Razorlight - Planet nowhere

V2 / Bertus
VÖ: 25.10.2024
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Gesucht und (nicht ganz) gefunden

"Planet nowhere" ist gewiss kein origineller Titel für ein Musikrelease im Jahr 2024. Zu offensichtlich passt er zu dieser Zeit, in der unser blauer Planet zusehends der unendlichen Raffgier und Ignoranz der Menschheit zum Opfer fällt. Ressourcen und Klima die Schlagworte, gewiss. Johnny Borrell, Frontmann von Razorlight, spricht diese riesigen Themen nicht einmal explizit an. Vielmehr könnte man den Albumtitel der fünften Razorlight-LP als Versuch einer Standortbestimmung von Borrells Band einordnen. Vom Suchen und Finden, oder so? Tatsächlich hat Borrell es hinbekommen, erstmals seit 2009 und "Slipway fires", die alten Kollegen, sprich die Besetzung aus erfolgreichen Tagen, für neue musikalische Streiche zusammenzubringen.

Leicht – durchaus eine passende Umschreibung für den Charakter dieser vielen fluffigen und knarzenden Britrock-Perlen aus jener Razorlight-Dekade – ging es im Vorfeld dieses kleinen Comebacks aber nicht zu. Spontan sollten die Aufnahmen werden: aus Songskizzen rasch die alte Eingespieltheit nutzen und ein paar gute Rocksongs schreiben, so war der Plan. Doch der erste Studio-Turnus endete im kreativen Fiasko. Nichts wollte gelingen. Bis Produzent Youth sich den Herrn Borrel schnappte, um die Quintessenz eines Razorlight-Stücks herauszufiltern, als Anker sozusagen: "Razorlight's quite simple isn't it? Just a driving bassline, driving drums and a story." Nehmen wir den Opener "Zombie love", jene knackige, mächtig hüftschwingende Single als Referenz, dann haben Borrell und Co. sich doch noch wiedergefunden. Doch kommt nach einem solch penetranten Ohrwurm rasch die Frage auf: Wie nachhaltig ist das?

Gewiss, die Storys sind da, man lauscht den süffisanten wie zynisch-humorvollen Schilderungen Borrells mit einem Grinsen. Aber hier geht es auch um Musik. Und da hat "U can call me" etwa trotz humoriger Absage an harte Drogen, coolem Beat und zuckriger Melodie unterm Strich etwas wenig Substanz. Auch der erste Vorbote "Scared of nothing", an dem lang gewerkelt wurde, samt seinem fast düsteren Riff oder das funkig-experimentelle "F.O.B.F." hätten im Jahr 2006 wohl kaum die Chance auf eine B-Seite erhalten. Immerhin: Das fein nach vorn gehende "April ends", der Indie-Dance von "Cyclops" und der augenzwinkernde Closer "Cool people" ziehen "Planet nowhere" aus dem Mittelmaß.

Weil es einfach auch viel Gutes zu entdecken gibt. Toll zum Beispiel das Gitarrenlick im waghalsig betitelten "Taylor Swift = US soft propaganda", das gemeinsam mit den forschen Drums quasi den ganzen Song trägt. Und huch, auf einmal geht es auf, das angesprochene Razorlight-Rezept mit der Bassgitarre, den kleinen Gitarrenlicks und dem coolen Rhythmus. Auch das etwas ausladendere "Dirty luck" punktet mit Persönlichkeit und wunderbarer Melodie. "It just sucks when you're not there / I just had to take that chance", konkludiert Borrell und meint womöglich auch seine Band, die Freundschaft, die Erinnerungen. Diese aufleben zu lassen, kann selbst in gesellschaftlich harten Zeiten ein bisschen Seelenheil bringen. Der kleine Haken des Suchens und Findens: Irgendwie hat halt auch alles seine Zeit.

(Eric Meyer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Taylor Swift = US soft propaganda
  • Dirty luck
  • April ends

Tracklist

  1. Zombie love
  2. U can call me
  3. Taylor Swift = US soft propaganda
  4. Dirty luck
  5. Scared of nothing
  6. F.O.B.F.
  7. Empire service
  8. April ends
  9. Cyclops
  10. Cool people
Gesamtspielzeit: 33:01 min

Im Forum kommentieren

Lichtgestalt

2024-11-05 15:44:28

Kurzweilig ist die perfekte Beschreibung!

Gordon Fraser

2024-11-05 05:50:51

Kurzweilig, auch wenn mir "Empire Service" nach fünf, sechs Durchgängen sicher auf die Nerven gehen wird. Macht wie schon auf dem ersten Comeback-Album Spaß, dass die sich nicht mehr so bierernst nehmen.

MickHead

2024-10-25 12:10:46

Gaesteliste.de mit einer positiven Rezension!

https://www.gaesteliste.de/review/show.html?id=671b6c4631431730&_nr=22824

Socko

2024-10-23 09:10:41

Zur Rezension :Was war an Razorlight jemals "knarzig"?
Glatter geht's doch kaum

Armin

2024-10-22 20:36:37- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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