Berq - Berq

Urban / Universal
VÖ: 25.10.2024
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Im Schatten des Spotlights

Ganz fernab von inhaltlichen Befindlichkeiten muss man Jan Böhmermann und dem ZDF Magazin Royale eines lassen: Sowohl Auswahl als auch Qualität der musikalischen Auftritte sind zumeist on point. Überraschend wurde es aber im Oktober 2023 für das Schreiberlein dieser Zeilen, als der musikalische Gast der damaligen Sendung ins den Mittelpunkt der Ankündigungen rückte und mehrfach hervorgehoben wurde: Berq. "Huch, wer?", musste da selbst der gewiefte Autor im gläsernen Hochhaus rausprusten – hatte er da etwa zwischen dem Auswendiglernen aller Radiohead-B-Seiten den Anschluss an die Popkultur verloren? Mag sein, dennoch scheint das Ganze selbst für den Künstler selbst doch eher eine plötzliche Hype-Achterbahn gewesen zu sein. Diese verarbeitet der Hamburger nun, gut ein Jahr später, auf seinem selbstbetitelten Debütalbum. Irgendwo zwischen Indiepop und Offbeat, zwischen Publikumsdarling und Enigma.

Was direkt auffällt: "Rote Flaggen", die 2023er-Durchbruchs-Single, ist nirgends auf der Tracklist zu finden. Das ist ein durchaus mutiger Move, der behutsam andeutet: Felix Dautzenberg hat keinen Bock, sein Schaffen auf vier Minuten Musik reduzieren zu lassen. Vielmehr setzen einige Momente auf "Berq" am Sound an, den "Rote Flaggen" präsentierte – verquer, emotionsgetränkt und im Indie-Pop-Kosmos angenehm verschroben. Der Opener "Heimweg" etwa gießt seine doch etwas hanebüchenen Trennungsschmerz-Lyrics in ein düsteres Klangkorsett mit Falsett-Salven und dröhnenden Moll-Klavierwänden, über denen sich die Stimme des 20-Jährigen ins Ohr bohrt. "Der Platz in meinem Bett gehört immer noch Dir." Ja, das hat man textlich so oder so ähnlich auch schon bei Genrekolleg*innen gehört, die dichte Produktion des Tracks hebt sich aber klar vom Durchschnitt ab und serviert einen prägnanten Einstieg.

Überhaupt sind es die dunklen, dramatischen und dämonischen Momente, in denen Berq begeistern kann. "Träumen" etwa ist ein fesselndes und tieftrauriges Portrait einer zerbrochenen Familie, das zwischendurch schon fast ins Spoken-Word-Territorium abdriftet, gerade durch die zerklüftete Klanglandschaft aber ungemein an Intensität gewinnt. "Seit er denken kann / Ist sein Vater fort / Und der neue schlägt nicht nur seine Mutter / Er kann mir nicht helfen, wenn mein Herz gebrochen ist / Das hat er nicht gelernt." Auch "Mein Hass tritt Dir die Haustür ein" widmet sich auf ähnlichen Wegen der behutsamen Dekonstruktion des deutschen Indie-Pop, während "Schleierkraut" den plötzlichen Hype verarbeitet. "Du hast Dir das nicht ausgesucht, dass die Menge diesen Namen ruft / Und Du hast sicher nicht gewollt, dass man uns bis nach Haus verfolgt" thematisiert in Zeiten teils erdrückender parasozialer Fan-Beziehungen einen wunden und wichtigen Punkt der Popkultur. Es ist zeitweise durchaus beeindruckend, wie gefestigt das Debüt von Felix Dautzenberg daherkommt, wie klar umrissen die Vision ist. Selbst wenn nicht alle Tracks die gleiche Intensität an den Tag legen und sich beispielsweise ein Song wie "Still" dann doch etwas zu stark an die Heavy Rotation anlehnt. Aber Schwamm drüber, denn über große Strecken ist "Berq" erfrischend, erwachsen und ein willkommener Lichtblick im etwas festgefahrenen hiesigen Indie-Mainstream.

