Ishmael Ensemble - Rituals

Seven Songs / Rough Trade
VÖ: 06.09.2024
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Jazz ist anders

Die Richtung gaben sie selbst vor: "New era" nannten Ishmael Ensemble ihre 2023 erschienene EP mit mit Rapper Rider Shafique. Feiner Elektro trifft auf den bisherigen Markenkern des Kollektivs – gemeint ist smoother, leichtfüßiger Jazz, welcher sein Publikum mitnehmen möchte, statt abzuschrecken. Die EP erinnerte in ihrer Art an die frühen, starken Platten von Archive und folgte auf "Visions of light", jenes 2021er-Album des Quintetts, welches noch mit beiden Beinen im UK-Jazz stand. Den kompletten Übergang in eine neue Ära vollendet nun "Rituals", bei welchem das Ensemble seinem Herkunftsort Bristol zunächst noch eindringlicher Tribut zollt. Portishead, Massive Attack, Tricky, sie alle begründeten bekanntermaßen Anfang der 1990er-Jahre das Genre TripHop, welches das Ishmael Ensemble nun in moderner Form aufnimmt und in einer eigenen Version präsentiert. Sein Signaturinstrument stellt Gründer Pete Cunningham dabei beiseite, statt Sax überwiegt Synth.

Schon das erst Flackern von "C'mon" versprüht eine warme Atmosphäre zu Herzschlagbeats, begleitet von einer mehrstimmig scheinenden, zurückgenommenen Gesangsspur, ehe langsam ein reduziertes Schlagzeug den Takt übernimmt. Nur einlullen jedoch wollen die fünf Musiker*innen hier nicht, und so zieht "C'mon" gleich mal das Register "orchestrales Finale". "Blinded" kombiniert Dub, die Stimme von Holysseus Fly und Streicher zu einer pathetischen Ballade, welche in "Dust" übergeht, das stark an die Kollegen von Haelos erinnert und im Refrain einen schönen, positiven Vibe versprüht. Ein Schema, welches in vielen der Songs wiederzufinden ist, ist der zwiebelartige Schicht-für-Schicht-Aufbau der einzelnen Tonspuren. So auch im kurzen "Cold light", welches zunächst verzerrt vor sich hinpluckert, durch Hinzunahme immer weiterer Elemente wie hall-besetztem Drumming dann immer fülliger wird.

Wie variantenreich das Ishmael Ensemble vorgeht, zeigen "Ezekiel" oder "Fever dream", welche an der Clubtür der einzelnen Mitglieder von The xx klopfen und problemlos reingelassen werden. Ab diesen beiden Songs vollzieht "Rituals" einen Bruch, statt Rückblick in die 1990er katapultiert sich das Ishmael Ensemble dreißig Jahre weiter ins Hier und Jetzt. War "Visions of light" musikalisch geprägt von den Einschränkungen der Pandemie, ist "Rituals" nun die Befreiung davon. "Madrid" hingegen fängt die Stimmung nach dem Exzess ein und lädt zum Verweilen in der nächtlichen Großstadtverwirrung, in der man sich schon einmal verlieren kann. So wie in diesem Werk: ein, zwei unbekannte Abbiegungen hier, einer vermeintlich eindeutigen Spur gefolgt und dann doch irgendwo im Nirgendwo gestranded. Diese 45 Minuten sind jedoch keine verschwendete, sondern eine sinnlich verbrachte Zeit.

(Klaus Porst)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • C'mon
  • Dust
  • Ezekiel

Tracklist

  1. C'mon
  2. Blinded
  3. Dust
  4. Cold light
  5. Ezekiel
  6. Fever dream
  7. Grounded
  8. Madrid
  9. Leviathan
  10. The rush/Let go
  11. Butterflies
  12. In time
Gesamtspielzeit: 43:42 min

Im Forum kommentieren

Cayit

2024-10-17 10:57:00

Ganz großartiges Album - DUST klingt wie Moderat.

Armin

2024-10-16 20:06:34- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

ichreitepferd

2024-09-13 20:30:14

ganz großartiges Album - Madrid klingt wie ein astreiner Rival Consoles / Vessels Song.

Kai

2024-09-13 14:45:44

Album seit letzter Woche draußen.

Für Fans vom Bristol-Sound. Mochte das letzte Album, hat hier irgendwie niemand interessiert. Hier wird es wohl ähnlich sein aber vielleicht gefällt es ja doch dem ein oder anderen.

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