Corecass - Tar

Moment Of Collapse / Broken Silence
VÖ: 17.10.2024
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Filmriss

Alles wirkt angerichtet: Corecass, springt es einem schon in bester Capslock-Manier entgegen, in der Tracklist finden sich unter anderem Gastauftritte von Ercümet Kasalar (Moor) und Colin H. van Eeckhout (Amenra). Auch "Tar" passt als Titel wunderbar zu den Genres Sludge, Doom oder Post-Hardcore. Freuen wir uns also auf ein neues Album eines bisher eher unbekannten Acts, bei dem tonnenschweres Riffing auf donnerndes Schlagzeug und praktisch unerträglichen Gesang trifft. Abgemischt in der Tonmeisterei Oldenburg, in der schon Phantom Winter, Downfall Of Gaia oder Eremit zu Hause waren. Dem bald einsetzenden, matschigen Herbstwetter mehr als angemessen. Das Problem dabei ist nur: Nichts davon trifft zu.

Corecass ist das Soloprojekt der Hamburger Musikerin Elinor Lüdde, das man am ehesten in Neoklassik, Electronica und Ambient verorten kann. Lüdde selbst ist Multi-Instrumentalistin, spielt E-Gitarre, Harfe, Orgel, Schlagzeug und vor allem Klavier. Jenes Instrument dominiert hier, verschafft diesem Werk einen cineastischen Klang in seinen Kompositionen, von denen "Ovar" das Album eröffnet. Schwere Moll-Anschläge treffen auf eine verspielte Variation, ehe sich ein melodiöses Schönklang-Motiv durch dieses Dickicht bahnt. In einem plötzlichen Ausbruch scheppern die Drums los und zeigen, warum auch das Label Post-Rock kein falsches ist. Auf- und Abbau passieren hier binnen drei Minuten, nicht nur deswegen fungiert "Ovar" eher als Intro dessen, was eigentlich in "Tar" steckt.

Es folgt der deutlich längere Titeltrack, in dem auch erstmals ein Element auftritt, das auf diesem Album für einige Überraschungsmomente sorgen wird: Gesang. Hier zunächst in sehr elegischer Form. Lautmalerei leitet das Stück ein, ehe Lüdde selbst einige Zeilen zu ihrem Klavierspiel singt, das sie von einer Trompetenmelodie begleiten lässt. Das schwelgerische Kopfkino funktioniert hier wunderbar, schwenkt aber nach dem kurzen "Dol" in eine andere Filmgattung über. "Disrupt" beinhaltet den Auftritt des erwähnten Ercümet Kasalar, der den Sound in eine komplett andere Richtung dreht. Zunächst bestimmt wieder die Kombination aus Piano und hellem Gesang den Track, bis Kasalar aus der Tiefe auftaucht und dem Song erstaunlich heftige Growls verpasst. Womit ein Teil der eingangs erwarteten Kulisse doch eingetreten ist, nur mit einem komplett anderen Unterbau: Hier schließt sich ein Kreis, denn Lüdde ist auch Schlagzeugerin bei Moor.

Nach einem weiteren Gastauftritt – Elinors Schwester Barbara Lüdde im fast leichtfüßigen, balladesken "Sørunej" – findet sich in "Glijd mee" van Eeckhout ein, der zunächst einen flämischen Text rezitiert, ehe es auch aus ihm herausbricht und einige seiner kehligen Growls den Song ausklingen lassen. Nach diesen bleibt es erst einmal still – zumindest auf der Vocal-Spur. Erst kurz vor Schluss singt Lüdde in "Albedo" wieder einige Zeilen im ansonsten fast komplett aufs Klavier fokussierten Stück, auf den noch das kurze Outro "Fin" folgt. Dann fällt der Vorhang eines mit überraschenden Wendepunkten gespickten, imaginären Soundtracks. Ganz ohne Sludge, Doom oder Post-Hardcore.

(Klaus Porst)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Disrupt (feat. Ercümet Kasalar)
  • Glijd mee (feat. Colin H. van Eeckhout)

Tracklist

  1. Ovar
  2. Tar
  3. Dol
  4. Disrupt (feat. Ercümet Kasalar)
  5. Sørunej (feat. Barbara Lüdde)
  6. Glijd mee (feat. Colin H. van Eeckhout)
  7. Albedo
  8. Fin
Gesamtspielzeit: 41:07 min

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Armin

2024-10-22 20:33:56- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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