(Hendrik Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Heimweg
  • Träumen
  • Schleierkraut

Tracklist

  1. Heimweg
  2. Still
  3. Träumen
  4. Mein Hass tritt Dir die Haustür ein
  5. Licht geht aus
  6. Vergissmeinnicht
  7. Im Wind (Interlude)
  8. Blauer Ballon
  9. Alleine
  10. Schleierkraut
  11. Pirouetten
  12. Berq (Outro)
Gesamtspielzeit: 30:56 min

Im Forum kommentieren

Edrol

2024-10-30 15:05:12

Ich höre da eine 8/10, sein schwermütiger Stil holt mich ab. Besonders stark sind "Träumen", "Still" und "Mein Hass ...".

VELVET UNDERGROUND

2024-10-26 09:54:12

Du hast mich tausendmal beloqen

Armin

2024-10-22 20:32:53- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Armin

2024-09-27 12:55:23- Newsbeitrag

BERQ - MEIN HASS TRITT DIR DIE HAUSTÜR EIN (Musikvideo)


Sänger, Produzent, Komponist und Liedermacher Berq kann und will seine Faszination für seelische Abgründe, düstere Eingebungen und die Gefühlsregung ‚Hass‘ nicht verbergen; zum Glück - immerhin schreibt diese Faszination seine vielleicht besten Stücke. Im allerneuesten „Mein Hass tritt dir die Haustür ein“ imaginiert Berq den blutgierigen Hahnenkampf mit einem Widersacher, aus dem sein Ego als zweifelhafter Sieger hervorgeht. „Mein Hass tritt dir die Haustür ein“ ist das exakte Gegenteil eines gefälligen Popsongs. Vielmehr mutet Berqs neuester Streich wie ein mehraktiges Musikdrama an, das in seinem Verlauf durch ruhige bis ultraharmonische, nervöse bis aufbrausende, unheilvolle bis geradezu katastrophische Phasen wandelt.

Das Debütalbum „berq“ erscheint am 25. Oktober 2024.

Armin

2024-08-29 19:14:42- Newsbeitrag

Berq kündigt sein Debütalbum "berq" für den 25. Oktober 2024 an und wird damit ab Herbst 2024 live auf zahlreichen Bühnen zu sehen sein. Kaum war im Jahr 2022 seine erste Single in der Welt, wurde der damals Achtzehnjährige zum Wunderkind erklärt, auf den relevantesten Playlisten des Landes platziert und ist innerhalb kürzester Zeit zur festen Größe der deutschen Musiklandschaft aufgestiegen.


Berlin, 29.08.2024
Sänger, Produzent, Komponist und Liedermacher Berq war es nicht vergönnt, schrittweise zu wachsen. Kaum war seine erste Single in der Welt, wurde der damals Achtzehnjährige zum Wunderkind erklärt, von Herbert Grönemeyer belobigt und auf den relevantesten Playlisten des Landes platziert. Zwischen Kreativ-Sessions im Keller seines Elternhauses, Abi-Stress, Umzug nach Berlin und Auftritten bei Böhmermann oder Inas Nacht lagen in Felix’ Leben keine zwölf Monate; zwischen Support-Shows für Schmyt oder Ennio, Einlassstopp bei Festivalkonzerten, ausverkauften Solo-Tourneen und knapp 600.000 monatlichen Hörer:innen auf Spotify gerade mal eine Debüt-EP. Berq ist - dafür hat er keine zehn Songs, kein Studium, keine Role Models, noch nicht einmal Features gebraucht - zur festen Größe in der deutschen Musiklandschaft aufgestiegen.

