Ben Racken - V

Major Label / Broken Silence
VÖ: 13.09.2024

Dagegen

Es erfordert schon einen gewissen Durchhaltewillen, in diesen Zeiten die Fahne der Punkmusik hochzuhalten. Ben Racken gehören zu den Bands, die das offenbar mühelos hinkriegen: 2008 gegründet, fünf Longplayer, Kollaborationen mit anderen gut beleumundeten Bands wie Boxhamsters oder Turbostaat – und das alles aus einer Homebase heraus, in der die AfD von Jahr zu Jahr mehr Wählerstimmen abgreift. Paule, Nico und Tuba (Nachnamen nicht überliefert) kommen aus Sachsen-Anhalt und lassen sich von den politischen Zeitläufen nicht irritieren – im Gegenteil: Sie halten hart und entschieden dagegen.

Das neue Album "V" ist das bisher mit Abstand reifste Werk der Band. Es vereint die Power von Boxhamsters mit dem eleganten Songwriting von Turbostaat und den düsteren Momenten von EA80, ohne aber diese und andere Vorbilder einfach nur zu kopieren. Wer Einszweidreivier-Haudraufpunk erwartet, der wird enttäuscht, denn dafür sind die Songstrukturen zu komplex. Wer Probefraumflair mit muffigem Sound erwartet, wird ebenfalls eines Besseren belehrt: Die Produktion ist druckvoll, dicht und energetisch.

Es fällt schwer, auf "V" einen schwachen Moment zu finden. Im Gegenteil: Man kann diese Scheibe hochvergnügt bei hoher Lautstärke durchhören. Das liegt an der präzisen Schlazgeugarbeit ebenso wie am schön grummelnden Bass – und an der Gitarre wird mal wild-verzerrt geschrabbelt, mal mit gebrochenen Dreiklängen Stimmung und Spannung erzeugt. Bemerkenswert sind definitv auch die Vocals. Währen Sänger Tuba in den Strophen eher düster intoniert, gibt's in den Refrains häufig herrliches gemeinsames Shouten, fast jeder Song wird spätestens anlässlich des Kehrreims zur Hymne. Es gibt eigentlich nur eine Sache, die an "V" hart nervt: Die zwölf Tracks sind in sich so geschlossen und gut, dass man nur mit Mühe Highlights benennen kann. Wir haben's trotzdem versucht.

(Jochen Reinecke)