Finneas - For cryin' out loud!
Interscope / UniversalVÖ: 04.10.2024
Hit me soft
"Did you figure me out? / Who's the mystery now?" Ein Mysterium ist Finneas Baird O'Connell selbstverständlich nicht. Als "Billie-Eilish-Bruder" bekannt und maßgeblich mitverantwortlich für deren Welterfolg, fliegt seine Solo-Musik allerdings ein wenig unter dem Radar. Auch bei seinem zweiten Album kommt das nicht unbedingt von ungefähr: Die Bläser des recht eingängigen Titeltracks sind nämlich noch das Aufregendste an "For cryin' out loud!". Während in Zusammenarbeit mit Schwester Billie immer wieder Großartiges entsteht, verfängt O'Connell sich solo in öder Farblosigkeit. Das liegt einmal am müden Gesang – und andererseits daran, dass er auch beim Komponieren aus irgendeinem Grund volle Kanne auf Nummer sicher geht. Ohne richtig schlecht zu sein, sodass man sich wirklich darüber echauffieren könnte, steckt der Künstler fest im Mittelmaß.
Die Verwandtschaftsverhältnisse liegen derweil auch musikalisch auf der Hand: Den angesoulten Piano-Opener "Starfucker" kann man sich gut und gern aus der Kehle von Eilish vorstellen, deren Gesangslinien gerade in den Eröffnungsstücken ihrer Alben ähnlich aufgebaut sind. Als Co-Songwriter von unter anderem "Hit me hard and soft" bräuchte O'Connell sich auch dann nicht outen, wenn kein Mensch das aus den Medien wüsste. "Cleats" beginnt auf funkigem Bass, der gern "Lunch" wäre, und überführt ihn in einen netten, semi-rockigen Radio-Rahmen, vergisst dabei aber eine wirklich ausdrucksstarke Melodie. So wie hier versucht der Musiker immer wieder, seinen Bedroom-Pop mit Querverweisen auf die Oldie-Plattensammlung verschiedener Jahrzehnte aufzudonnern, zieht das aber weder konsequent durch, noch hilft es dem lauwarmen Songwriting. In "What's it gonna take to break your heart?" dauert es den halben Song, bis dieser ein eigenes Profil entwickelt, trotz fleißiger Rückendeckung durch eine seltsame Roboterstimme. Die eingeschlafenen Füße muss man zu diesem Zeitpunkt schon mit Gewalt wieder aufwecken und zum Mittanzen überreden.
Besser funktioniert der Eklektizismus in "Sweet cherries": Hier ignoriert O'Connell mal kurz die Spielregeln des Mainstreams und drückt den Song ab der Hälfte mittels Tempowechsel und intensiviertem Drama in eine gänzlich andere Richtung. Das macht zwar immer noch keine "Chihiro" daraus, aber Laune – und fährt ausnahmsweise mal die Vorhersehbarkeit zurück. Auch "Lotus eater", aus welchem das Eingangszitat stammt, ist in Melodieführung und Sound-Einordnung – souligem Indie-Rock mit Achtziger-Schlagseite – überzeugender geraten. Der große Rest des Albums jedoch ist tendenziell eher mutlos und matt. In "Family feud" wird O'Connell zwar richtig persönlich, versenkt den interessanten Text aber wie schon bei "Little window" oder "Same old story" in besinnlichem Balladen-Einmaleins. Man fragt sich aufrichtig, warum der indirekte Weltstar, dem doch alle Türen offenstehen müssten, sich nicht mehr traut, all-in geht. Allen beweist, dass er nicht nur ein Sidekick ist. Hater lassen sich schließlich mit Grammys und Oscars bewerfen! Aber hier soll niemand verletzt werden, höchstens gestreichelt. Oder in den Schlaf gesungen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Sweet cherries
- Lotus eater
Tracklist
- Starfucker
- What's it gonna take to break your heart?
- Cleats
- Little window
- 2001
- Same old story
- Sweet cherries
- For cryin' out loud!
- Family feud
- Lotus eater
Im Forum kommentieren
Armin
2024-10-16 20:05:49- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
MickHead
2024-10-02 12:23:06
Der amerikanische Singer-Songwriter Finneas Baird O'Connell aka "FINNEAS" aus L.A., veröffentlicht am 04.10. sein 2. Studioalbum "For Cryin' Out Loud!". Es folgt auf Das Debüt "Optimist" von 2021.
Der aktuelle Song gefällt.
Final Song vor dem Release "Lotus Eater"
https://www.youtube.com/watch?v=gTpMv-gK-lE&t=189s
"Cleats"
https://www.youtube.com/watch?v=9uZmdPdPDCk
"For Cryin' Out Loud!"
https://www.youtube.com/watch?v=LOcjP3bvy4A
Tracklist:
1. Starfucker
2. What’s It Gonna Take To Break Your Heart?
3. Cleats
4. Little Window
5. 2001
6. Same Old Story
7. Sweet Cherries
8. For Cryin’ Out Loud!
9. Family Feud
10. Lotus Eater
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Referenzen
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