Als Berq klar wurde, dass er im Grunde „nie da oben stehen“ wollte, stand er längst „da oben“ - und war sich plötzlich gar nicht mehr so sicher, was Berq-Musik eigentlich sein soll und vor allem: sein will. Luxusprobleme, na klar; aber auch die können ein Leben beschweren - besonders das eines Künstlers, der so exakt, so pedantisch, so detailverliebt und strebsam an seinen Visionen feilt, wie Berq es tut. Er versteht das Musikmachen als in vielerlei Hinsicht grenzgängerischen Akt, erfindet lieber das Rad neu und bringt mehrere Laptops unter der Last utopisch vielspuriger Kompositionen zum Abstürzen, als auch nur einen halbgaren Song in die Welt zu entlassen.


Wider jeder Regel des Standardpop hat Berq Gegenläufigkeiten ausgereizt, klassische Arrangements und Song-Dramaturgien auf links gekrempelt, Strophen wie Hooks klingen lassen und Geräusche zu wuchtigen Instrumenten transformiert, die es in der Popmusik eigentlich gar nicht gibt. Berq hat Crash-Becken auf Snaredrums gelegt, sein Aufnahmegerät an leere Plastikflaschen und knallende Türen gehalten, Analoginstrumente in Fahrstühle und Parkhäuser geschleppt, Mikrofone aus der Entfernung angeschrien und aus nächster Nähe angeraunt.

Im Gegensatz zur EP „Rote Flaggen" aus 2023 erzählt das Debütalbum von Berq keine in sich geschlossene Geschichte - dafür ist seine Themenpalette zu breit, dafür kommt hier zu Vieles zusammen: Neue und alte, akute und zeitlose, wahrhafte und teilfiktive Angelegenheiten. Ein paar rote Linien ziehen sich aber dennoch merkbar durch alle Texte: „berq" ist eine wortgewaltige Auseinandersetzung mit Bindungs- und Trennungsprozessen; mit verschiedenen Formen von Alleinsein; mit schnellem Ruhm, Panikschüben und der Herausforderung Erwachsenenleben.

„berq" erscheint am 25. Oktober 2024 via URBAN.

Berq Live 2024:
25.11.2024 Dresden, Tante Ju (Ausverkauft)
26.11.2024 Regensburg, Alte Mälzerei (Ausverkauft)
27.11.2024 München, Freiheitshalle (Ausverkauft)
28.11.2024 AT-Wien, WUK (Ausverkauft)
01.12.2024 CH-Zürich, X-TRA (Ausverkauft)
03.12.2024 Freiburg im Breisgau, E-Werk (Ausverkauft)
04.12.2024 Stuttgart, Im Wizemann (Ausverkauft)
07.12.2024 Köln, Live Music Hall (Ausverkauft)
08.12.2024 Hannover, Musikzentrum (Ausverkauft)
09.12.2024 Frankfurt am Main, Zoom (Ausverkauft)
11.12.2024 Hamburg, Docks (Ausverkauft)
12.12.2024 Berlin, Astra Kulturhaus (Ausverkauft)
15.12.2024 München, Backstage (Ausverkauft)
16.12.2024 Hannover, Capitol (Ausverkauft)

Berq Live 2025:
05.02.2025 Bremen, Pier 2
06.02.2025 Bielefeld, Lokschuppen
07.02.2025 Münster, Skaters Palace (Ausverkauft)
09.02.2025 Wiesbaden, Schlachthof
10.02.2025 Erlangen, E-Werk (Ausverkauft)
13.02.2025 AT-Linz, Posthof
14.02.2025 AT-Graz, Orpheum
15.02.2025 AT-Wien, Arena (Ausverkauft)
18.02.2025 Leipzig, Felsenkeller (Ausverkauft)
19.02.2025 Potsdam, Waschhaus
20.02.2025 Magdeburg, Factory
22.02.2025 Rostock, M.A.U. Club (Ausverkauft)
23.02.2025 Braunschweig, Westand (Ausverkauft)
27.02.2025 LUX-Luxembourg, Den Atelier
28.02.2025 CH-Basel, Volkshaus
04.03.2025 Berlin, Columbiahalle
05.03.2025 Hamburg, Inselpark Arena
06.03.2025 Köln, Palladium

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