Katie Gavin - What a relief
Saddest Factory / CargoVÖ: 25.10.2024
Der Sehnsucht gefolgt
Wenn Musiker*innen plötzlich solo durchstarten wollen, kann das ein seltsames Geschmäckle haben. Der Verdacht auf Krach innerhalb einer Band liegt nahe. Aber nicht immer führen kreative Meinungsverschiedenheiten zu persönlichen Konflikten oder enden im Drama. Manchmal gibt es schlicht unterschiedliche Konzepte und Ideen für Musikprojekte, und die Band kann parallel fortgeführt werden. So ähnlich scheint es auch im Fall von Katie Gavin zu sein. Eigentlich ist sie als Teil des Pop-Trios Muna bekannt, das gemeinsam mit Phoebe Bridgers den charmant-eingängigen Hit "Silk chiffon" veröffentlicht hat. Mit "What a relief" wagt Gavin sich alleine in die Musikwelt und wird dabei auch von Bridgers unterstützt. Das Debüt erscheint nämlich auf deren Label Saddest Factory Records.
Katie Gavin überzeugt auf "What a relief" auch ohne prominente Unterstützung und wagt sich musikalisch in neue Sphären. Das Pop-Gerüst mit starkem Hymnencharakter von Muna zu imitieren, wäre wohl eine leichte Übung für sie gewesen. Ihr Album bewegt sich aber in eine andere Richtung und greift Einflüsse aus Indie, Folk und Country auf. Gavins Songwriting bleibt dabei so dynamisch, modern und sprachlich direkt, dass fast alle Songs auch im Muna-Sound funktionieren würden. So etwa die Single "Aftertaste", die direkt das größte Hitpotenzial des Albums birgt. Im eingängigen Refrain zeigt Gavin ihre Pop-Stärken, klingt aber wesentlich roher. Denn instrumentell beschränkt "What a relief" sich meist auf eine sanfte Akustikgitarre und setzt auch die Pedal-Steel-Gitarre ein. Streicher sorgen für noch stärkere Country-Vibes, etwa im Song "Inconsolable".
Obwohl Country im Pop 2024 wieder eine größere Rolle spielt, ist Gavins Debütalbum diesbezüglich nicht ermüdend. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Songs über einen Zeitraum von sieben Jahren entstanden sind und nicht beim Nachjagen eines Trends. "What a relief" klingt nicht nach zwanghaft modernisierten Americana, sondern wie authentische Vertreterinnen dieses Genres, etwa The Chicks (ehemals Dixie Chicks). Auch inhaltlich ist Katie Gavin nicht weit weg von der Band. Sie singt über Sehnsucht, Isolation und familiäre Verhältnisse, ohne dabei in Klischees abzurutschen. Besonders ausdrucksvoll sind Songs wie "Sketches", wo Gavin eine vergangene, ungesunde Beziehung reflektiert, und "The baton", ein warmer Bluegrass-Song über generationsübergreifende, weibliche Bindungen. Dass sie sprachlich geschickt Geschichten erzählen kann, hat sie als Teil von Muna bereits bewiesen. "What a relief" lässt Oberflächlichkeit aber noch schneller hinter sich. Ob das zukünftig auch mit mehr Pop-Einfluss bei dem Trio funktionieren würde, bleibt spannend.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Aftertaste
- Casual drug use
- Sketches
- Inconsolable
Tracklist
- I want it all
- Aftertaste
- The baton
- Casual drug use
- As good as it gets
- Sanitized
- Sketches
- Inconsolable
- Sparrow
- Sweet Abby girl
- Keep walking
- Today
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MickHead
2024-10-25 13:03:17
Gutes Album, schöner Song!
"As Good As It Gets (Feat. Mitski)"
https://www.youtube.com/watch?v=10IDJUOQfMY
Armin
2024-10-22 20:34:18- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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- Katie Gavin - What a relief (2 Beiträge / Letzter am 25.10.2024 - 13:03 Uhr)