derweil durch Reverb-Kaskaden und echogetränkte Gesangspassagen und gönnt seiner Instrumentalfraktion reichlich Luft zum Atmen – erfrischend und rundum gelungen. Im Synthpop-getränkten "Calling" erinnern Bilbao gar an Keane zu "Under the iron sea"-Zeiten – eine Referenz, die man nun auch nicht alle Tage rausfeuern darf, dem Song aber ganz hervorragend zu Gesicht steht.

Andernorts sind die Rückblenden zu "Shake well" deutlich offensichtlicher – aber deswegen nicht weniger angenehm. Das Duo aus "Lost & found" und "In a heartbeat" hätte auch ohne Probleme auf dem Vorgänger funktioniert – Ersteres als sommerliche Ode ans Fernweh und die sonnigen Destinationen des Planeten, Letzteres als perkussiver Tanzflächen-Füller für die Indie-Discos des Landes. Nicht weltbewegend, aber durchweg unterhaltsam. Sympathisch eben. Und mittendrin steht "Whoever you love" als wundervolle Indie-Pop-Ode an die bedingungslose Liebe und zuckersüßes "Fuck you" an engstirnige Familienmitglieder und Diskriminierung. "You don't need to grab the phone / And call them for New Year's Day / You can decide who's your home / Just go and love whoever you love" ist eine glasklare Ansage auf dem Highlight der zweiten Albumhälfte. Dass dazwischen einige Tracks etwas abfallen? Ach, egal. Zweites-Album-Test bestanden.

(Hendrik Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Bother
  • Calling
  • Whoever you love

Tracklist

  1. Bother
  2. Calling
  3. Petrichor (feat. Neeve)
  4. In my mind
  5. Lost & found (feat. Telquist)
  6. In a heartbeat
  7. Whoever you love
  8. Hip kids
  9. Terry let go
  10. 2002
  11. Hawaii skit
  12. Shake you off
  13. No breaking news
Gesamtspielzeit: 39:00 min

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Armin

2024-11-06 20:05:13- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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